Verspätete Offensive mit paydirekt

Im August begann die Pilotphase und nun soll Ende dieses Jahres das neue Online-Bezahlverfahren paydirekt an den Start gehen. Für dieses Unternehmen haben sich Privat-, Genossenschaftsbanken und Sparkassen an einen Tisch gesetzt, um etablierten Anbietern wie PayPal Konkurrenz zu machen. Doch ist es nicht für eine derartige Offensive bereits zu spät?


Obwohl des Deutschen liebstes Zahlungsmittel noch immer das Bargeld ist, so lässt sich die exponentiell zunehmende Wichtigkeit von Online-Händlern und entsprechenden Zahlungsarten in unseren Grenzen nicht wegdiskutieren. Am Ende dieses Jahres soll nun das neue Internet-Bezahlverfahren paydirekt an den Start gehen. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation der deutschen privaten, genossenschaftlichen Banken sowie der Sparkassen. Das Vorgehen erweckt den Eindruck, dass man mit gebündelten Kräften den etablierten Anbietern nun Konkurrenz machen wolle. Von Anfang an dabei waren die Deutsche Bank, die Postbank, die Commerzbank, Comdirect, die HypoVereinsbank sowie die Volks- und Raiffeisenbanken. Auf den ersten Blick sieht das Projekt vielversprechend aus. Der zahlende Kunde benötigt nichts weiter als ein Girokonto, dass er nach der einmaligen Registrierung hinterlegt. Die Beträge werden dann automatisiert abgebucht. Die Entwickler von paydirekt werben damit, dass die Online-Shops keinen Zugang zu den sensiblen Informationen der Endverbraucher erhalten würden. Die Server stünden in Deutschland, so dass Daten nicht erst per Transatlantik-Breitbandkabel einmal den Globus umkreisen müssten. Auch die Kontaktaufnahme mit Händlern wolle man von Seiten des Bezahldienstes durch einen umfangreichen Reklamationsservice gewährleisten. Basierend auf diesen Ankündigungen kann Verbrauchern eigentlich nichts Besseres passieren. Aufgrund der durch die Spionageaffäre bekannt gewordenen Lecks im Bereich der Datensicherheit sehnen sich deutsche Zahler nach einem nach deutschem Recht agierenden Anbieter.

Vorteile für Händler

Die Händler versucht man damit zu locken, dass es eine „unmittelbare Zahlungsgarantie“ gibt und die Authentifizierung der Käufer durch die Geldhäuser erfolgt, bei denen der Kunde sein Girokonto besitzt. Kein Stress für Händler und kein Stress für Kunden? Klingt perfekt, aber selbstverständlich hat die Sache auch einen Haken, den Geschäftsführer Niklas Bartelt gegenüber Computer BILD äußerte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde man bis zum Ende des Jahres nicht jeden Händler davon überzeugen können, paydirekt in das gegebene Zahlungsportfolio aufzunehmen. Dies hat wiederum zur Folge, dass das diesjährige Weihnachtsgeschäft noch nicht großartig ins Gewicht fallen wird. Solange Online-Größen wie Amazon nicht zu den teilnehmenden Partnern gehören, handelt es sich bei paydirekt schlicht und ergreifend um eine Zahlungsmethode für Nischenanbieter.
Währenddessen verlautbart man auf Seiten von PayPal alles andere als ängstliche Töne in der Öffentlichkeit. Der Deutschland-Chef Arnulf Keese wies in der WELT eher auf die Problematik hin, dass  Geldhäuser bisher keinerlei Erfahrungen mit unzufriedenen Kunden hätten, deren bestellte Ware aber bereits ausgeliefert worden ist. Banken, die sich am Gemeinschaftsprojekt paydirekt beteiligen, sollten sich folglich bewusst machen, dass noch ein langer und steiniger Weg bis zur vollständigen Etablierung am Markt auf sie wartet.

Erneut einen Schritt zu spät?

Die deutschen Kreditinstitute wollen den Online-Bezahlmarkt erobern, während die etablierten Anbieter nicht stagnieren, sondern die nächste Entwicklung planen.  Das Bezahlen im Internet ist für sie ein mittlerweile standardisiertes Verfahren und sie überlegen stattdessen über effektive Zahlungslösungen mit dem Smartphone. Bei paydirekt ist eine derartige Komponente noch nicht vorgesehen. Somit versuchen Banken auf einen Zug aufzuspringen, der schon längst den heimischen Bahnhof in Richtung große weite Welt verlassen hat. Derzeit wirkt paydirekt wie eine verspätete Offensive, diesen Zug noch irgendwie einzuholen.

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