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Mario "Two-Face" Draghis neuer Job

Auf die Europäische Zentralbank und Mario Draghi wartet doppelte Arbeit: Denn nun soll das Kreditinstitut auch noch die Bankenaufsicht übernehmen – eine Aufgabe, die sich auf den ersten Blick nicht wirklich mit den ursprünglichen Tätigkeitsfeldern vereinbaren lässt. Als der Comic-Zeichner Bob Kane und der Autor Bill Finger im Jahre 1942 die Figur des Harvey „Two-Face“…


Auf die Europäische Zentralbank und Mario Draghi wartet doppelte Arbeit: Denn nun soll das Kreditinstitut auch noch die Bankenaufsicht übernehmen – eine Aufgabe, die sich auf den ersten Blick nicht wirklich mit den ursprünglichen Tätigkeitsfeldern vereinbaren lässt.

Als der Comic-Zeichner Bob Kane und der Autor Bill Finger im Jahre 1942 die Figur des Harvey „Two-Face“ Dent für das Batman-Universum erschufen, hatten sie sicherlich keine Ahnung, dass die Probleme eines Menschen im Umgang mit der Dualität ein immer wieder gerne verwendetes Motiv in der Populärkultur darstellen würde. Die Figur leidet an einer mehr als offensichtlichen Persönlichkeitsspaltung und einer nicht zu übersteigenden Affinität zu der Zahl „2“. Betrachtet man die neuen Aufgaben, mit denen sich Mario Draghi konfrontiert sieht, dann möchte man meinen, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank demnächst eine Art Doppelleben führen muss, um die alten und die neuen Herausforderungen entsprechend angehen zu können. Denn seit November soll die Einrichtung zusätzlich noch die Bankenaufsicht übernehmen. Es existiert ja die Vorstellung, dass Gegensätze sich anziehen. Hier handelt es sich um gegensätzliche Aufgaben – ob diese sich anziehen, bleibt abzuwarten. Ihre Bedeutung ist für die Branche und für die europäische Währungsunion in jedem Fall von größter Wichtigkeit.

Wächst hier zusammen, was nicht zusammen gehört?
Die größte Frage, die sich nun stellt, lautet: Wie sind die neuen Aufgaben der EZB mit den alten in Einklang zu bringen? Wächst hier vielleicht zusammen, was gar nicht zusammen gehört? Problematisch wird es nämlich, wenn die EZB die Risikoeignung an den Finanzmärkten beeinflusst, obwohl es derzeit in Bezug auf die Geldpolitik durchaus erstrebenswert wäre, wenn mit größerem Risiko investiert würde. Da Draghi und Co. nun aber die Aufsicht über die Banken übernommen haben, muss sie die Kreditinstitute vor großen respektive unkalkulierbaren Risiken bewahren. Hier zeigt sich die neue ambivalente Struktur im Aufgabengebiet des EZB-Präsidenten.

Neues Domizil – Zwei Türme für zwei Aufgaben?
Mario Draghi sieht sich definitiv in der nächsten Zeit einem Interessenkonflikt ausgesetzt. Die Lösung dieser Schwierigkeit kann er eigentlich nur erreichen, wenn er dem dualistischen Anforderungsprofil mit einer Art und Weise gegenübertritt, welche die Nichtvereinbarkeit der gegebenen Aufgaben so wenig wie möglich in den Vordergrund rückt. Ironischerweise besitzt der neue Sitz der Europäischen Zentralbank nicht mehr nur einen, sondern – Sie ahnen es wahrscheinlich bereits – zwei Türme. Vielleicht sollten wir dies als göttliches Zeichen verstehen, dass die Einrichtung nun überirdischen Auftrag erhalten hat, die europäische Finanzpolitik zu steuern, Risiken zu verhindern und im besten Falle, sich dabei nicht selbst in die Quere zu kommen. Na, dann viel Erfolg dabei! Auch wenn das Prinzip „Ursache – Wirkung“ auf eine harte Probe gestellt wird.
Übrigens: Seinen ersten Auftritt in einem Batman-Comic hatte der notorische Bösewicht Harvey Dent in der Geschichte „Two-Face strikes twice“ – wahrlich, ein programmatischer Ausdruck für Mario Draghis kommendes Tätigkeitsfeld.

Foto: IgorZakowski über istockphoto.de