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GLS Investments: Geld für Veränderungen

Die GLS Bank schlägt ein neues Kapitel im nachhaltigen Fondsgeschäft auf. Dazu hat sie eine eigene Tochter geründet. Die Pläne der neuen GLS Investments erläutern die Geschäftsführer Karsten Kührlings und Marvin Mechelse.


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BANKINGNEWS: Was macht die GLS Investments?
Karsten Kührlings: Wir entwickeln attraktive Angebote für die Anleger:innen gemäß unserer strengen Kriterien. Glaubwürdigkeit und Qualität stehen dabei absolut im Vordergrund. Das zeigt vor allem unsere Nachhaltigkeitsresearch, das ich als Herzstück unseres Unternehmens bezeichnen würde: Wir verarbeiten nicht nur Daten externer ESG-Agenturen, sondern leisten uns eigene Analysten, die die Unternehmen in unserem Anlageuniversum auf Nachhaltigkeitsaspekte hin untersuchen. Außerdem werden wir Geld investieren, und zwar dort, wo das Geld tatsächlich gebraucht wird.

Welche Ziele haben Sie?
Marvin Mechelse: Wir werden in den kommenden Jahren unser Fondsgeschäft organisatorisch fortentwickeln. Ein Kernelement dazu ist der Aufbau eines fondsspezifischen Risikomanagements, welches effiziente Impact Investments ermöglicht. Das wird ein entscheidender Erfolgsfaktor sein.
Besonders ist, dass wir zusammen mit unseren Kund:innen investieren, und zwar nennenswert. Diese schätzen das, denn es bringt einen großen Vertrauensvorschuss mit sich, wenn wir als Bank in ein Angebot investieren. Mit der neuen Tochterfirma stärken wir diesen Effekt, indem auch eine klare organisatorische Trennung des Risikomanagements zwischen Bankgeschäft und Investmentfonds-Geschäft entsteht. Die neue Struktur erlaubt es, dass wir viel einfacher und häufiger in Unternehmen und Projekte aus der GLS Kundschaft investieren können.

Karsten Kührlings: Wir sind auch in Gesprächen mit möglichen Kooperationspartner:innen. Das können gemeinsame Investmentprojekte sein, wie bei unserem B.A.U.M.-Fonds. Oder wir sprechen mit anderen Anlageberater:innen über die Aufnahme in deren Angebotsportfolio. Und natürlich sind wir immer auf der Suche nach sinnvollen Investitionsmöglichkeiten.

Auf welchen Märkten werden Sie aktiv?
Karsten Kührlings: Internationale Beziehungen spielen für uns eine viel größere Rolle als für die Bank, denn auf der Anlageseite ist alles international, mit besonderem Fokus auf Ländern des globalen Südens. Hier bauen wir permanent unsere Netzwerke aus. Auch auf Investorenseite ist es bei uns international, die beiden größten sind aus Österreich und den Niederlanden.

Aktuell bieten Sie zwei globale Aktien-, einen Misch- und einen Mikrofinanzfonds an. Bleibt es dabei?
Karsten Kührlings: Es fehlt zum Beispiel ein Rentenfonds, auch wenn es in diesen Zeiten sicherlich schwierig ist, in dem Segment ein attraktives Produkt aufzulegen. Dafür würden wir uns mit einem Partner zusammentun. Mittelfristig möchten wir jedoch vor allem den Bereich abseits der liquiden Wertpapiere stärken. Im globalen Süden gibt es einen enormen Bedarf an Investitionen, den die dortigen Volkswirtschaften alleine nicht stemmen können. Denkbar sind beispielsweise Darlehen an Mittelständler in Afrika.

An welche Vehikel denken Sie? An geschlossene AIF?
Karsten Kührlings: Jedenfalls keine Graumarktprodukte. Neben der bei uns etablierten Struktur eines offenen Publikums-AIFs finde ich als Vehikel den ELTIF interessant, der wegen der hohen Mindestanlage aktuell allerdings nur für vermögende Anleger in Frage kommt. Vielleicht bewegt sich die Regulierung in diesem Punkt ja noch und erlaubt bei einer höheren Diversifikation auch niedrigere Einstiegssummen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Privatanleger ein großes Interesse an echtem Impact Investing haben. Das ist nicht nur eine Sache für institutionelle Investoren.

Wo steht die Tochter in fünf Jahren?
Marvin Mechelse: Wir werden ein größerer sozial-ökologischer Qualitätsführer im Bereich nachhaltiger Investmentfonds sein, neue wirkungsstarke Angebote entwickelt und dafür die Organisation entsprechend aufgestellt haben.
Zunächst werden wir unser bereits solides Fundament ausbauen und skalieren. So entstehen die Rahmenbedingungen und Ressourcen, um neue Angebote entwickeln zu können. Wichtig wird es, tiefer in die Wertschöpfungskette zu gehen. Dies reduziert die Abhängigkeit von Dritten und öffnet Wege, im Sinne unserer Mission das Geld wirklich dorthin zu bringen, wo es sinnvoll eingesetzt werden kann. Das ist zumeist nicht dort, wo sich unsere Mainstream Wettbewerber:innen bewegen.

Wo sind die größten Chancen für die GLS Investments?
Karsten Kührlings: Wichtig für uns ist, dass wir die Pionierarbeit weiter vorantreiben, innovative und sinnvolle Angebote entwickeln und über eine hohe Qualität und Glaubwürdigkeit punkten. Der Wettbewerb wird ebenso zunehmen wie regulatorische Anforderungen.
Es herrscht ein riesiger Bedarf danach, glaubwürdig in wirkungsstarke sozial-ökologische Unternehmen zu investieren und verständlich darüber zu berichten. Schließlich kommt es genau darauf an: Wir wollen da wirken, wo Geld gebraucht wird, um Veränderungen anzustoßen. Das macht für uns den Unterschied und den Erfolg aus.

Interview: Ronja Wildberger

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