Ein finaler Weckruf an die Branche

Neue Bezahlverfahren erscheinen auf der Bildfläche und die deutschen Banken haben ein Problem, sich darauf einzustellen.


Beim „Wallet War“, dem Krieg um den Geldbeutel des Kunden, haben ausschließlich FinTech-Unternehmen und die Internetgiganten wie Apple, Google und PayPal die Lufthoheit.

Dass die Ideen und Konzepte meist nicht aus Deutschland kommen, zeigen die vielfach verwendeten Anglizismen. Auch das neue bankeigene Online-Bezahlverfahren kommt mit dem Namen „PayDirekt“ im besten Denglisch daher.

Wer schläft, hat schon verloren

Abseits solcher Details ist die Ausgangssituation in den drei Bereichen Mobile Payment, P2P (Instant Payment) und Online Payment grundverschieden. Beim Online-Bezahlen läuft man dem vor über 10 Jahren enteilten Wettbewerber PayPal hinterher. Mobile Payment das Bezahlen mit dem Handy an der Kasse dagegen wird anscheinend nicht ernst genommen, wodurch sich die Geschichte wiederholen könnte. Apple und Google stehen vor der Tür und werden 2016 möglicherweise den Markt ohne Widerstand besetzen können. Am besten für die Banken sieht es vielleicht noch bei P2P, den Instant Payments, aus. Den Angreifern fehlt noch das schlüssige Konzept. Aber auch das ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Dabei zu hoffen, dass neue Lösungen durch regulatorische Maßnahmen der Bankenaufsicht ausgebremst werden, hat sich bisher als Trugschluss erwiesen.

Ein finaler Weckruf

Im Zahlungsverkehr erodieren die Erlöse. Trotzdem ist das Ganze für den Handel ein Nullsummenspiel. Den Ersparnissen bei den Transaktionsgebühren stehen ständig steigende Kosten für die Kundenbindung gegenüber. Google hat sein Mobile Payment gerade wieder neu justiert. Loyalty-Komponenten haben jetzt eine zentrale Funktion. Noch dürfen die Banken dort als Zahlungsdienstleister auftreten. Wie schnell sie ersetzt werden, demonstriert Apple gerade in Australien, Kanada und Spanien. Apple Pay startet dort mit American Express, statt mit den Kreditkarten der Banken. In Deutschland plant die American Express Tochter Payback den Einstieg in das Mobile Payment. Ein finaler Weckruf!

Welche Handlungsalternativen gibt es unter diesen Umständen für die Banken. Als erstes muss eine Entscheidung getroffen werden, ob man in die neuen Geschäftsfelder einsteigen will, oder doch nur Pure Player für Finanzdienstleistungen bleiben möchte. Eine Bank, die ihren Kunden Sicherheit und eine digitale Identität im Internet anbietet, kann auch Kunden von Banken ansprechen, die solche Dienstleistungen nicht im Portfolio haben. Die Erweiterung des Angebots ist, betrachtet man einmal Paydirekt, alternativlos. Wenn ein Kunde beispielsweise bei einem neuen Händler sich mit Hilfe von Paydirekt gar nicht mehr anmelden muss, weil das System alle notwendigen Daten im Hintergrund direkt übermittelt. Mit welchem System wird er wohl bezahlen? Welches Bezahlverfahren wird ein Händler priorisieren, wenn es eines gibt, mit dem er deutlich mehr Neukunden gewinnt?

Außerdem müssen die Banken entscheiden, ob sie im Zahlungsverkehr weiterhin eigene Ressourcen einsetzen wollen. Für bargeldlose Zahlungen am POS, ist die Karte das zentrale Medium. In Zukunft könnten es Smartphones oder Uhren sein. Wenn die Banken die dahinter stehenden Ökosysteme nicht aktiv mitgestalten, müssen sie dort die geltenden Spielregeln akzeptieren. Weiterhin sollten die Banken ein Interesse an einer großen Angebotsvielfalt im Mobile Payment haben. Andernfalls stehen Sie einem Oligopol von Apple und Google gegenüber.
Der Launch von Paydirekt sowie die Einführung der kontaktlosen Girocard sind auf jeden Fall die richtigen Schritte!

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