BANKINGNEWS: Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Betrugsprävention für Banken in den vergangenen Jahren verändert?
Maria Dammers: Die Digitalisierung und neue technische Entwicklungen haben Betrugsmuster stark verändert und erweitert. Banken und Kunden kennen sich nur noch selten persönlich. Kunden erwarten heute, dass sie innerhalb weniger Minuten online ein Girokonto eröffnen oder einen Kredit beantragen können. Da muss die Betrugsprävention der Institute Schritt halten und im Hintergrund in Sekundenschnelle arbeiten. Neben dem reinen Schutz vor Verlusten oder der Reputation ist Betrugsprävention auch aufgrund von aufsichtsrechtlichen und regulatorischen Verpflichtungen des Gesetzgebers ein immer wichtigeres Thema für Kreditinstitute.
Wie kann die SCHUFA Banken hier unterstützen?
Dammers: Mit dem SCHUFA-FraudPool (SFP) haben wir eine Lösung entwickelt, die es Kreditinstituten ermöglicht, untereinander betrugsrelevante Informationen auszutauschen – und zwar digital und in Echtzeit. Dabei werden erkannte Betrugsverdachtsfälle unter den teilnehmenden Instituten ausgetauscht. Banken können sich so gegenseitig vor Betrugsversuchen warnen, denn gemeinsam kann man Betrug viel effektiver bekämpfen. Den SFP gibt es seit mittlerweile zehn Jahren, allein im vergangenen Jahr wurden über 61.000 Betrugshinweise an die teilnehmenden Unternehmen ausgegeben. Außerdem können Kreditinstitute mit dem CreditFraudCheck (CFC) betrugsauffällige Kreditanfragen frühzeitig erkennen und entsprechend gesondert prüfen. Der SCHUFA-FraudPreCheck (FPC) ermöglicht den teilnehmenden Unternehmen in Echtzeit die Erkennung auffälliger Anfragen, die auf betrugsauffälliges Verhalten hindeuten können, unmittelbar vor, während und bis hin zum Abschluss des Geschäftsvorgangs.
Schutz vor Datendiebstahl und Identitätsmissbrauch werden ja auch für Privatpersonen immer wichtiger. Was sind hier die neuesten Trends?
Ludmila Kroter: Laut dem Branchenverband BITKOM ist mit 67 Prozent die große Mehrheit der Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland 2023 Opfer von Cyberkriminalität geworden. Besonders häufig ist dabei das sogenannte Phishing, also Versuche, per E-Mail, Kurznachricht oder Telefon persönliche Informationen wie Zugangsdaten zum Online-Banking herauszubekommen. Bisher gibt es kaum Möglichkeiten, Identitätsdiebstahl frühzeitig zu erkennen, bevor ein persönlicher Schaden eingetreten ist. Die Opfer werden oft erst dann auf den Betrug aufmerksam, wenn zum Beispiel Konten gesperrt oder Dispokredite gestrichen werden.
Was kann man dagegen tun?
Kroter: Die SCHUFA bietet Privatpersonen zahlreiche Angebote zum Identitätsschutz. Der kostenlose SCHUFA-IdentChecker sucht nach personenbezogenen Daten im Internet, dem Darknet sowie dem Deep Web. Verbraucherinnen und Verbraucher können somit herausfinden, ob sensible persönliche Daten unberechtigt in Umlauf gebracht wurden und erhalten konkrete Handlungsempfehlungen. Wer mehr Sicherheit für seine Daten im Internet möchte und/oder bereits Opfer von Identitätsbetrug geworden ist, kann zum Beispiel auch unser kostenpflichtiges Angebot meineSCHUFA plus nutzen. Der darin enthaltene Update-Service informiert umgehend per EMail oder SMS, wenn ein Unternehmen eine Anfrage bei der SCHUFA stellt oder sich Daten zur Person ändern. So können Betroffene umgehend prüfen, ob ein unberechtigter Dritter ihre persönlichen Daten für seine Zwecke missbraucht, oder ob sie für die Anfrage selbst verantwortlich sind, weil sie gerade zum Beispiel einen Kauf auf Rechnung durchgeführt haben. Außerdem kann man ausgewählte persönliche Daten wie zum Beispiel E-Mail-Adresse, Telefonnummer und IBAN automatisch im Internet, Deep Web und Darknet suchen lassen. Bei verdächtigen Datentreffern wird man sofort per E-Mail und/oder SMS benachrichtigt und erhält persönliche Unterstützung und Handlungsempfehlungen. So kann man reagieren, bevor ein Schaden entsteht.
Und was kann man tun, wenn die eigenen Daten bereits missbräuchlich verwendet wurden?
Kroter: Die SCHUFA bietet einen kostenlosen Service für Personen, die bereits Opfer von Identitätsmissbrauch geworden sind. Mit einer Identitätsbetrugsmeldung bei der SCHUFA kann man sich so vor weiterem Datenmissbrauch schützen. Sollten Betrüger gestohlene Identitätsdaten für weitere Geschäftsabschlüsse nutzen, sind die Geschäftspartner der SCHUFA bereits vorgewarnt. So können Verbraucherinnen und Verbraucher das Risiko verringern, dass ihre persönlichen Daten für weitere Betrugsversuche verwendet werden.
Das Interview wurde Ende 2024 geführt.

Maria Dammers
Maria Dammers war Senior Product Manager Fraud Prevention bei der SCHUFA Holding AG.

Ludmila Kroter
Ludmilla Kroter ist seit 2024 Produktmanagerin im Privatkundenbereich der SCHUFA Holding AG, wo sie insbesondere auf Betrugsprävention fokussiert ist.