„Wir fördern unsere Mitarbeiter, aber fordern auch einiges“

Mit einem weltweit gültigen Verhaltenskodex, genannt Corporate Behaviours, will die Santander-Gruppe konzernweit ein faires Arbeitsklima auf Augenhöhe zwischen allen Mitarbeitern schaffen und gängige Ressort-Grenzen überwinden. Was hinter der Methode steckt und warum Veränderungen manchmal Zeit brauchen, verriet uns Christina Blessing, Teamleiterin People Development, im Gespräch.


Christina Blessing ist Teamleiterin People Development bei der Santander Consumer Bank AG.

BANKINGNEWS: Welche Ansprüche hat Santander an das Personalmanagement?

Christina Blessing: Wir sind ein Unternehmen, das sich als Teil eines weltweiten Konzerns in stetigem Wandel befindet. Als Teil unserer Unternehmenskultur haben wir vor zwei Jahren sogenannte Corporate Behaviours eingeführt. Acht einfache, aber effektive Regeln für den Umgang miteinander, die für alle 190.000 Santander-Mitarbeiter weltweit gelten. Um unseren Mitarbeitern diese neuen Leitlinien näherzubringen, haben wir uns bei Santander in Deutschland einen besonderen Ansatz ausgedacht. Dabei war uns besonders wichtig, dass zunächst die Führungskräfte die Behaviours verinnerlichen und so den insgesamt 5.000 Mitarbeitern in Deutschland vorleben. Wir haben Maßnahmen erarbeitet, die Führungs- und Mitarbeiterkompetenzen wie Teamorientierung, Flexibilität, Veränderungsbereitschaft und Ergebnisorientierung in den Fokus stellen. Alle Führungskräfte nehmen an zweitägigen Workshops teil, in denen die Leitlinien vermittelt und die genannten Kompetenzen ausgebaut werden. Wir möchten auf diese Weise gegenseitigen Respekt und aktive Zusammenarbeit fördern, aufmerksam zuhören, Versprechen halten und Veränderungen vorantreiben – und zwar nicht nur in der Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, sondern unter allen Mitarbeitern gleichermaßen. Das wirkt sich auch auf grundlegende Dinge wie beispielsweise die Beurteilung aus. Wir haben eine neue Systematik geschaffen, die weniger einer Beurteilung als einem offenen, transparenten Feedbackgespräch entspricht. Dabei gibt der Mitarbeiter von sich aus eine Einschätzung ab, wie er seine Leistung bewertet und gibt seinem Vorgesetzten auch klar zu verstehen, wie er oder sie sich fühlt. Wir treiben diese Form der Kommunikation gerade sehr stark voran, da uns der offene Austausch auf Augenhöhe wichtig ist.

„Corporate Behaviours müssen von oben nach unten gelebt werden“

Das klingt ja fast zu schön, um wahr zu sein. Vertrauen Ihre Mitarbeiter diesem Konzept vollständig, oder gibt es auch Zweifler?

Das gehört zu Veränderungen dazu. Deswegen ist es uns bei der Einführung der Corporate Behaviours auch so wichtig, dass diese von oben nach unten gelebt werden. Anders kann ich kein Vertrauen aufbauen. Eine einfache Ansage „So liebe Mitarbeiter, dann macht ihr das bitte so.“ reicht da nicht aus. Besonders unsere jüngeren Mitarbeiter sind stark davon geprägt, wie ihre Führungskraft agiert. Unsere Aufgabe ist es, dieses Verständnis auf allen Ebenen zu etablieren, damit alle davon profitieren. Deswegen setzen wir auch so gezielt auf die beschriebenen Schulungen der Führungskräfte, die damit das nötige Rüstzeug für diesen neuen Weg an die Hand bekommen. Wir fördern unsere Mitarbeiter, aber fordern natürlich auch einiges.

„Wir suchen nicht mehr den klassischen Banker“

Die Bankbranche hat momentan nicht den besten Ruf. Wie wirkt sich das auf die Mitarbeitersuche aus?

Im Bereich Recruiting merken wir das sehr deutlich, gerade wenn es um die Suche nach neuen Auszubildenden und Trainees geht. Die Bankausbildung hat ihren guten Ruf als krisensicherer Grundstock für die Karriereplanung leider verloren. Wir möchten deshalb zeigen, dass wir anders sind. Die Santander Gruppe hat weltweit keinerlei Finanzhilfen von staatlicher Seite in Anspruch genommen und die Finanzkrise aus eigener Kraft sehr gut überstanden. Unsere Hoffnung ist, dass der beschriebene Kulturwandel auch bei der Personalsuche hilft. Wir suchen nicht mehr den klassischen Banker, sondern jemanden, der ein ganz anderes Mindset mitbringt, der bereit ist, auch einmal quer zu denken. Das gilt nicht nur für Santander in Deutschland, sondern weltweit für die ganze Santander Gruppe. Unser Chairman Ana Botín drückt das sehr passend aus: „Wir müssen uns vom Supertanker zum Speedboat entwickeln. Das geht nicht von heute auf morgen.“ Ein Kulturwandel braucht gut sieben Jahre, bis er vollständig vollzogen ist. Die ersten zwei haben wir bereits geschafft. Uns liegt viel daran, unsere Mitarbeiter an diesem Veränderungsprozess teilhaben zu lassen, ihnen zu zeigen, dass dieser von oben gelebt wird, und dass alle mitziehen.

„Wir müssen uns vom Silodenken in unserer Branche verabschieden“

Was unterscheidet Santander von anderen Banken?

Die Santander Consumer Bank hat sich vom Silodenken verabschiedet, sodass Mitarbeiter ihre Ideen in vielen Bereichen einbringen können.

Wir wollen die beste Bank für Mitarbeiter und Kunden werden. Eine Bank, die sich verantwortlich fühlt und mit der Zeit geht – einerseits durch Produkte, die uns vom Markt abheben, andererseits durch ein neuartiges Personalmanagement. Dazu gehört, dass wir uns vom bisher in unserer Branche weit verbreiteten Silodenken verabschiedet haben. Ein Mitarbeiter ist nicht nur in seinem angestammten Bereich tätig, sondern lässt andere Bereiche an seinen guten Ideen teilhaben und arbeitet übergreifend an der Lösung verschiedener Probleme.

Wie sieht diese Abkehr vom Silodenken in der Praxis aus?

Zum Beispiel arbeitet sowohl der Warenbereich als auch der Mobilitätsbereich von Santander eng mit Händlern zusammen. In beiden Bereichen beschäftigen sich die Kollegen unter anderem mit der Frage, wie die Online-Kreditvergabe für die Händler noch einfacher aussehen könnte. Zwei Bereiche in der Bank stehen also vor ähnlichen Herausforderungen, wussten aber bislang nur bedingt von den Lösungsansätzen des anderen Bereichs. Hier werden durch engere Zusammenarbeit nun stärker Synergien genutzt und schnellere Lösungen gefunden.