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Die Paketpost-Bank

1916 wollte ein US-Amerikaner in Vernal eine neue Bank-Filiale eröffnen. Doch die Lieferung der benötigten Ziegel an den abgelegenen Ort war schwierig. Daher entschied man sich für eine ungewöhnliche Lösung.


1916 wollte ein Mann eine Bank bauen und ließ die Ziegel per post liefern

William Horace Coltharp beschloss im Sommer 1916, ein zweistöckiges Gebäude für eine neue Bankfiliale und einige lokale Geschäfte zu errichten. Für dieses Vorhaben benötigte er rund 80.000 gepresste Ziegel. Doch Coltharp stand vor einem Problem: Das kleine Städtchen Vernal im Bundesstaat Utah liegt weit ab von Hauptverkehrswegen und größeren Städten. Zu dieser Zeit wurden Materialien dieser Größenordnung normalerweise über das Eisenbahnnetz geliefert. Der nächste Bahnhof war jedoch über 100 Kilometer von Vernal entfernt und die Stadt war nur über Landstraßen zu erreichen.

Darum entschlossen sich Coltharp und die Salt Lake City Brick Company, bei der die Ziegel in Auftrag gegeben wurden, das Baumaterial per Paketpost zu versenden. Doch auch hier stand Coltharp vor einer Herausforderung. Das Postamt hatte eine Gewichtsobergrenze für Pakete festgelegt, sodass die Lieferung nicht als ganzes versendet werden konnte. Zum Zeitpunkt des Bauvorhabens waren maximal 70 Pfund pro Paket zugelassen.

Ziegel einzeln verpackt

Die Salt Lake Brick Company verpackte jeden Ziegel einzeln und legte sie in Kisten zu je zehn Ziegeln zusammen. Insgesamt wurden pro Sendung 40 Kisten mit einem Gesamtgewicht von etwa einer Tonne verpackt und auf ihren über 600 Kilometer langen Weg geschickt. Während der Lieferung kam es ebenfalls zu einigen Komplikationen.

So brach etwa ein Truck der Uintah Railway Company unter dem Gewicht der schweren Kisten zusammen. Auf seinem Weg nach Vernal versagten die Bremsen bei einer Fahrt durch unwegsames Gelände.

Der Truck rollte rückwärts einen Berg herunter, fiel um und erlitt einen Totalschaden. Der Fahrer wurde beim Unfall aber nicht verletzt. Doch die Ziegel dieser Lieferung waren vollkommen beschädigt. Aller Widrigkeiten zum Trotz hatte Coltharps Plan letzten Endes Erfolg: Die Bank bezog ihr neues Gebäude im Februar 1917.

Weniger glücklich war das Postamt. Nach diesem unglaublichen Vorhaben zog es Konsequenzen und verschärfte die Regeln für das verschicken von Paketen. Es wurde festgelegt, dass Postbeamte ihren Vorgesetzten hinzuziehen müssen, wenn das Gesamtgewicht der aufgegebenen Lieferungen eines Absenders am selben Tag mehr als 200 Pfund beträgt. Danach blieben weitere massive Vorhaben, wie das der Bank von Vernal, aus. Coltharps Gebäude wurde bekannt als “Bank sent by mail”. Heute befindet sich in ihren Räumlichkeiten eine Filiale der Zions Bank.

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