Payment in Zeiten von Corona

In der Corona-Krise sind kontaktlose Zahlungsmethoden mit Abstand am beliebtesten. Lockdown light oder Sperrstunde: Was bringt die Payment-Zukunft fürs Bargeld? Und was bringt sie für Banken?


Payment in Zeiten von Corona

Schon John F. Kennedy wusste: „Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit“. Das Corona-Virus hat Gesellschaft und Geschäftswelt einerseits teilweise zum Erliegen gebracht, andererseits partiell für Beschleunigung gesorgt – zum Beispiel im Zahlungsverkehr.

Der Trend zum kontaktlosen Bezahlen existiert bekanntlich schon einige Zeit, doch COVID-19 hat diese Entwicklung rasant beschleunigt. Der Kontaktlos-Trend steckte sogar die Bargeld- liebenden Deutschen an. So sind laut einer Studie von BearingPoint im Jahr 2020 bislang ein Drittel aller Zahlungen hierzulande mit kontaktloser Debitkarte getätigt worden. Das sind 57 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Kaum verwunderlich, denn nur sechs Prozent der Befragten betrachten das Bargeld als „hygienisch sicher“.

Auch durch die vielen Corona Maßnahmen der Händler ist die Kartenzahlung beliebter geworden. Plötzlich akzeptierte auch der örtliche Bäcker Plastikgeld oder das Smartphone-Portemonnaie. Das Resultat: Der Anteil der Barzahler ist zwischen 2019 und 2020 in allen Ausgabenarten gesunken, so Befragungsergebnisse des ING International Survey.

Gleichzeitig kam es zu einem exponentiellen Wachstum beim kontaktlosen Bezahlen. Laut der Deutschen Kreditwirtschaft sind die Transaktionen mit der girocard im ersten Halbjahr 2020 um gut 20 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Transaktionen gestiegen.

Payment-Frage viral wie nie

Ein kurzfristiger Trend? Wohl kaum. Die Unternehmensberatung Oliver Wyman erwartet, dass auch ohne COVID-19-Schock mit nachhaltiger Beschleunigung des Kartenwachstums bis 2025 nur noch die Hälfte der Zahlungen bar erfolgen wird. Die Payment-Frage ist also viral wie nie. Der Wirbel hat auch die Banken aus ihrem Payment-Dämmerzustand aufgeweckt. Sie wittern nun (wieder) großes Geld im Zahlungsverkehr.

Der Geruch von Geld fördert die Innovationslust – aber auch den Wettbewerb. Und so ist auch die Plexiglasscheibe eingerissen, die Banken bisher auf der einen und Payment-Fintechs auf der anderen Seite des Payment-Markts gehalten hat. Die Fintech-Konkurrenz verringert zunehmend den „Sicherheitsabstand“ zu Banken und den klassischen Bankdienstleistungen. So leitet Adyen bereits Zahlungen an Händler über eine Banklizenz weiter und PayPal gewährt E-Commerce Händlern Kredite.

In der Payment-Landschaft kommt es jetzt also zu einem engen Ringen um die Kunden, ihre digitalen Zahlungen und entsprechende Lösungen im Handel. Banken müssen sich darauf gefasst machen, ihre Abwehrkräfte zu trainieren. Sie müssen genau beobachten, wie ihre Kunden bezahlen möchten und darauf basierend neue Lösungen entwickeln, sodass der Zahlungsverkehr möglichst einfach und sicher, aber auch günstig ist.

Laut einer Auswertung von Biallo nimmt fast jede zweite Bank Gebühren für bargeldloses Bezahlen, in den meisten Fällen ohne die Kunden darüber zu informieren. Das aber ist genau der falsche Weg. Denn das Kundenvertrauen ist immer noch der größte Wettbewerbsvorteil, den die Banken gegenüber Fintechs und Big Techs besitzen, die Payment anbieten. Ist das Vertrauen aber erstmal weg, lässt es sich auch nicht einfach wieder einimpfen.

Wenn Banken nicht wollen, dass Kunden im großen Stil Social Distancing zu Kreditinstituten betreiben, gibt es nur einen effektiven  Wirkstoff, der hilft: Transparenz. Und um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen, reicht vermutlich eine einfache Dosis davon nicht aus.

Tipp: Erfahren Sie in der Infografik „Bargeld in der Krise“ mehr zum Top-Thema Payment in Zeiten von Corona und dessen Bedeutung für die Finanzbranche.