,

Eine Währung für über zwei Milliarden Nutzer?

Man muss weder Experte für Kryptowährungen sein noch den Großteil seiner beruflichen Laufbahn in einer Zentralbank oder im Finanzministerium verbracht haben, um bei der bloßen Ankündigung einer weltweit gültigen Digital-Währung einen Reflex aus „Coole Idee“ und „Das wird nie etwas“ zu bekommen. Auch Oscar Jazdowski, Co-General Manager der Silicon Valley Bank Germany, hat sich schon…


Man muss weder Experte für Kryptowährungen sein noch den Großteil seiner beruflichen Laufbahn in einer Zentralbank oder im Finanzministerium verbracht haben, um bei der bloßen Ankündigung einer weltweit gültigen Digital-Währung einen Reflex aus „Coole Idee“ und „Das wird nie etwas“ zu bekommen. Auch Oscar Jazdowski, Co-General Manager der Silicon Valley Bank Germany, hat sich schon frühzeitig Gedanken zu Libra gemacht und sie in der BANKINGNEWS geäußert: Der Start von Facebooks Kryptowährung Libra werde sehr spannend zu beobachten sein. „Allerdings betreten diese Unternehmen dann eine stark regulierte Branche“, sagte der Silicon-Valley-Banker Jazdowski.

Menschen über eine solche Weltwährung Zugang zu „Geld“ zu ermöglichen, klingt wie die Tat eines „Robin Hoods der Finanzwelt“. Die Idee stammt jedoch bekanntlich von Mark Zuckerberg, Herrscher über zwei Milliarden Nutzer, die einer solchen Währung – bei geschätzten Grenzkosten pro Transaktion von null Cent – einen guten Anschub liefern könnten.

Als das Projekt verkündet wurde, mit Sitz in der neutralen Schweiz, mit einer Anbindung an gleich mehrere Währungen und mit finanzkräftigen Sponsoren, gab es mehr Zweifler als Befürworter. Und als dann die ersten Regierungen ihre Abneigung für das Projekt deutlich formuliert haben, sind gleich ein paar Sponsoren wieder abgesprungen. Wer will sich schon mit Regierungen anlegen?

Dann wurde es still um Libra. Bis vor kurzem, denn Mitte April 2020 wurde bei der Schweizer Finanzaufsicht der Antrag auf ein Zahlungsverkehrssystem gestellt, ein CEO wurde ernannt und in einem neuen Weißbuch wurde angekündigt, Libra an nur wenige Währungen, insbesondere an den US-Dollar zu binden. Das hilft in jedem Fall den Geburtsfehler eines Bitcoins mit seiner Volatilität zu vermeiden, ob es aber auch hilft die US-Regierung milde zu stimmen, darf bezweifelt werden.

Zwar ist der neue CEO kein geringerer als Stuart A. Levey, der im US-Finanzministerium für beziehungsweise gegen Terrorismusfinanzierung zuständig war. Doch wird das wirklich die öffentlich formulierten Bedenken vieler Regierungen vor einer Währung mindern, die illegale Transaktionen vereinfachen könnte? Die wesentliche Angst fast aller Regierungen und Währungshüter auf der ganzen Welt fasst nämlich der Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, in nur einem Satz zusammen: „Eine private Weltwährung werden wir nicht zulassen, das Währungsmonopol muss in der Hand der Staaten bleiben.“

Und die USA könnten ergänzen: „Und wir würden gerne weiter die ‚Weltwährung‘ stellen.“ Ob diese durch ein Projekt wie Libra gefährdet oder in der neuen Zusammensetzung des Währungskorbs sogar begünstigt sein könnte, lässt man nun wissenschaftlich untersuchen.

Und die Chinesen finden an Libra auch keinen Gefallen. Das wiederum liegt jedoch eher an der Tatsache, dass man an einer eigenen Digitalwährung arbeitet. Sie hätte dann rund 1,4 Milliarden potenzielle (oder verpflichtete) Nutzer. Dass die Chinesen mit solch einem Projekt gerne die Weltwährung übernehmen möchten, würde natürlich nur ein Schelm denken.

Von Thorsten Hahn

Daily-Highlights: Sie möchten mehr von Quer durch die Bank? Dann lesen Sie hier, warum es einen gemeinsamen Player in Europa braucht oder warum Banker zwischen den Stühlen sitzen.