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Plötzlich auf der Überholspur

Die Instant Payment-Ankündigung der Sparkassen bringt neuen Fahrtwind für den Oldtimer Überweisung, der noch zu einem echten Renner werden könnte.


Haben Instant Payments das Potential, Dienste wie PayPal künftig weit hinter sich zu lassen?

Das Echtzeit-Überweisungsverfahren des EPC (European Payments Council) ging im November letzten Jahres an den Start, um dem etwas angestaubten Oldtimer Überweisung eine Generalüberholung zu verpassen, drohte er doch im Angesicht von Diensten wie PayPal zu einer Art Auslaufmodell zu werden. Mit Instant Payment ist es seitdem möglich, innerhalb von maximal zehn Sekunden Geld von einem aufs andere Konto zu überweisen – und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die angestrebte Euphorie blieb jedoch aus. Instant Payments funktionieren nämlich nur, wenn sowohl Zahler- als auch Empfängerkonto diesen Service unterstützen, was hierzulande bislang nur die HypoVereinsbank tat. Und so drohte Instant Payment seinerseits zu einem Auslaufmodell zu werden, bevor es sein volles Potenzial überhaupt ausspielen konnte.

Kundenkreis wächst

Die Ankündigung der Sparkassen, nun ebenfalls einzusteigen, verspricht jedoch neuen Fahrtwind. Immerhin erweitert sich der potenzielle Nutzerkreis somit um rund 50 Millionen Kunden, womit knapp die Hälfte aller deutschen Girokonten auf einmal instant-fähig sind. Das haben auch die Volksbanken und Raiffeisenbanken erkannt. In einer Stellungnahme heißt es hier, es sei „absehbar, dass das neue Zahlverfahren zunehmend an Marktbedeutung gewinnen wird.“

Entsprechende Produkte sollen daher im ersten Halbjahr 2019 kommen. Gerhard Bystricky, Head of Product Development Payments bei Instant-Pionier HypoVereinsbank, geht davon aus, dass ein Großteil der deutschen Banken bis zu diesem Zeitpunkt im Boot sein wird. Er sieht vor allem Potential im B2B-Bereich. Händler und Dienstleister könnten in Echtzeit bezahlt, Lieferungen nur Sekunden später eingeleitet werden.

Obergrenze von 15.000 € pro Transaktion

Einen faden Beigeschmack erzeugt hier nur die angesetzte Obergrenze von 15.000 Euro pro Transaktion. Bystricky ist jedoch zuversichtlich: „Die Betragsgrenze dürfte in den nächsten Jahren angehoben werden bzw. ganz entfallen. Im Rahmen einer Closed-User-Group besteht auch heute schon die Möglichkeit zwischen Banken / Institutsgruppen höhere Betragsgrenzen festzulegen.“

Privatkunden werden indes zwar keine Probleme mit der Obergrenze, wohl aber mit den geforderten Gebühren für jede Transaktion haben. Die Blitzüberweisung kostet bei der HypoVereinsbank momentan 50 Cent extra (außer für Kunden mit HVB ExklusivKonto), bei einigen Sparkassen dürfen es auch schon mal bis zu 9,99 Euro sein. Das wirkt im direkten Vergleich zu Services wie PayPal grotesk. Zwar muss eine 24-stündliche Erreichbarkeit seitens der Banken auch finanziert werden, jedoch dürfen die Kosten hierfür nicht beim Kunden landen.

Vorteile trotz zusätzlicher Kosten

Dies könnte auf lange Sicht den Erfolg von Instant Payments gefährden, obwohl es Vorteile gegenüber PayPal gibt. Ohne Umwege kann der Zahlungsempfänger z.B. unmittelbar nach der Transaktion über den vollständigen Betrag verfügen und diesen z.B. am Geldautomaten abheben. „Das Bankkonto des Kunden rückt damit wieder in den Mittelpunkt“, so Bystricky. Und was viele vergessen: Auch bei PayPal muss ein Verkäufer nach Erhalt des Geldes anteilig Gebühren zahlen. Ob aus dem Oldtimer Überweisung letztendlich also doch noch ein legendärer Klassiker wird, der seinen Markt revolutioniert, bleibt abzuwarten.