BANKINGNEWS: Herr Hiekmann, was konkret erwartet die Banken durch die Instant-Payments-Verordnung in den kommenden Monaten?
Peter Hiekmann: Die Instant-Payments-Verordnung stellt Banken vor technische und organisatorische Anforderungen. Sie müssen künftig in der Lage sein, Echtzeitüberweisungen sowohl zu empfangen als auch ihren Kunden das Senden zu ermöglichen. Zusätzlich verlangt die Empfängerüberprüfung, dass Banken prüfen, ob der Name des Empfängers mit der angegebenen IBAN übereinstimmt. Dies soll die Sicherheit der Echtzeitüberweisungen erhöhen und potenziellen Betrug verhindern. Banken werden wesentliche Anpassungen in ihren Systemen vornehmen müssen, um den regulatorischen Anforderungen zu entsprechen und eine reibungslose Umsetzung zu gewährleisten.
Welche Veränderungen werden Instant Payments für den Zahlungsverkehr mit sich bringen?
Sie bieten sowohl Privatkunden als auch Unternehmen deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Überweisungen und werden daher stark an Bedeutung gewinnen – und das ohne höhere Kosten für den Nutzer, da Banken keine höheren Gebühren als für Standardüberweisungen verlangen dürfen. Für Konsumenten stehen dabei vor allem die Geschwindigkeit und Bequemlichkeit im Vordergrund, während Unternehmen von einem verbesserten Cashflow und der Reduzierung von Zahlungsausfällen profitieren. Besonders im E-Commerce und bei Online-Zahlungen erwarten wir daher einen deutlichen Anstieg der Nutzung. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass Instant Payments ihre Marktpräsenz gegenüber etablierten Zahlungsdiensten wie Kreditkarten und Instant Payments weiter ausbauen.
Welche Vorteile ergeben sich für Banken, wenn die Nutzung von Instant Payments zunimmt, auch wenn sie keine zusätzlichen Gebühren erheben dürfen?
Eine vermehrte Nutzung von Instant Payments kann Banken auch ohne zusätzliche Gebühren wesentliche Vorteile bringen. Wenn Kunden häufiger Instant Payments verwenden, interagieren sie mehr mit ihrer Bank, was die Kundenbindung stärkt. Eine reibungslose, schnelle Zahlungsabwicklung führt zu höherer Zufriedenheit, und zufriedene Kunden neigen dazu, ihrer Bank treu zu bleiben und zusätzliche Produkte, wie Kredite oder Anlageprodukte, in Anspruch zu nehmen. So ergeben sich neue Chancen für Cross-Selling und langfristige Erträge durch eine stärkere Beziehung zwischen Bank und Kunde.
Wie können Banken Instant Payments und die Integration von Open-Banking-Lösungen nutzen, um langfristige Vorteile zu erzielen?
Banken könnten die Banking API von finAPI nutzen, um einen umfassenden Financial Hub zu schaffen, der Konten und Depots von Fremdbanken integriert. Dies bietet den Kunden eine zentrale Übersicht über all ihre finanziellen Aktivitäten und stärkt die Kundenbindung, da die Bank zur zentralen Anlaufstelle für alle finanziellen Bedürfnisse wird. Dadurch steigert sich die Nutzungshäufigkeit und Loyalität der Kunden. Zudem eröffnet ein solcher Financial Hub insbesondere Banken die Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile zu sichern und neue Einnahmequellen zu erschließen, indem sie ihre Angebote gezielt erweitern und optimieren. Ein Beispiel ist die Nutzung von Open-Banking-Lösungen wie dem Digital Account Check (DAC) und dem KreditCheck von finAPI. Beide Produkte bieten umfassende Analysen von Einnahmen, Ausgaben und Risikofaktoren, um Banken eine vollständige Finanzübersicht über alle Konten zu ermöglichen – auch von Fremdbanken. Zusätzlich könnten Banken Kredite künftig unmittelbar per Echtzeitüberweisung auszahlen und so die Kundenerwartungen an schnelle und unkomplizierte Bankdienstleistungen erfüllen.
Was ist Ihr Fazit? Lohnt sich der Aufwand für Banken?
Der Implementierungsaufwand ist sicherlich nicht zu unterschätzen, doch die Chancen, die sich durch die Einführung von Instant Payments und Open-Banking-Lösungen ergeben, sind enorm. Banken, die diese Veränderungen proaktiv angehen, werden langfristig profitieren – nicht nur in Form von direkten Einnahmen, sondern auch durch eine stärkere Bindung und Zufriedenheit ihrer Kunden.

Peter Hiekmann
Peter Hiekmann ist VP Sales bei finAPI und verantwortet dort die globalen Vertriebsaktivitäten.