„Eine App als ganzheitliche Lösung für den deutschen Mittelstand“

Carlos Gómez-Sáez, Vorsitzender der Geschäftsführung der VR Payment GmbH, über die neue App VR-pay:Me und warum Deutschland eine neue Mobile-Payment-Lösung braucht.


EHI-Kartenkongress im Mai 2019
BANKINGNEWS-Redakteur Tobias Schenkel (links) mit VR Payment-Geschäftsführer Carlos Gómez-Sáez auf dem EHI-Kartenkongress im Mai 2019 in Bonn.

BANKINGNEWS: Welche Idee steckt hin­ter VR-pay:Me? Mit welcher Intention sind Sie an die Entwicklung der App gegangen?

Carlos Gómez-Sáez: Wir haben festgestellt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen spezielle Lösungen brauchen, die auf ihre besonderen Bedürfnisse und die Anforderungen des deutschen Markts ausgerichtet sind. Wir sind schon lange im POS-Geschäft tätig und beim Thema Mobile Payment ist die Frage ganz einfach: Welche Zahlungsinstrumente werden in Deutsch­land akzeptiert? Wir wollten eine mobile Bezahllösung für Händler schaffen, die auf Deutschlands meistgenutzter Karte, der Gi­rocard, basiert – anders als etwa iZettle oder SumUp, die nicht über die deutsche Girocard abwickeln, bestimmt auch, weil die Sicher­heits- und Zertifizierungsanforderungen an die Girocard relativ hoch sind. Das war für uns der Antrieb zu sagen, wir als Unterneh­men der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken müssen für KMU eine Alternative bieten. Wir wollten eine App bauen, die Girocard-tauglich ist, um eine ganzheitliche Akzeptanzlösung für den deutschen Mittelstand zu etablieren.

Sie haben SumUp und iZettle erwähnt. Warum sollten Kunden auf VR-pay:Me umsteigen?

Umsteigen sollten die Händler, die auf das meistgenutzte deutsche System für bargeld­losen Zahlungsverkehr setzen. Es sind immer­hin 110 Millionen Girocards in Deutschland im Umlauf. Das allein zeigt, wie groß die Bedeutung der Karte hierzulande ist.

Welche Vorteile bringt Ihre App den Händ­lern?

Die App ist intuitiv zu bedienen, das Beleg­management läuft komplett digital und im Backend können Umsätze und Transaktions­zahlen in Echtzeit eingesehen werden. Sie ist kostengünstig, bedarf keiner Vertragslaufzeit, unterstützt die Girocard sowie alle anderen Kredit- und Debitkarten der verschiedenen Kartenorganisationen. Und sie kommt aus der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Somit stehen in jeder Volksbank Raiffeisenbank Berater und Ansprechpartner zur Verfügung.

Welche Kosten kommen auf Händler zu, wenn sie sich für Ihren Service entschei­den?

Es gibt verschiedene Modelle. Im Flex-Mo­dell zum Beispiel gibt es keine Vertragslaufzeit und keine monatlichen Grundkosten oder Ähnliches. Hier kostet eine Girocard-Trans­aktion durchschnittlich 0,185 Prozent des Umsatzes plus 20 Cent pro Transaktion.

Wie funktioniert die App im Detail?

Um eine Kartenzahlung zu akzeptieren, gibt der Händler einfach den Betrag in die App ein und aktiviert das dazugehörige Karten­lesegerät, über das die Zahlungsabwicklung läuft. Der Kunde führt die Karte wie gewohnt in das Terminal ein oder bezahlt kontakt­los. Nach erfolgreicher Transaktion kann der Händler den digitalen Beleg über die App an die E-Mail-Adresse des Kunden versenden – fertig. Technisch gesehen haben wir zwei Ebe­nen. Einmal die des Smartphones mit dem additiven Kartenlesegerät. Das Kartenlesege­rät verfügt über ein Secure PIN Pad. Es wird in Deutsch­land zertifiziert, freigegeben und sicherheitstech­nisch überprüft. So kann niemand im Nachhinein von einem Gerät Ihre PIN abgreifen, nachdem Sie gera­de dort gezahlt haben. Das ist ein kryptolo­gischer Mechanismus: Die PIN wird mit der gesamten Nachricht verschlüsselt. Sie wird auf Basis der verschlüsselten Informationen verifiziert, indem sie bei einer Girocard ent­weder online oder offline überprüft wird und erst dann wird die Zahlung freigegeben. Das ist der eine Teil, also die Kommunikation des Smartphones mit einem PIN Pad.

„Wir wollen wissen: Wie fühlt sich das für den Kunden an?“

Und die zweite Ebene?

Das ist sozusagen die unsichtbare Ebene, das was im Hintergrund abläuft. Es ist die Ver­bindung der App zu einem Payment-Server, der im Wesentlichen die gesamte Zahlungs­abwicklung, Verifikation und Autorisierung steuert. Das bedeutet, das Smartphone wird – technisch gesprochen – zu einem POS-Ter­minal, es bekommt die gleichen Informatio­nen und steuert die Kommunikation. Eine Terminal-ID je Device wird bei uns regis­triert und damit hat das Smartphone nach der ersten Inbetriebnahme Zugang zum Netzwerk. Darüber wird dann in einem ver­schlüsselten Kanal die Transaktion eingereicht und sie geht über den Pay­ment-Server an die zuständige Autori­sierungsinstanz. Das kann bei einer Girocard die Kopf­stelle eines jeweili­gen Verbands sein, und dahinter dann eine deutsche Bank. Bei der Kreditkarten­zahlung würde das über den Payment-Server beispielsweise direkt an Mastercard gehen, die das an den Kartenemittenten weitergibt. Von ihm kommt die Autorisierung. Die Autorisie­rungsnummer wird im Smartphone gespei­chert und taucht auf dem Transaktionsbeleg auf, der dem Endkunden nach dem Einkauf zur Verfügung gestellt werden kann.

Kann ich die App auf jedem Smartphone installieren?

Sobald die App offiziell gelauncht ist: Ja. Die App wurde für iOS und Android ent­wickelt. iOS ist im Apple-Ökosystem ent­halten, VR-pay:Me kann daher auf einem iPhone installiert werden. Bei Android gibt es unterschiedliche Varianten und viele ver­schiedene Hardware-Konstellationen. Nicht zuletzt deshalb pilotieren wir die App aktuell mit ausgewählten Händlern, um verschiedene Hard- und Software-Szenarien real zu testen.

Sie sprachen von einer Pilotphase. Wie lang soll diese gehen und was genau soll getestet werden?

Die Pilotphase geht bis Ende Juni. Wir wol­len Usability-Aspekte erproben und beson­ders Dinge, die erst nach mehrtägiger Nut­zung ans Tageslicht kommen, etwa wenn der Händler eine Transaktion nachverfolgen will oder etwas für den Steuerberater exportieren möchte. Oder er möchte abgleichen, ob die Gutschriftenzahlungen auf seinem Konto mit dem übereinstimmen, was er wirklich herein­bekommen hat. Klar haben wir Excel-basierte Export-Tools mit drauf, aber wir wollen auch wissen: Wie fühlt sich das für den Kunden an? Wir wollen die App und die gesamte Ab­wicklung mit den Händlern unter echten Be­dingungen testen, um sie besser zu machen.

Welche Kunden werden da angesprochen?

KMU. Vom Floristen um die Ecke bis zum Taxiunternehmer vor Ort haben wir unter­schiedliche Anwendungsfälle dabei. Nach der Pilotphase geben wir die App Anfang Juli frei.