Wie wir bezahlen werden 

Echtzeitüberweisungen, Digitaler Euro, smarte Autos als Zahlungsmittel: Wohin geht die Reise im Payment-Sektor? Letzte Woche endete der Fachkongress Next Generation Payment des BANKINGCLUB. Fachleute aus der Branche diskutierten zwei Tage lang über die Zukunft des Zahlungsverkehrs.


Thorsen hahn und Stefanie Poßner in gelöster Atmosphäre auf einer Podiumsdiskussion
Thorsten Hahn vom BANKINGCLUB im Gespräch mit Stefani Poßner, Managing Director und CTO bei der Mercedes pay GmbH

„Banken beschäftigen sich zu wenig mit ihren Kunden“.  Diese plakative These trug BANKINGCLUB-CEO Thorsten Hahn zur Eröffnung der diesjährigen Tagung Next Generation Payment vor. Ob sie auch auf den Zahlungsverkehr zutrifft, darüber diskutierten in dieser Woche über hundert Experten im historischen Abfertigungshalle des früheren Flughafens Butzweilerhof in Köln. Neben Vertretern aus der DACH-Bankbranche waren auch wieder zahlreiche Dienstleister vor Ort, die ihre innovativen Lösungen für die Einführung neuer Zahlungsdienstleistungen wie Instant Payment oder „Software as a Service” in die Prozesslandschaft der Banken präsentierten. 

Was bringt der Digitale Euro? 

Breiten Raum nahm jedoch die geplante Einführung des digitalen Euros ein. Was bedeutet die elektronische Alternative zum Bargeld für die Banken? Aber auch für den Handel und die Endkunden. „Der digitale Euro wird kommen, die Frage ist nur wie?“, versichert Stefan Thomas, Abteilungsleiter Payments & Accounts bei der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, während Hannes Hermanky, Senior Advisor bei der Oesterreichischen Nationalbank, die Einführung als wichtigen Schritt für die Verbesserung der digitalen Autonomie in Europa sieht. Voraussetzung für ein erfolgreiches Rollout bestehe nach Ansicht von Michael Hülsiggensen, Head of DACH Market von SurePay, jedoch zunächst darin, die regulatorischen und technischen Rahmenbedingungen für die europaweite Einführung von Echtzeitüberweisungen zu verabschieden. „Wie wollen wir den Digitalen Euro verarbeiten, wenn wir kein Instant Payment können“, so Hülsinggensen mit Blick auf die European Payment Initiative, der erste Schritt hin zu einer „digitalen europäischen Brieftasche“, die im nächsten Jahr starten soll. 

Das Auto als Bezahlanwendung

Was für viele wie Science-Fiction klingt, aber zumindest beim Autobauer Mercedes schon Realität ist, stellte Stefani Poßner, Managing Director und CTO bei der Mercedes pay GmbH, vor. Die Stuttgarter haben weltweit als erste ihre Autos zum Zahlungsmittel gemacht. Einige Modelle können schon jetzt nicht nur Menschen von A nach B bringen, sondern ihre Fahrer können, beispielsweise bei ausgewählten Tankstellen-Ketten, den Treibstoff bezahlen. Das funktioniert mittels einer im Auto installierten Software. Die Vision dahinter: Das Auto soll den Sprung hin zum unverzichtbaren Lebensplaner schaffen, ganz so, wie sich aus dem einfachen Mobiltelefon das Smartphone mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entwickelt hat. „Das Auto wird das Leben rund um die Mobilität erleichtern“, ist Poßner überzeugt und fügt an, dass man zwar noch ganz am Anfang des Weges stehe, aber von der Richtigkeit absolut überzeugt sei. 

Doch ganz gleich, für welche der vielen Zahlungsoptionen sich der Kunde am Ende entscheidet, wichtig ist, dass die Banken sich mit den vielen Innovationen ernsthaft befassen und in ihr Portfolio implementieren, wo es sinnvoll ist. Denn die zweitätige Veranstaltung hat eines deutlich gemacht: Ein Festhalten am Status quo wird sich trotz des Beharrungsvermögens des Bargelds als bevorzugtes Zahlungsmittel in Deutschland kein Geldinstitut leisten können.