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Die SPACs sind in Europa gelandet

SPACs, kurz für Special Purpose Acquisition Companies, sind wieder salonfähig geworden. Nun sind SPACs auf dem europäischen Kontinent gelandet und brechen hier in unendliche Weiten auf. Die Zahl der Gründungen steigt. Denn die Sterne stehen gut.


SPACS sind in den USA sehr beliebt, dort haben Sie 2021 mehr als 32 Milliarden US-Dollar eingesammelt, nun will Europa auch was davon

Was ist eigentlich ein SPAC? Diese Frage konnten bis vor Kurzem eher nur von Börsen-Kennern beantworten. Mittlerweile sind die SPACs, sogenannte Special Purpose Acquisition Companies, Dauergast in den Medien.

Ein SPAC ist ein Unternehmen ohne operatives Geschäft. Es dient dazu, andere nicht-börsennotiertes Unternehmen an die Börse zu bringen. Dafür geht das SPAC selbst an die Börse und sammelt Kapital, größtenteils von institutionellen Investoren. Dabei ist allerdings nicht klar, welches Unternehmen an die Börse gehen soll. Das macht sie beliebt bei Retail-Investoren. Mit SPACs können sie früh bei einem aussichtsreichen Börsengang dabei sein.

Der aktuelle Boom ist nicht der erste, den diese Börsenmäntel erleben. Bereits vor der Finanzkrise 2008 erfreuten sich die SPACs in Deutschland großer Beliebtheit. Doch dann bekam ihr Ruf ein paar Risse und sie wurden in eine metaphorische Schublade gelegt. Aus der hat man sie nun wieder herausgekramt. Die SPACs sind zurück und das mit voller Kraft.

In den USA, dem Heimatland der SPACs, haben die Mantelgesellschaften allein 2021 bei 133 SPACs schon mehr als 32 Milliarden US-Dollar gesammelt. Damit ist in den ersten Monaten fast halb so viel zusammengetragen worden wie im gesamten Vorjahr. 2020 wurden insgesamt 250 amerikanische Börsenmäntel an eben diese gebracht. Der aktuelle Höchststand in den Vereinigten Staaten ruft europäische Investmentbanker und Investoren auf den Plan, die nun auf die große Nachfrage in Europa setzen.

SPAC-Boom in Europa

Das erste europäische SPAC 2020 ist ESG Core Investments NV und kommt aus den Niederlanden. Das Bookbuilding soll bis zu 250 Millionen Euro in einem Börsengang aufbringen und damit der Kauf eines Unternehmens angestrebt werden, das sich auf nachhaltige Entwicklung konzentriert. Syndikatsmitglieder sind die Berenberg Bank und die ABN AMRO.

Auch weitere Investoren bereiten auf unserem Kontinent fleißig SPACs vor. Und darunter finden sich mitunter auch prominente Namen. So plant etwa Martin Blessing, ehemals Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, mit einem SPAC an die Börse in Amsterdam zu gehen. Dafür möchte er 300 Millionen Euro für den Kauf eines Unternehmens zusammenzutragen. Weitere US-SPACS-Gründer sind Klaus Kleinfeld, ehemals Siemens-Chef, Sergio Ermotti, der ehemalige Chef der UBS und der Barclays-Investmentbanker Makram Azar.

Deutscher Börsenmantel

Und auch Jean Pierre Mustier, der ehemalige UniCredit-Chef, hat ein SPAC gegründet und möchte europäische Finanzfirmen an die Börse bringen. Mit an Bord sind der französische Investor Tikehau Capital, Agache und der Investmentbanker Diego De Giorgi. Zusammen möchten sie unter dem Namen Pegasus Europa etwa in Vermögensverwaltung und Fintechs investieren. Geplant ist eine Notierung in Amsterdam und, mit Beratung durch JPMorgan Chase & Co., das Einsammeln eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags.

Jetzt ist auch der Investor Klaus Hommels zu den SPAC-Begeisterten gestoßen. Seine Firma Lakestar startet den ersten Tech-Börsenmantel in Deutschland, der sich an den US-amerikanischen SPACs orientiert. Lakestar Spac I möchte mit einem Volumen von bis zu 275 Millionen Euro an die Börse gehen und ein europäisches Wachstumsunternehmen im Technologiesektor übernehmen. Der Handel soll am 22. Februar 2021 erfolgen. Die 27,5 Millionen Einheiten, aufgeteilt in eine Aktie und einem Drittel eines Optionsscheins, können von institutionellen Investoren für 10 Euro pro Stück erworben werden. Die Aktien sind an der Frankfurter Börse zugelassen.

Im Moment ist Amsterdam der favorisierte Börsenplatz für europäische SPACs. Hier sind die Bedingungen ähnlich wie in den Vereinigten Staaten. Demnach können SPAC-Aktionäre vor der Akquisition über den Deal abstimmen und ihren Anteil unter Umständen zurückgeben. Es wird berichtet, dass in Amsterdam mindestens fünf SPACs kurzfristig starten sollen.

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