„Veränderungsbereitschaft muss ins Blut übergehen“

Mit mehr als 20 Millionen Verträgen in den Büchern sind Volkswagen Financial Services größter automobiler Finanzdienstleister in Europa, erklärt Christiane Hesse, Mitglied im Vorstand für den Bereich Personal und Organisation des Finanzdienstleisters. Der Schlüssel zum Erfolg ist eine ständige Veränderung der Geschäftsprozesse, intern wie extern. Besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen für stetige Veränderung am…


BANKINGNEWS: Welche Herausforderungen müssen Sie als Volkswagen Financial Services in punkto Digitalisierung bewältigen?

Christiane Hesse: Wir als die Volkwagen Financial Services sind der Absatzförderer für die Marken des Volkswagen Konzerns und bieten Finanzdienstleistungsprodukte rund um das Auto an. Hierzu zählen Finanzierungen, das Leasing, Versicherungen und weitere Dienstleistungen – sowohl für Privatkunden, kleine Gewerbetreibende als auch Großkunden. Dabei möchten wir es unseren Kunden so bequem wie möglich machen und unsere Produkte digital anbieten, um so auf die veränderten Kaufgewohnheiten reagieren zu können. Bis 2020 werden wir alle wesentlichen Produkte weltweit digitalisiert haben. Dafür haben wir unsere eigene Digital Unit in Berlin gegründet, die als Abteilung diese Digitalisierung unserer Produktwelten umsetzt. Warum Berlin? Die Digital Unit ist international aufgestellt, sodass unsere Landesgesellschaften nicht individuell mit ihren Digitalisierungsmaßnahmen starten, sondern durch die Digital Unit begleitet, gesteuert und unterstützt werden. Damit dies gelingt, ist die Digital Unit international mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland besetzt, die für ein Jahr nach Berlin kommen, um agil mit so genannten Product Ownern und Scrum Mastern sowie dem Fachbereich zusammenzuarbeiten. Neben extern eingestellten Scrum Mastern bilden wir auch selbst aus, um die Bedingungen für agiles Arbeiten bei uns im Unternehmen zu schaffen. Das klappt soweit sehr gut.

Sie arbeiten mit vielen Daten. Wie schulen Sie ihre Mitarbeiter?

Das stimmt, und es werden täglich mehr. Daher benötigen wir vor allem Data- Analytics-Spezialisten. Aufgrund dessen haben wir eine Kooperation mit der Universität Hildesheim abgeschlossen, die einen internationalen Studiengang im Bereich Data Analytics anbietet. Dies gibt uns die Möglichkeit, frühzeitig passende Mitarbeiter/innen zu rekrutieren, aber auch fachlich immer auf dem neuesten Stand zu sein. Neben der Hochschulkooperation bilden wir selbst aus, wobei wir unser Ausbildungskonzept umgestellt haben. Wir legen mittlerweile den Fokus auf IT-Berufe statt auf die traditionellen Bankberufe wie Bankkaufmann/-frau oder Versicherungskaufmann/-frau, um unsere Kompetenz in Zukunftsfeldern zu stärken. Gleiches gilt für unser duales Studium in Zusammenarbeit mit der Welfenakademie hier in Braunschweig. Ein möglicher Vertiefungsschwerpunkt für die dualen Studierenden ist das digitale Marketing, um unseren digitalen Vertrieb sicherzustellen.

Vor welchen Transformationsprozessen sehen Sie sich insbesondere im Bereich Personal?

In Zeiten des schnellen Wachstums ändern sich vor allem die Geschäftsprozesse. Ein aktuelles Beispiel ist unser Geschäftsbereich Großkunden, den wir aktuell organisatorisch neu aufstellen, um unsere Kunden zielgerichteter bedienen zu können. Hierbei bauen wir Kapazitäten auf und qualifizieren unsere Mitarbeiter/innen entsprechend, um dort neue Aufgaben zu übernehmen und diese zu integrieren. Deshalb ist es wichtig, in diesem Transformationsprozess vorausschauend planen zu können und Mitarbeiter/innen zu motivieren, sich neue Dinge zuzutrauen und in anderen Bereichen zu arbeiten. Hierzu bietet unsere unternehmenseigene FS Akademie maßgeschneiderte Programme an. Natürlich gibt es auch Mitarbeiter/innen, die etwas zögerlich sind und sich eine neue Aufgabe nicht zutrauen. Allerdings muss Veränderungsbereitschaft und Flexibilität in heutigen Zeiten eigentlich ins Blut übergehen.

Wie gehen Sie mit diesen Mitarbeitern um?

Natürlich bereiten wir jeden einzelnen Mitarbeiter auch mental auf eine neue Aufgabe vor. Dazu zählt, offen und transparent mit den Mitarbeiter/innen umzugehen und anzusprechen, dass sich etwas verändern wird. Neben der klassischen internen Stellenausschreibung haben wir ein zusätzliches Angebot implementiert. Wir haben in unseren Konferenzräumen eine interne Jobmesse veranstaltet, bei der einzelne Fachbereiche die Chance haben, ihre Abteilung an einem kleinen Messestand vorzustellen und für sich zu werben. Dies hat den Mitarbeiter/innen die Möglichkeit gegeben, sich in der Pause oder während der Arbeitszeit zu informieren, ohne sich mit einer Bewerbung festzulegen. Demnächst findet die sechste Jobmesse statt. Hier haben wir wirklich einen hohen Zuspruch erfahren.