Geld ist nicht alles

Die Generation Y verzichtet aufs Geld und Status träumt dafür von Selbstverwirklichung. Dies zwingt die Arbeitgeber zur Veränderung. Auch Banken müssen reagieren und die Schulabgänger vom Gang zur Uni abhalten. Der Ausbildungsmarkt ist nun endgültig ein Bewerbermarkt. Mussten früher noch die angehenden Auszubildenden hart um einen Ausbildungsplatz kämpfen, so werden sie heute auf dem Karrieremarkt…


Die Generation Y verzichtet aufs Geld und Status träumt dafür von Selbstverwirklichung. Dies zwingt die Arbeitgeber zur Veränderung. Auch Banken müssen reagieren und die Schulabgänger vom Gang zur Uni abhalten.

Der Ausbildungsmarkt ist nun endgültig ein Bewerbermarkt. Mussten früher noch die angehenden Auszubildenden hart um einen Ausbildungsplatz kämpfen, so werden sie heute auf dem Karrieremarkt umworben. Grund dafür ist der demographische Wandel, viel mehr noch der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Den hochschulbefähigten Schulabsolventen zieht es eher in den dunklen Hörsaal, als in das helle und moderne Büro der Bank. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Studienanfänger seit 1995  fast kontinuierlich gestiegen und lag 2012 bei 495.088 Studienanfängern in Deutschland. 1995 waren es nur knapp die Hälfte; 262.402. Im Vergleich dazu fiel 2012 die Zahl der Auszubildenden in der Bank mit 14.000 bescheiden aus, wie die IHK verkündete.

Dabei bietet eine Ausbildung in der Bank eine solide Grundlage für das weitere Leben. Es handelt sich nicht nur seit Jahren um einen gut angesehenen  Job, sondern auch um einen, der einem das ganze Leben lang gute Berufsaussichten bereithält. Die Ausbildung in der Bank gilt als eine der bestbezahltesten. Im ersten Lehrjahr kann man bereits 816 Euro verdienen, im dritten Lehrjahr sind es schon 935 Euro. Danach winkt oft eine Festanstellung mit ordentlichem Verdienst. Die Rede ist von Gehältern, die Philosophie-, Kunstgeschichte- und Germanistikstudenten neidisch machen. Dennoch zieht es viele Jugendliche in andere Branchen. Zum Beispiel in die Medienbranche, obwohl dort lange Arbeitszeiten, Überstunden und vergleichsweise niedrigere Gehälter auf die Bewerber warten. Viele Schulabsolventen reißen sich um eben diese Jobs, wählen einen anderen Weg, meiden Banken. Wieso, mag man sich fragen. Weil Geld eben allein nicht alles ist. Geld macht nicht glücklich.

Marcel Reich-Ranicki hat schon verstanden, dass es besser ist „in einem Taxi zu weinen, als in der Straßenbahn.“ Dennoch muss ein guter Arbeitgeber den jungen qualifizierten anstrebenden Fachleuten dieser Tage mehr bieten, als nur ein gutes Gehalt. Wieso nicht die Taxifahrt zur Arbeit? Hygienefaktoren sind zwar wichtig, um den Arbeitnehmer nicht zu verlieren, doch sie machen nicht zufrieden. Sie beeinflussen höchstens, dass der Arbeitnehmer nicht unzufrieden wird. Motivation liegt in anderen Faktoren und zwar solchen, die glücklich machen. Menschen fühlen sich im Job besonders dann wohl, wenn es Spaß macht. Schnelles Feedback, Unterstützung, individuelle Betreuung und Lob können Wunder bewirken. Wie wäre es, wenn sich die Banken darüber hinaus trauen würden einen Schritt aus der Komfortzone zu wagen? Wie wäre es mit Faktoren, die den Arbeitsplatz zum Vergnügungsort machen?

Incentives, die gerade junge Menschen ansprechen, sind ein Anreiz, um Hörsaal gegen Bürostuhl einzutauschen. Warum die Auszubildenden nicht bei Vertragsabschluss mit Smartphone und Tablet ausstatten? Flexible Arbeitszeiten oder die Finanzierung des Führerscheins würden das Leben der Auszubildenden erleichtern und den Fachkräftemangel reduzieren. Oder machen sie es wie wir in der Redaktion: kostenfreier Englischunterricht, ein Raum mit Kicker und das Büro ist immer offen. Wenn diese Faktoren in die Unternehmensphilosophie übergehen, kann man auch über lockerere Kleiderwahl nachdenken.

Foto von Mascha Glasa – www.istockphoto.de