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Wirecard – Es ist (fast) alles gesagt

Es ist ein Schaden für den DAX. Wer war nur so verantwortungslos und hat Wirecard in diesen edlen Club aufgenommen? Nein, der DAX ist immer noch ein vertrauenswürdiges Anlageziel. Für jedes einzelne Puzzleteil der Causa Wirecard sind in den letzten Tagen Experten aufgestanden, die es immer schon wussten, die die Schuldigen schnell ausfindig machen konnten…


Die Causa Wirecard und das Märchen von den 1,9 Milliarden Euro. Viel ist schon dazu gesagt worden.

Es ist ein Schaden für den DAX. Wer war nur so verantwortungslos und hat Wirecard in diesen edlen Club aufgenommen? Nein, der DAX ist immer noch ein vertrauenswürdiges Anlageziel.

Für jedes einzelne Puzzleteil der Causa Wirecard sind in den letzten Tagen Experten aufgestanden, die es immer schon wussten, die die Schuldigen schnell ausfindig machen konnten und natürlich selber keine handfesten Lösungen parat haben.

Die BaFin ist schuld, Braun hätte früher zurücktreten müssen, die Art und Weise, wie er zurückgetreten ist, schadet dem Unternehmen weiter. Die Liste dessen, was wir über Wirecard lesen konnten, könnte kontroverser nicht ausfallen. Inklusive derer, die sich jetzt ins Rampenlicht stellen und sagen: „Ich habe es immer schon gewusst“.

Fraglich bleiben in jedem Fall zwei Aspekte. Vor vielen Monaten berichtete die Financial Times (FT) von Unregelmäßigkeiten bei Wirecard. Detektive wurden eingeschaltet. Die Unternehmensleitung sprach von einer gezielten Kampagne gegen Wirecard. Die FT beschuldigt Wirecard, Wirecard beschuldigt die FT. Aus heutiger Sicht ein PR-Desaster. Heute scheint da wirklich was im Argen zu liegen. Immerhin mit einem Wert von signifikanten 1,9 Milliarden Euro!

Vielleicht war es das, was der FT zugespielt wurde. Warum findet man diese Position erst jetzt? 1,9 Milliarden Euro – eine Zahl, die in jeder Bilanz, in jedem T-Konto und in jeder Excel-Spalte auffallen müsste. Vor allem wenn zwei der größten Wirtschaftsprüfer auf die Zahlen schauen. KPMG und EY haben hier scheinbar keinen guten Job gemacht. Es ist das Märchen von den 1,9 Milliarden Euro.

Und wenn Wirecard einem Betrüger aufgesessen ist, mag das dramatisch sein. Hätte aber durchaus weniger Schaden für Wirecard auslösen müssen, wenn man der Sache früher und intensiver nachgegangen wäre, statt sich über Monate in die Opferrolle zu begeben. Blöd nur, dass Wirecard jetzt in vielfacher Hinsicht Opfer bleibt.

Allerdings: 1,9 Milliarden weniger im Töpfchen, sind 1,9 Milliarden weniger. Weniger Erfolg, weniger Umsatz, weniger von was? Auf jeden Fall weniger. Deutlich weniger von dem, was man an Erfolgszahlen so rausgehauen hat.

Und was sind schon 1,9 Milliarden Euro, wenn man sich vom Höchststand der Wirecard (191,30) die gewaltige Marktkapitalisierungsvernichtung an der Börse ansieht. Für den Stichtag 22. Juni 2020 immerhin die unvorstellbare Summe von über 22 Milliarden Euro!

Aber dieses Weggucken bei großen Zahlen, die einem Unternehmen dann doch auf die Füße fallen, kennen wir ja. Sie erinnern sich? Kerviel, die Société Générale und die 4,9 Milliarden. Die hat ja auch niemand gesehen. Vielleicht, weil man bei so großen Zahlen immer genau dann wegguckt, wenn sie zum Erfolg gerade gut dazu passen…

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