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„Betrug an Banken bringt viel Geld und nur wenig Knast“

Was Banken von Kriminellen lernen können und auf was sie achten müssen, wenn sie ehemalige Betrüger als Berater engagieren wollen, erklärt Erik Manke.


BANKINGNEWS: Sie standen beim Kongress FRAUDMANAGEMENTforBANKS gemeinsam mit einem Betrüger auf der Bühne. Was konnten die Teilnehmer von ihm lernen?
Erik Manke: Banker können sehr viel von Betrügern lernen. Denn es geht heute nicht nur darum, Betrugsfälle zu erkennen, sondern sich auch die Frage zu stellen: Was wird der Betrüger tun, wenn wir ein Einfallstor schließen? Wie wird er sein Verhalten ändern, um weiter Erfolg zu haben? Wenn man sich diese Gedanken rechtzeitig macht und sich besonders um ein professionelles Monitoring kümmert, hat man die nächste Betrugswelle früh eingedämmt. Und darum geht es: zu sehen, wie Betrüger ticken, um sich inspirieren zu lassen und so vielleicht neue Betrugsmuster frühzeitig zu erkennen.

Sollten Banken ehemalige Betrüger als Berater einsetzen?
Dass das funktionieren kann, sieht man am Fall von Frank William Abagnale Jr., berühmt aus dem Film „Catch Me If You Can“, der nach einer Karriere als Betrüger lange Zeit beratend für das amerikanische FBI tätig war. Hierbei kommt es natürlich darauf an, keinen x-beliebigen Betrüger einzustellen, sondern jemanden mit einem gewissen Intellekt, einem gewissen Potenzial und einer gewissen Tatbegehungsweise. Es muss jemand sein, der sich vorher ganz dezidiert damit auseinandergesetzt hat, wie er seinen Betrug begehen möchte. Zum Beispiel ein Betrüger, der sich die Antragsstrecken einer Bank ganz genau angeguckt und ein Schlupfloch entdeckt hat. Schwierig bei der Sache ist natürlich immer die Frage: Lässt sich der Betrüger nur anstellen, um Know-how für seine nächste Tat zu sammeln – das wäre natürlich schlecht. Das alles ist ziemlich ambitioniert, aber rein vom Fachlichen her kann ein Betrüger den Banken schon einen Mehrwert bieten.

Wie gestaltet sich die Kooperation zwischen Banken und Strafverfolgungsbehörden?
Katastrophal! Hier muss noch sehr viel mehr passieren. Es gibt zwar hier und da einen gewissen Austausch, aber der ist schon sehr minimalistisch. Ich finde, es sollte möglich sein, dass nicht nur ein Informationsaustausch im Akutfall stattfindet, sondern immer und zwar schnell und mit möglichst schnellen Handlungsmöglichkeiten. Denn es ist so: Der Betrug zum Nachteil von Banken ist der moderne Bankraub. Es wird kaum noch Geld von Banken durch Raub entwendet – dafür aber ein Vielfaches durch Betrug. Die Täter entwickeln sich weiter. Fast jeder fähige Betrüger hat sein Handwerk im Knast gelernt, sich auf dem Hofgang mit anderen Inhaftierten ausgetauscht und erkannt: Raub gibt wenig Geld und viel Knast. Beim Betrug an einer Bank ist es andersrum, es gibt viel Geld und wenig Knast. Das ist eine ganz simple Rechnung.

Interview: Daniel Fernandez