Eine Revolution? Ja, aber…

Am 13. Januar des kommenden Jahres wird die neue „Payment Services Directive“ (PSD2) in Kraft treten. Sofern Kunden zustimmen, sind Banken angehalten, Kontodaten für Drittanbieter zugänglich zu machen. Die Stimmung der Nutzer ist gemischt.


„Mein Bruder sagte mir mal, dass nichts, was jemand vor dem Wort ‚aber‘ sagt, wirklich etwas zählt.“ Diesem Ausspruch konnten aufmerksame Zuschauer der preisgekrönten TV-Serie Game of Thrones lauschen, als Benjen Stark seinen Bruder Lord Eddard zitiert. Ein kluger Satz, der auch in der Finanzbranche eine Daseinsberechtigung hat.

In ein paar Monaten wird die von der Europäischen Kommission überarbeitete PSD2-Richtlinie Wirklichkeit. Doch haben Bankkunden ob dieser Tatsache ambivalente Gefühle. Im Juni dieses Jahres hat PricewaterhouseCoopers (PwC) 1.000 Deutsche befragt, wie es um ihre Bereitschaft steht, ihre Kontodaten Drittanbietern zugänglich zu machen. 67 Prozent sind der Studie nach einverstanden, wenn ihre Bank Informationen weitergibt. 33 Prozent votierten mit einem „Nein“. Wenig verwunderlich ist die Antwort bei der Gruppe der unter 30-Jährigen: Hier liegt der Anteil derer, die Drittanbietern einen Zugriff auf ihr Bankkonto erlauben würden, bei 86 Prozent. „Aus Kundensicht geht die Entwicklung klar weg von getrennten Bankdienstleistungen, die unabhängig voneinander verwaltet und gesteuert werden müssen, und hin zu einem Ökosystem verschiedener Dienstleister, die reibungslos und digital verknüpft miteinander interagieren. PSD2 ist der Katalysator für diese Entwicklung“, analysiert Peter Kleinschmidt, Leader Digital Financial Services bei PwC Deutschland. 67 Prozent haben also für ein „Ja“ gestimmt. Dieser nackte Wert mag den Anschein von Begeisterung erwecken, allerdings stellt die Studie heraus, dass nur sechs Prozent der Befragten eine grundsätzliche und somit eine bedingungslose Bereitschaft zur Weitergabe ihrer Daten besitzen. 38 Prozent der „Ja-Sager“ gaben an, dass sie nur dazu bereit seien, wenn ihr Konto vor dem Zugriff durch Unbefugte geschützt wird. 34 Prozent lassen ihrem „Aber“ die Bedingung folgen, dass ihre Daten sicher sind und der Datenschutz geklärt ist. Zudem muss der Umfrage nach jeder fünfte Kunde zunächst davon überzeugt sein, dass der Service eines potenziellen Drittanbieters überhaupt einen Mehrwert besitzt.

Diese Zahlen treffen auf einer anderen Ebene eine weitere Aussage: Banken genießen in Deutschland immer noch einen großen Vertrauensvorsprung. Digitales Banking wird interessanter, doch geht Sicherheit weiterhin vor. Folglich wird keiner der 67 Prozent der Weitergabe seiner Daten zustimmen, wenn die Bedingungen nach dem kleinen Wörtchen „aber“ nicht erfüllt sind. Ihr „Ja“ in dieser exemplarischen Studie wird gegenstandslos. Eddard Stark sieht das mit Sicherheit ähnlich.