EZB: Aussichten für Finanzstabilität weiter trübe

Mehr Restriktionen bei der Finanzierung und sich verschlechternde Rahmenbedingen wirken sich zusehends auf die Realwirtschaft aus. Voll zum Tragen kommen die Effekte aber noch nicht. Zu diesem Schluss kommt der neue EZB-Finanzstabilitätsbericht.


EZB-Gebäude mit Skyline von Frankfurt im Hintergrund
kontrast-fotodesign

In dieser Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht veröffentlicht. Diesem zufolge sind die Aussichten für den Euroraum nach wie vor eingetrübt. Als Gründe führt sie die restriktiveren Finanzierungsbedingungen in einem Umfeld schwachen Wachstums, die hohe Inflation und erhöhte geopolitische Spannungen an. 

„Die schwachen Konjunkturaussichten und die Folgen der hohen Inflation beeinträchtigen die Schuldendienstfähigkeit der Privathaushalte, Unternehmen und Regierungen,“ so EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Da die Wirtschaft neben wachsender Unsicherheit und zunehmender geopolitischer Spannungen auch mit einer Phase höherer Zinsen konfrontiert ist, müsste man weiter wachsam bleiben, so de Guindos. 

Worauf müssen sich Banken im Euroraum einstellen? 

Die EZB hat drei Faktoren ausgemacht, die Finanzinstitute in ihren Kalkulationen berücksichtigen sollten. Erstens ist mit einem Anstieg der Refinanzierungskosten zu rechnen: Da Banken die höheren Zinsen nun allmählich an die Einleger weitergeben und sich die Zusammensetzung der Refinanzierung zunehmend weg von täglich fälligen Einlagen und hin zu höher verzinsten Termineinlagen oder Anleihen verlagert.  

Zweitens dürften sich die höheren Schuldendienstkosten in einem schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld negativ auf die Qualität der Bankaktiva auswirken. Und drittens ist in Anbetracht der höheren Kreditzinsen im Verbund mit einer geringeren Kreditnachfrage und strengeren Kreditvergaberichtlinien ein erheblicher Rückgang der Kreditvolumen zu erwarten. 

Insgesamt sei das Bankensystem im Euroraum jedoch gut aufgestellt, um diesen Risiken standzuhalten, so die EZB. Wichtig sei jedoch, dass die noch ausstehenden Elemente der Basel-III-Reformen gewissenhaft umgesetzt und die Bankenunion vollendet werde.  

Um die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems zu verbessern, sollte nach Ansicht der EZB insbesondere eine umfassende und entschlossene politische Reaktion auf strukturelle Verwundbarkeiten im Nichtbankensektor erfolgen, um beispielsweise Liquiditäts- oder Überschuldungsrisiken zu senken. 

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