Mobile Wallet: Was fehlt, ist die Definition

Reden Menschen über den mobilen Zahlungsverkehr, so ist der Schritt zum „Mobile Wallet“, der in zwischen zu einem Mega-Hype avanciert ist, nicht mehr weit. Aber was ist dieses Mobile Wallet überhaupt? Wird es sich jemals durchsetzen können? Jeder Anbieter eines sogenannten Wallets definiert dieses nach seiner Position in der Wertschöpfungskette anders. Durchgehender Bestandteil aller Mobile…


Reden Menschen über den mobilen Zahlungsverkehr, so ist der Schritt zum „Mobile Wallet“, der in zwischen zu einem Mega-Hype avanciert ist, nicht mehr weit. Aber was ist dieses Mobile Wallet überhaupt? Wird es sich jemals durchsetzen können?

Jeder Anbieter eines sogenannten Wallets definiert dieses nach seiner Position in der Wertschöpfungskette anders. Durchgehender Bestandteil aller Mobile Wallets ist aber eine Bezahlfunktion – dieser kleinste gemeinsame Nenner ist sicher unbezweifelt und soll hier auch als kleinster gemeinsamer Nenner oder Klammer dienen.

 

Als Mobile Wallets kommen daher in Deutschland unter anderem in Frage:

– PayPal
– Yapital
– SQWallet
– Kesh
– PayCash
– paij
– O2
– mpass
– Telekom
– myWallet
– Targobank
– Edeka & Netto
– Postpay
– myTaxi

Nun kann man sagen: Was für ein Quatsch – wer braucht denn so viele Wallets? Die einfache Antwort ist: Alle braucht keiner, aber jede einzelne Lösung hat ihre Berechtigung.

Warum ist das so?

Ich glaube nicht an die eine super Mobile Wallet mit der alle für die Wallet relevanten Use-Cases abgebildet werden und die alle Nutzer und Anbieter glücklich macht. Im Gegenteil, ich glaube an die Vielfalt der Wünsche und an die Macht des klaren und erkennbaren Kundennutzen.
Schauen wir uns einige Analogien an:

Mobile Banking

Wie viele verschiedene Mobile Banking Apps gibt es im Appstore? Wahrscheinlich mehr als 50. Und ist das schlimm? Nein, da der Nutzer sich die für ihn passende Lösung seiner Bank oder eines neutralen Anbieters sucht. Ähnlich wird es mit den Mobile Wallets passieren: Nutzer entscheiden sich für ihren Favoriten.

Einzel-Dienste statt Schweizer Taschenmesser

Aktuell ist das „Entpacken“ von gewachsenen Diensten in Einzel-Apps angesagt (Keep it Simple statt Feature-War).  Diesen Trend machen aktuell die erfolgreichen Player wie Facebook (Messenger, Paper, Facebook), Foursquare (Swarm, Foursquare) oder Google (Google Apps, Google Tabellen, Google Docs) noch vor. Letztlich nicht überraschend, da der bereits mehr als fünf Jahre Apple-Claim „there is an App for that“ weiterhin sehr richtig ist.

Was heißt das für Mobile Wallets: Auch hier werden es die Schweizer Taschenmesser Ansätze sehr schwer haben. Will heißen: Loyalty, CheckIn, Angebote, Bezahlen, Indoor-Navigation, Schlüssel, Ausweis, Tickets etc. in nur einer App ist kein Erfolgsrezept.

Es ist ein Spiel der Schnittstellen

Mein persönlicher Favorit eines mobilen Wallets besteht aus vielen kleinen Apps, die meine persönlichen Use-Cases abbilden und die über smarte Schnittstellen miteinander verbunden sind. Welche in Teilen miteinander verbunden „Mini-Apps“ aus dem Featureangebot der Mobile-Wallets  ich mir wünschen würde, finden Sie in der nebenstehenden Infobox. Wie so oft scheint es mir aktuell so, dass die Anbieter der Mobile Wallets sich und ihre eigenen Vorstellungen vor die der Nutzer stellen. Und natürlich verstehe ich, dass es vor allem darum geht, wem der Nutzer „gehört“ und wer diesen im ersten Zugriff hat. Nur scheint es mir aktuell so, dass die Nutzer in dem Spiel nicht mitmachen und es so im „mobile Wallet War“ keinen Sieger geben wird. Also: There is an app for every usecase und der Rest sind APIs.

André M. Bajorat beschäftigt sich schon seit 1996 mit Payment und Banking. Als ehemaliger Geschäftsführer von giropay und MdGl bei Star Finanz berät er heute als freier Berater und ist zudem Co-Founder von figo – Anbieter einer Online-Banking API.