Silicon Germany: Wie wir die digitale Transformation schaffen

Autor: Christoph Keese Euro: 22,99 368 Seiten, gebunden ISBN: 978-3-8135-0734-8 Albrecht Knaus Verlag Wird Deutschland das neue Shenzhen, eine große Werkbank, die nur noch produziert, während wirkliche Innovationen nur noch im Ausland stattfinden? Oder gelingt uns die Digitale Transformation und der Sprung zum Silicon Germany? Diese Fragen versucht Christoph Keese, Vizepräsident des Axel-Springer-Verlags, in seinem…


Bildnachweis: Albrecht Knaus Verlag.

Autor: Christoph Keese
Euro: 22,99
368 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-8135-0734-8
Albrecht Knaus Verlag

Wird Deutschland das neue Shenzhen, eine große Werkbank, die nur noch produziert, während wirkliche Innovationen nur noch im Ausland stattfinden? Oder gelingt uns die Digitale Transformation und der Sprung zum Silicon Germany?

Diese Fragen versucht Christoph Keese, Vizepräsident des Axel-Springer-Verlags, in seinem Buch „Silicon Germany“ zu beantworten.  Dass Deutschland in Sachen Digitalisierung noch hinterherhinkt, steht für ihn dabei außer Frage. In seinem Buch, das als eine direkte Fortsetzung zu seinem Bestseller „Silicon Valley“ verstanden werden kann, geht der Autor mit der deutschen Innovationskraft hart ins Gericht. In einer Mischform aus Reportage, Analyse und politischer Streitschrift zeigt er die deutschen Schwachstellen auf, erforscht deren Herkunft und gibt Impulse, wie man diese beseitigen kann. Als wichtige Gründe für eine mangelnde Innovationsbereitschaft nennt der Autor die deutsche Industrie und  ihre stolze Ingenieurstradition: „Wir glauben, die Maschine ist perfekt, so, wie wir sie bauen“, zitiert er einen Stuttgarter Autoingenieur. Die deutsche Null-Fehler-Kultur sei in der heutigen Zeit oftmals ein Hindernis, da sie Nachbesserungen bei fehlerhaften Produkten und somit gleichzeitig die Möglichkeit für Verbesserungen und Weiterentwicklungen unmöglich mache. Die Stärken der deutschen Wirtschaft seien somit eng mit den Schwächen bei der Digitalisierung verbunden.

Silicon Germany oder Technikmuseum?

Zudem gebe es in Deutschland eine grundsätzliche Abneigung gegen das Digitale und eine beinahe romantische Vereehrung der mechanischen Welt. Keese fragt sich im letzten Kapitel sarkastisch, ob Deutschland in der Zukunft zur neuen Zeche Zollverein werden könnte, zu einem Technikmuseum, in dem Besucher aus den USA und Asien die längst veraltete Technik des 20. Jahrhunderts bestaunen werden. Um das zu verhindern seien vor allem Politik und Gesellschaft gefordert. Seine Forderungen nach einem Digitalministerium, Netzausbau und der Deregulierung von Innovationen sind zwar argumentativ überzeugend dargelegt, werden jedoch bereits seit Jahren in der deutschen Politik diskutiert und halten daher für informierte Leser wenig Neues bereit.

Die Zukunft der Finanzbranche wird im Buch nur sehr knapp diskutiert, doch auch hier zeichnet der Autor ein eher düsteres Bild, zumindest aus Bankensicht. An Stelle von Geldinstituten und ihren angebotenen Leistungen werden zukünftig einzelne Dienstleister treten, prophezeit Keese. Der Zahlungsverkehr sei in Zukunft dezentral organisiert, basiere auf der Blockchain-Technologie und erfordere somit keine Banklizenz mehr. Den traditionellen Geldhäusern falle in der digitalen Welt von morgen lediglich ein Nischenmarkt zu: Nur die Beratung von Privatkunden mit Technikaversion sowie Teile des Investmentbankings bleiben ihnen vorbehalten.

Fazit

Keese erfüllt mit „Silicon Germany“ sein selbsterklärtes Ziel, die Schwächen der deutschen Wirtschaft aufzudecken und liefert einen kritischen Blick in eine Vielzahl von Geschäftszweigen, bei dem bewusst die Autoindustrie als deutsche Vorzeige-Branche den Hauptfokus einnimmt. Der Vergleich zwischen Deutschland und Silicon Valley, einem Tech-Mikrokosmos innerhalb der USA, dessen Innovationskraft eher die Ausnahme als die Regel ist, fällt dabei jedoch nicht immer fair aus.