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Veränderung beginnt im Kopf

Agiles Arbeiten ist in aller Munde. Agile Konzepte können aber nur dann Erfolg haben, wenn der wichtigste Player im Unternehmen bedacht wird: der Mitarbeiter. Er muss in die Veränderung einbezogen werden und für sie bereit sein.


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Lange Zeit haben die Banken tatenlos dabei zugesehen, wie sich der Markt durch den digitalen Wandel in rasanter Geschwindigkeit entwickelt. Dem sind die altbekannten Organisationsstrukturen mittlerweile jedoch nicht mehr gewachsen. Wer sich mit seinem Geschäft durchsetzen und auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt mithalten will, der muss sich bewegen. Wer glaubt, dass es ausreicht, seine Organisationsstruktur hierarchisch flach mit crossfunktionalen Teams zu besetzen und dabei Entscheidungsfreiheiten zu geben sowie Verantwortungen zu übertragen, wird schnell eines Besseren belehrt. Denn es reicht nicht, nur neue Tools bereitzustellen und die Räume modern zu gestalten. Wenn die Mitarbeiter aus ihrer Einstellung heraus nicht bereit sind, sich zu verändern, dann wird man mit seinem Weg hin zu einer agilen Selbstorganisation im Unternehmen scheitern. Die Veränderung muss in den Köpfen der Mitarbeiter beginnen. Ohne motivierte, engagierte und mutige Mitarbeiter, die offen für Veränderungen sind, kann man langfristig nicht erfolgreich sein. Sie sind und bleiben das wertvollste Gut eines Unternehmens. Entsprechend sollten sie respektvoll und wertschätzend behandelt werden.

Wer mitmachen darf, hat mehr Spaß an der Sache

Um die Begeisterung für Neues zu wecken, sollten die Mitarbeiter beteiligt und mitgenommen werden. Sie sollen als Zugpferde andere mit ihrer Begeisterung anstecken. Gerade die größten Skeptiker sollten einbezogen und in Fürsprecher verwandelt werden. So haben wir bei der Hanseatic Bank beispielsweise agile Methoden, wie etwa World Cafés genutzt, um festzulegen, wie genau eine neue Organisation aussehen und funktionieren sollte. Denn gemeinsam kann man so viel mehr erreichen. Natürlich spielt auch die Kommunikation auf allen Kanälen und die Transparenz eine große Rolle. Dabei haben wir gelernt, dass man die zentrale Botschaft nicht oft genug platzieren kann. Außerdem müssen die Mitarbeiter erst lernen, sich per Pull-Kommunikation selbst die nötigen Informationen aus dem umfangreichen Angebot zu holen, statt immer nur passiv auf die Push-Kommunikation zu warten.
Die größte Herausforderung liegt darin, das mittlere Management zu überzeugen, da hier eine merkliche Angst besteht, durch die neue Organisation etwas zu verlieren. Gerade diese Führungsebene ist aber von zentraler Bedeutung. Sie muss die Mitarbeiter befähigen und mehr begleiten als anführen. Dennoch müssen Führungskräfte in den Zeiten des Wandels mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Mitarbeiter inspirieren, offen für Neues zu sein und die Chancen darin zu sehen. Aber auch die Mitarbeiter müssen sich in ihre neuen Rollen erst hineinfinden. Freiheit und Verantwortung sind toll, jedoch ungewohnt für diejenigen, die es gelernt haben, immer auf den Chef zu schauen. Unterstützung durch Coaches, die diese Herausforderungen kennen, oder der Einsatz von Führungskräften, die die neue Führungsrolle bereits verinnerlicht haben, sind an dieser Stelle von Vorteil. Je nach Größe und Arbeitsweise eines Unternehmens muss jedes für sich den richtigen Weg für diese Art von Neuorganisation finden.

Die eine perfekte Lösung gibt es nicht

Eine Umstellung auf crossfunktionale Teams mit einem „Big Bang“ oder schrittweise – einen sicheren Schlüssel zum Erfolg gibt es nicht. Aus unserem sukzessiven Vorgehen konnten wir die Erkenntnisse ziehen, dass zu viel Freiheit in den Strukturen, Arbeitsweisen und dem Herangehen an neue Aufgaben zu Verunsicherung, Zeitverlust und Unzufriedenheit im Team führen kann. So viel Aufmerksamkeit die neuen Teams auch bekommen sollten, vergessen Sie nicht, auch den anderen Mitarbeitern Ihre Wertschätzung zu zeigen – vor allem wenn vorübergehend die Arbeitsbelastung steigt, da die ursprünglichen Aufgaben der Mitarbeiter mitgetragen werden müssen, die nun in den crossfunktionalen Teams arbeiten. Hier ist es wichtig, die Organisation nicht zu überfordern.
Trotz einiger Herausforderungen können wir bereits jetzt sagen, dass die Chancen dieser neuen Organisation überwiegen, auch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. Durch die Änderungen in Struktur und Arbeitsweise ebenso wie durch zahlreiche Kooperationen mit aufstrebenden Fintechs bleiben wir für die jungen Arbeitskräfte interessant. Jede Veränderung ist eine Chance für ein Unternehmen, es besser zu machen als zuvor. Verpassen Sie sie nicht.