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Robo Advisor und Filialvertrieb

Viele Sparkassen leiten ihre Kunden zum Deka-Robo bevestor weiter. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat stattdessen ihren eigenen Anlageservice namens fyndus eingeführt. Ein Interview mit Privatkundenvorstand Dr. Michael Meyer und Innovationsmanager Robin Nehring.


Vorstand Dr. Michael Meyer und Innovationsmanager Robin Nehring von der Stadtsparkasse Düsseldorf
„Unsere Kunden ticken in hybriden Logiken und nicht in schwarz-weiß oder online versus offline.“ Vorstand Dr. Michael Meyer (links) und Innovationsmanager Robin Nehring (rechts) haben uns die Antragsstrecke von fyndus vorgeführt.

BANKINGNEWS: Ihr digitaler Anlageservice fyndus basiert auf bevestor, präsentiert sich aber im Corporate Design der Stadtsparkasse Düsseldorf und auf einer eigenen Website. Warum dieser „Sonderweg“?

Dr. Michael Meyer (MM): Unsere Kunden ticken in hybriden Logiken und nicht in schwarz-weiß oder online versus offline. Wir möchten nicht die beste reine Online-Bank sein, sondern eine exzellente Multikanal-Bank. fyndus ist Teil des Filialvertriebs, was uns von bevestor unterscheidet. Wir wollten außerdem die Parameter frei wählen, denn bei einer hybriden Lösung müssen Sie das Pricing entsprechend anpassen. Zudem möchten wir nutzen, dass wir in Düsseldorf eine starke Marke sind. In Zeiten von DSGVO und Co. finden wir es darüber hinaus sinnvoll, dass wir Vertragspartner sind und nicht ein Dritter.

„Es geht um die Demokratisierung von Geldanlage“

Ist der Robo eine Möglichkeit, Menschen in die Filiale zu locken, die sich zunächst nur online mit Geldanlage beschäftigt haben?

MM: Es gibt sicher einen gewissen ROPO-Effekt. Wichtig ist, dass wir die systematische Vermögensanlage möglichst vielen Menschen zugänglich machen. Das spiegelt den gesellschaftspolitischen Auftrag einer Sparkasse wider. Es geht um die Demokratisierung von Geldanlage. Zunehmend erwarten unsere Kunden eine hohe Transparenz und „digitale Bequemlichkeit“, ohne dabei auf die persönliche Beratung verzichten zu müssen. Genau das ist unsere Strategie und genau dort setzen wir mit fyndus an. Somit ist es ein Angebot für alle unsere Multikanalkunden, hierzu zählen auch Private Banking und ältere Kunden.

Bei bevestor ist der Einstieg ab 1.000 Euro möglich, bei fyndus erst ab 5.000. Widerspricht das nicht dem Anspruch, die Geldanlage zu demokratisieren?

MM: Die Einstiegshürden in der klassischen Vermögensverwaltung sind ungleich höher. Bei einer Einmalanlage erachten wir 5.000 Euro als eine sehr vernünftige Einstiegsgröße. Darunter haben andere Anlageformen wie Sparpläne eine höhere Relevanz. Klassischerweise haben unsere Kunden ihr Vermögen oft noch in Einlagenprodukten. Doch die Spareinlage ist in der wahrscheinlich noch länger anhaltenden Zinsphase nicht das Richtige, um die Altersvorsorge abzudecken – das Wertpapiersparen hingegen schon.

„Bei finanzieller Bildung herrscht Verbesserungsbedarf“

Fehlt jüngeren Kunden – neben dem erforderlichen Vermögen – das Bewusstsein dafür, worauf es beim Vermögensaufbau im aktuellen Zinsniveau ankommt?

MM: Ja, das Bewusstsein muss definitiv noch stärker ausgeprägt werden. Und es ist ein weiterer gesellschaftspolitischer Auftrag der Sparkassen, dafür zu sensibilisieren. Das Motto „Das ist ja noch ganz weit weg.“ ist eine dramatische Fehleinschätzung. Wir müssen die Hürden möglichst niedrig legen – fyndus ist eine Möglichkeit.

Also müssen Kreditinstitute und Politik beim Thema Finanzbildung noch eine Schippe drauflegen?

MM: Ja. Wenn Sie sich anschauen, mit welchem Curriculum man das Abitur absolviert, sind die lebensnahen Finanzthemen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Bei finanzieller Bildung herrscht Verbesserungsbedarf.

Welche Zielgruppe stand bei Ihrer Planung im Fokus und wer nutzt nun tatsächlich den Service?

Robin Nehring (RN): Das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren, 44 Prozent bewegen sich in der Altersspanne von 40 bis 60, nur 17 Prozent sind unter 30. Das haben wir auch so erwartet. Es spiegelt die Quersumme unserer Kunden wider. Wir können ein gutes Gefühl hinsichtlich unseres Modells haben, aber wir müssen auch die Kunden fragen. Daher haben wir den Service im Vorfeld mit unseren Kunden zusammen verprobt. Im Dezember 2017 haben wir eine GfK-Umfrage mit 510 online-affinen Kunden durchgeführt. Sie hat ergeben, dass 60 Prozent den Abschluss in der Filiale wünschen. Weitere 17 Prozent bevorzugten den Erstkontakt in der Filiale und den anschließenden Online-Abschluss. Also wollten insgesamt 77 Prozent einen persönlichen Kontakt zum Berater. Der hybride Kunde ist bei uns die klare Mehrheit, bei einer Direktbank kann das anders aussehen. Gemeinsam mit den Kollegen in Frankfurt wird das Produkt iterativ weiterentwickelt. Aktuell haben wir alle drei Monate ein neues Release. Wir profitieren davon, die technischen Weiterentwicklungen von bevestor zu integrieren und gleichzeitig über eigene strategische Themen nachdenken zu können, wie etwa darüber, das Portfoliomanagement selbst zu übernehmen.

Wie lange hat es gedauert, die Lösung auf Ihre Bedürfnisse anzupassen?

MM: Wir sind im Oktober 2017 gestartet mit dem Ziel, in fünf Monaten live zu gehen. MiFID II und DSGVO haben für eine Verzögerung gesorgt, da deren Umsetzung Priorität hatte. Und so kam der Start im September 2018.

„Wir springen nicht auf jedes Thema auf“

Wie ist das Innovationsmanagement in Ihrem Haus strukturiert?

RN: Das Screening findet zentral statt. Wir halten jedoch keine Forschung und Entwicklung vor, sondern greifen auf Ressourcen der Gruppe zurück – wie etwa den Sparkassen Innovation Hub. Wenn ein Projekt wie fyndus vom Vorstand beschlossen wurde, stellen wir interdisziplinäre Teams zusammen. Wir springen nicht auf jedes Thema auf, sondern nur auf solche, die eine Relevanz für unser Haus und einen hohen Mehrwert für unsere Kunden aufweisen.

Glauben Sie, dass weitere Institute der Gruppe Ihrem Beispiel folgen und einen Robo im „Sparkassen-Look“ anbieten?

MM: Der Austausch ist gerade zwischen den großen Sparkassen sehr intensiv. Durch das Regionalprinzip haben wir die Möglichkeit, uns wettbewerbsfrei auszutauschen. Ich gehe davon aus, dass wir nicht die letzte Sparkasse mit einer eigenen Lösung sein werden. Aber gerade kleinere Institute müssen sich überlegen, ob sie die Manpower dafür haben. Wenn das nicht der Fall ist, macht ein anderer Weg möglicherweise mehr Sinn.

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