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Unabhängig? BlackRock erstellt Studie für die EU

Die Europäische Union hat BlackRock mit einer Studie zur besseren Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Bankenaufsicht beauftragt. Sorgt dieser Auftrag dafür, dass der Green Deal der EU zur Farce wird?


Bild zum Beitrag Unabhängig? BlackRock erstellt Studie für die EU,Waage, die Nachhaltigkeit gegen Geld aufwiegt

Die Europäische Union hat den Vermögensverwalter BlackRock damit beauftragt, zu untersuchen, wie die EU die ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance) am besten in die Bankenaufsicht integrieren könne. Konkret heißt das, dass Blackrock eine „Studie“ anfertigen soll, um die EU mit Informationen zu versorgen, wie die drei zentralen Faktoren zur Messung von Nachhaltigkeit und damit verbundene Risiken in die Geschäftsstrategien und Risikomanagementprozesse europäischer Banken integriert werden können.

Laut Europäischer Kommission konnte sich die Financial-Markets-Advisory-Einheit von BlackRock gegen acht andere Bieter durchsetzen. Der beratende Bereich von BlackRock ist unabhängig von der Investment-Abteilung, so ein Sprecher von BlackRock. Kann das tatsächlich so der Fall sein? Oder hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mal wieder „gutes Gespür“ für Berater bewiesen?

Von verschiedenen Organisationen kommt hierzu deutliche Kritik, so verurteilt etwa Finance-Watch-Geschäftsführer Benoît Lallemand „die Inkohärenz der Auswahl von BlackRock“.  „BlackRock ist ganz klar Richter in eigener Sache bei diesem Thema“, sagte Lallemand.

BlackRock ist der weltweite führende Vermögensverwalter und einer der größten Investoren in fossile Energien. Das Unternehmen wird immer wieder dafür kritisiert, Umweltfragen und Fortschritte in diesem Bereich zu blockieren. Eine „Guardian“-Analyse der Daten von ProxyInsight zeigt, dass BlackRock 82 Prozent der klimabezogenen Aktionärsbeschlüsse der Unternehmen, deren Aktien es zwischen 2015 und 2019 verwaltete, ablehnte oder sich enthielt.

Kam Anfang 2020 dann die Kehrtwende? Denn BlackRock CEO Larry Fink schrieb im jährlichen Brief an seine Geschäftsführerkolleginnen und -kollegen: „Wenn wir der Meinung sind, dass Unternehmen und ihre Führungsgremien keine aussagekräftigen Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen, beziehungsweise kein Rahmenwerk für den Umgang mit diesen Themen implementieren, werden wir die Unternehmensführung dafür zur Rechenschaft ziehen.“

Zudem möchte BlackRock Vorständen und Aufsichtsräten häufiger die Zustimmung verweigern, wenn sie beim Thema Nachhaltigkeit keine zufriedenstellenden Fortschritte machen.

Aber ganz abgesehen von diesen Ereignissen: Ist es vertretbar, ein Unternehmen mit der Beratung zu ESG-Themen zu beauftragen, das so viele Anteile an Unternehmen hält, auf die eine Gesetzesänderung Auswirkungen hätte? Und sollte man wirklich darauf vertrauen, dass der beratende Bereich von BlackRock immer im Ganzen selbständig agiert und vollkommen unabhängig vom Rest des Unternehmens agiert? Möglicherweise tut sich die EU mit der Vergabe des Auftrags an BlackRock nicht unbedingt einen großen Gefallen.

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