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Sind Roboter die besseren … Mitarbeiter?

Der Kampf zwischen Mensch und Maschine rückt mit Robotic Process Automation (RPA) von der Science-Fiction-Literatur in die Mitte der Arbeitswelt. Ob diese Technologie den Bankmitarbeiter künftig hinfällig macht, klärt Victoria Emich von der VR-Bank eG Magstadt-Weissach.


RPA: Sind Roboter die besseren … Mitarbeiter?

Ob Neuauflagen der Mindestanforderungen ans Risikomanagement oder Bundesgerichtshof-Urteile: Die Bankenbranche ist regelmäßig mit zeitlich knapp bemessenen Umsetzungsfristen für neue regulatorische Anforderungen konfrontiert. Und oft genug ist noch keine technische Lösung vorhanden. Anstatt die Umsetzung zum Beispiel mit Überstunden der Mitarbeiter sicherzustellen, kann robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) eingesetzt werden.

Die RPA arbeitet wie die Mitarbeiter in den Masken der Banksoftware und ahmt das Klick-Verhalten im Rahmen eines bestimmten Bearbeitungsprozesses nach. Dabei verspricht die Technologie, manuelle und sich wiederholende Arbeiten fehlerfrei durchführen zu können – in einem Bruchteil der üblichen Bearbeitungszeit. Sie überträgt Daten von einer Software oder aus einer Liste effizient in ein anderes System. Derweil können die Mitarbeiter anspruchsvollerer Arbeit nachgehen.

Arbeiten ohne Pausenzeiten

Im Ergebnis soll das zu besserer Datenqualität, Entlastung der Mitarbeiter sowie Zeit- und Kostenersparnissen führen. Da RPA direkt auf die Eingabemasken der Software zugreift, ist die Technologie anwendungsunabhängig und benötigt keine Anbindung von Schnittstellen. Dadurch ist sie grundsätzlich schnell implementiert und einsatzbereit.

Der Einsatz von RPA ist sinnvoll für lineare, nur wenig regelbasierte Prozesse. Je mehr Entscheidungsverzweigungen der Prozess hat, desto aufwendiger und teurer ist die RPA-Programmierung. Auch der Testaufwand ist entsprechend größer. Grundsätzlich sollte der zu automatisierende Prozess also in großer Stückzahl vorkommen oder hohe Mitarbeiterkapazitäten binden.

Wie schon angedeutet, kann der Einsatz von RPA auch infrage kommen, wenn die technische Lösung innerhalb der Banksoftware noch einige Zeit auf sich warten lässt oder aus anderen Gründen Zeitdruck zur Abarbeitung von Tätigkeiten besteht. Denn anders als Mitarbeiter müssen Roboter keine Pausenzeiten einhalten und können grundsätzlich 24/7 laufen.

Da RPA aber in den Masken der Banksoftware arbeitet, ist die Technologie nur so schnell wie die Ladezeiten der Software und die Leitungen es zulassen. Außerdem müssen die Betriebszeiten beziehungsweise die Systemverfügbarkeiten beachtet werden.

Return on Investment bei RPA

Aufgrund von Veränderungen in der Banksoftware im Rahmen von Updates können laufend Anpassungen am RPA-Prozess notwendig sein. Deren Kosten sind im Vorhinein schwer zu kalkulieren. Bereits die Sichtung der Neuerungen auf Auswirkungen auf die RPA-Prozesse ist aufwendig.

Aus dem Grund ist genau zu analysieren, ob der Einsatz von RPA wirklich effizienter ist als Mitarbeiter für die Tätigkeit zu beschäftigen. Vor allem für kleine Banken lohnen sich die Beschäftigung von RPA-Entwicklern sowie die Kosten für die Lizenzen oft nicht. Einige Dienstleister bieten Standardprozesse als fertig programmiertes Produkt an, sodass die Banken sich nur anteilig an den Fixkosten beteiligen müssen.

Dennoch wird der Return on Investment (ROI) der Investition in Roboter-Technologie erst erreicht, wenn der Aufwand für das Betreiben der Prozessautomatisierung unterhalb der Kosten für die Zeit manueller Bearbeitung durch Mitarbeitende liegt.

TIPP: Sie möchten mehr zum Thema Innovation lesen? Dann erfahren Sie hier, wie OCR und RPA Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung der Bankprozesse seien können oder lesen Sie hier unseren Lagebericht zu den BAnkeninnovationen 2022.

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