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McMurdo-Station: In der kalten Antarktis steht ein kleiner Geldautomat

Er ist der einzige seiner Art. Doch er wird dringend gebraucht, um die McMurdo-Station, die größte Gemeinde in der Antarktis zu versorgen. Denn auch in den entlegensten Regionen der Welt braucht man Geld.


Der Ort: Neuseeland. Genauer: die größte Forschungs- und Logistikstation der Antarktis, die McMurdo-Station. Sie befindet sich auf der Hut-Point-Halbinsel an der südlichen Spitze der Ross-Insel an der Küste des McMurdo-Sunds – rund 4.000 Kilometer von Christchurch entfernt, der größten Stadt auf Neuseelands Südinsel.

Die Fakten: Errichtet wurde sie in den 1950er Jahren für das „Internationale Geophysikalische Jahr“. Betrieben wird sie vom „Antarctic Program“ der US-Regierung und wird das ganze Jahr über genutzt. Geforscht wird zur antarktischen Biologie, zur polaren Atmosphäre oder zum Vulkan Mount Erebus. Auch wird hier kosmische Strahlung untersucht. Das Ziel ist es, Antiprotonen nachzuweisen.

Obwohl es sich bei durchschnittlich minus 17 Grad nicht wirklich gemütlich leben lässt, bildet die Station die größte Gemeinde der Antarktis. Ihre Bewohner – im Sommer über 1.000 an der Zahl – nennen sie liebevoll auch MacTown. Sich selbst bezeichnen sie dann konsequent unter anderem auch als Mactownies.

McMurdo ist sicherlich die vorzeigenswürdigste aller Art – sie ist Repräsentant von politischer Stärke. Die Forschungseinrichtung ist der logistische Ausgangspunkt für die Amundsen-Scott-Südpolstation und für die Wostock-Station der Russen. Ebenso befindet sie sich an einem historischen Ort: Nicht weit von hier verbrachte der Polarforscher Robert Falcon Scott den Winter 1902/03 bei seiner ersten Expedition an diesem entlegenen Ort. Noch heute zeugt die Discovery-Hütte, benannt nach dem Schiff, davon.

McMurdo-Station: Geld ist alles

Das Kuriose: Wer denkt, dass man hier von jeglicher Zivilisation abgeschnitten ist, liegt nur halb richtig. Ja, die Station befindet sich im tiefen kalten Nirgendwo. Aber das Positive ist: Man kommt hier gut wieder weg. Der südlichste Hafen der Erde befindet sich in McMurdo, es gibt Straßen zur Scott Base in Neuseeland und die South Pole Traverse führt zur Amundsen-Scott-Südpolstation. Auch der Transport von Waren oder Gütern ist kein Problem, es gibt sogar einen Terra Bus, der den Namen „Ivan“ trägt. Wem das nicht schnell genug ist, der kann aufs Flugzeug ausweichen: In MacTown befinden sich drei Flugplätze, die das ganze Jahr über angeflogen werden. So gelangt man dann zum Beispiel nach Christchurch.

Und auch, wenn man sich hier aufhalten will oder muss, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Die Station besteht heute aus fast 90 Gebäuden.

Das Crary Lab, ein großes Labor, verfügt über ein Museum. Es gibt eine Kommunikationszentrale und ein Kaffeehaus, einen Souvenirshop, ein Treibhaus für Gemüse, Werkstätten, Geschäfte, Fernsehsender, ein Feuerwehrhaus, eine Wäscherei, eine Bibliothek und eine Kapelle, die für verschiedene Glaubensgemeinschaften ausgelegt ist. Sie trägt den passenden Namen: Chapel of the Snows.

Aber all das könnte man nicht mehr genießen, wenn einem irgendwann das Bargeld ausgehen würde. Deshalb fanden sich einige clevere Köpfe bei NCR Corporation zusammen und kamen auf eine geniale Idee: Seit 1998 stehen ATM-Geldautomaten in der McMurdo-Station. Betrieben werden sie von der Wells Fargo Bank. So kann man selbst am Südpol Geld abheben – solange einem nicht auch noch das Konto einfriert.

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