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Banken-Kommunikation hat noch viel Luft nach oben

Der European Accessibility Act (EAA) wird 2025 verbindlich. 2024 müssen sich Banken schon darauf einstellen, denn ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln.


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Im Juli 2021 wurde der European Accessibility Act (EAA) mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ins nationale Recht überführt. Der EAA schreibt digitale Barrierefreiheit für private Unternehmen vor, sodass alle Menschen digitale Angebote wie Websites oder Apps nutzen können. Die Richtlinie hebt die Bedeutung von Zugänglichkeit für alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten, hervor.

Verständlichkeit als Herausforderung für Banken

Für Geldhäuser bedeutet das konkret: Ab 2025 müssen sie ihre Kunden verständlich informieren. Das Sprachniveau B2 und die ISO-Norm für Einfache Sprache werden damit verpflichtend. Das B2-Sprachniveau steht allgemein für Kenntnisse, die eine selbstständige Sprachverwendung mit Muttersprachlern und Verständnis von anspruchsvollen Texten wie etwa Fachtexten umfasst. Die ISO-Norm für Einfache Sprache dagegen enthält Empfehlungen für eine verbesserte schriftliche Kommunikation. Das BFSG gilt für Produkte wie etwa Selbstbedienungsterminals und Dienstleistungen, die nach dem 28. Juni 2025 herausgegeben werden. Zu den Dienstleistungen zählen auch Bankdienstleistungen.

Viel passiert ist bisher noch nicht. Die Agentur Wortliga veröffentlichte Anfang Dezember eine Studie zu der Sprache in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der 37 größten Banken im DACH-Raum. Das Fazit: Keine der untersuchten Banken in Deutschland, Österreich oder der Schweiz scheint auf das Gesetz eingestellt zu sein – dabei haben Kunden in der Schweiz es am leichtesten, während es in Österreich die meisten Probleme gibt. Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) kritisiert, dass Banken-Kommunikation allgemein zu komplex und nicht ausreichend alltagstauglich ist.

Sechs deutsche Banken in den Top 10

Immerhin: In den Top 10 des Rankings befinden sich insgesamt sechs deutsche Banken, darunter die Landesbank Baden-Württemberg (Platz 2), die Landesbank Hessen-Thüringen (Platz 3), die Norddeutsche Landesbank (Platz 5), die Landwirtschaftliche Rentenbank (Platz 6), die Landesbank Berlin (Platz 8) und die NRW.Bank auf Platz 9.

In der Studie wurden die AGB auf ihr Sprachniveau analysiert. Nur eine Bank erreicht aktuell das Niveau C1, die Landwirtschaftliche Rentenbank. Doch selbst C1 befindet sich noch eine Stufe über dem angeordneten B2-Niveau. Auch der Lesbarkeitsindex wurde auf einer Skala von 0 bis 100 überprüft. Die Raiffeisen Schweiz, die im gesamten Ranking Platz 1 erreicht, erhielt hier 30 Punkte. Im Großen und Ganzen erreichten deutsche Banken durchschnittlich einen Lesbarkeitsindex von etwa 18 Prozent, während Schweizer Geldhäuser circa 21 Prozent und österreichische Institute circa 14 Prozent erreichten.

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