M-Pesa: Mobile Payment in Kenia

Wovon viele in Deutschland und Europa träumen, ist in Kenia längst Realität. Mobile Payment ist hier ein Massenphänomen. Woran aber liegt es? Was in Deutschland und Europa noch ein visionärer Traum ist, ist in Kenia längst Realität. Mobile Payment hat die Mitte der Gesellschaft erreicht und sich fest etabliert. In Kenia bietet seit 2007 das…


Wovon viele in Deutschland und Europa träumen, ist in Kenia längst Realität. Mobile Payment ist hier ein Massenphänomen. Woran aber liegt es?

Was in Deutschland und Europa noch ein visionärer Traum ist, ist in Kenia längst Realität. Mobile Payment hat die Mitte der Gesellschaft erreicht und sich fest etabliert.

In Kenia bietet seit 2007 das Mobilfunkunternehmen Safaricom in Kooperation mit Vodafone M-Pesa an. M steht für Mobile und Pesa ist das Suaheli-Wort für Geld. Safaricoms erstes Ziel wurde übererfüllt. Statt der anvisierten 250.000 Neukunden ließen sich 1,6 Mio. registrieren. Vier Jahre später waren es stolze 15 Mio.

Allerdings treibt die Kenianer nicht das Verlangen, als cool und modern zu gelten. Sie nutzen M-Pesa aus purer Notwendigkeit. Anders als westliche Länder verfügt das ostafrikanische Land über keine ausreichende Bankeninfrastruktur. Zusätzlich besitzen viele Kenianer keine Kredit- oder Debitkarte. Auch über ein Bankkonto verfügen die meisten nicht. Geld zu überweisen war vielen schlicht und einfach nicht möglich. Genau diese Lücke füllte M-Pesa.

Um in den Genuss dieses Vorteils zu kommen, muss sich der Kunde erst einmal bei einem registrierten Agenten anmelden. Diese können Händler, Tankstellenbesitzer, aber auch Banken sein. Mittlerweile gibt es in Kenia fast 25.000 Agenten, bei dem der Kunde Geld einzahlen und abheben kann. Sobald Geld eingezahlt ist, kann es einfach per SMS überwiesen werden. Der Empfänger erhält einen Code und kann mit diesem Geld abheben. Damit übernimmt Safaricom Funktionen einer Bank. Manche bezahlen sogar Geld ein, ohne es überweisen zu wollen. Sie benutzen es als Konto und die Agenten als Geldautomaten. In Kenia ist das Netz der Agenten sehr engmaschig und in nahezu jeder Ecke des Landes kann man das Geld wieder abheben.

Geld einzuzahlen und abzuheben, ist kostenfrei. Gebühren fallen nur bei Transaktionen an. M-Pesa verdient sein Geld durch Transaktionsgebühren. Safaricom verdient nicht schlecht mit dieser Technik. 2011 setzte sie 12,9% ihres Gesamtumsatzes mit dem mobilen Geld um.

In einem Land, in dem die Bankenkultur nicht so stark ausgeprägt ist, stellt sich die Wirtschaft natürlich schnell auf die neuen Vertriebswege ein. Kenianer können mittlerweile selbst ihre Strom- und Wasserrechnung mobil bezahlen.

Warum setzte sich mobiles Bezahlen in Kenia so schnell durch, während in Deutschland seit Jahren über dieses Thema diskutiert wird? Bisher noch ohne relevante Ergebnisse. Die Antwort ist simpel. Der westliche Markt ist gesättigt von Finanzprodukten und der Mehrwert von mobilem Bezahlen via Smartphone ist vielen Mitbürgern nur schwer zu vermitteln. Es bedeutet in erster Linie ein Umstellen auf eine weitere Bezahloption und, wie viele Diskussionen zeigen, setzen viele Anbieter auf die NFC-Technologie. Allerdings sind bisher nur die wenigsten Smartphones mit dieser Technologie ausgestattet. Anders in Afrika. Zwar besitzen hier die meisten ebenfalls kein NFC-fähiges Smartphone, aber das Geld kann auch mit einem klassischen Handy überwiesen werden. Man benötigt keine App, eine einfache SMS reicht. Ist vielen aus dem Westen der Mehrwert nicht zu vermitteln, so verhält es sich bei Menschen aus unterentwickelten Ländern genau anders. Hier liegt der Mehrwert gerade auf der Hand.

Wen wundert’s, dass Vodafone diese Technik in Ländern wie Tansania, Südafrika, Indien und Ägypten eingeführt hat? Afghanistan soll bald folgen. Diese Länder haben eine ähnliche Bankeninfrastruktur wie Kenia. Das erste europäische Land, in dem Vodafone M-Pesa einzuführen versucht, ist Rumänien. Obwohl Rumänien ein EU-Land ist, besitzen dennoch viele Rumänen kein Bankkonto, allerdings ein Handy.