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„Ich glaube, dass Frauen mehr ermutigt werden und sich auch mehr zutrauen müssen“

Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), im Gespräch mit Thorsten Hahn und Laura Kracht über das Engagement ihres Verbands bei der Initiative #beyondcrisis und über die „gläserne Decke“, an die viele Frauen in ihrer Karriere immer noch stoßen.


Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, über Frauen und Karriere.

BANKINGNEWS: Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie unterstützt der VÖB die Initiative #beyondcrisis. Was macht Ihr Verband dort?
Iris Bethge-Krauß: Das ist eine Plattform, die Ideen zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufgreift und bündelt. #beyondcrisis ist eine Initiative von „Deutschland – Land der Ideen“ und wurde 2006 aus der Taufe gehoben, um das Bild Deutschlands in der Welt positiv darzustellen. #beyondcrisis ist entwickelt worden, um Impulse und Initiativen zusammenzuschalten und zu schauen, wie sich die Arbeitswelt in puncto Digitalisierung gerade in der Krise verändert und was gute Beispiele sind, wo man voneinander lernen kann. Das halte ich für sehr wichtig. Ich bin auch schon seit vielen Jahren im Aufsichtsrat von „Land der Ideen“ und habe gesagt, dass wir sie zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Wir sind zudem gut vernetzt und kennen Leute in verschiedenen Bereichen, die Unterstützung und Input liefern können. Man lernt so auch viele junge Leute kennen, die sich mit einem Projekt profilieren. Das ist eine tolle Initiative.

Gibt es schon erste Ideen oder Ergebnisse?
Es gibt es eine Vielzahl spannender Projekte. Mit „Rimbin“ zum Beispiel gibt es ein Konzept, das in der Corona-Krise Spielraum für Kinder schaffen soll. Ein Projekt wie „bring together“ will Menschen über eine Matching-Plattform zusammenbringen.

Ein Förderprogramm anderer Art hat die EZB auf den Weg gebracht. Durch das Frauenförderprogramm soll die Institution weiblicher werden. Wie stehen Sie persönlich zu solchen Quoten?
Ich habe einige Jahre lang die Kommunikation im Bundesfamilienministerium verantwortet und mich in dieser Zeit intensiv damit beschäftigt. Damals standen wir der Quote sehr skeptisch gegenüber und wir dachten: „Jetzt nicht diese Quoten, die Frauen können das auch alleine“. Aber viele im Ministerium, mich eingeschlossen, haben gelernt, dass es manchmal ohne eine Quote nicht geht. Leider gibt es noch immer eine gläserne Decke, an die Frauen stoßen. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Thema. Wenn nicht die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Frauen arbeiten und sich auch um Kinder kümmern können, kommen sie einfach nicht weiter. Mindestens so wichtig wie die Quote, wenn nicht noch wichtiger, sind der Ausbau von Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Job und Familie.

„Die Rahmenbedingungen in den Betrieben müssen stimmen“

In der aktuellen Krise und daraus resultierendem Arbeiten aus dem Homeoffice kommen neue Herausforderungen hinzu. Ist die Krise in dieser Hinsicht vielleicht auch von Vorteil, weil sie gezeigt hat, dass Arbeiten von Zuhause aus funktioniert, sogar mit Kindern im Haus?
Dadurch, dass sich das mobile Arbeiten viel stärker durchsetzen musste, ist das sicher noch einmal ein Schritt nach vorne. Es gehört aber auch noch etwas mehr dazu: Die Rahmenbedingungen in den Betrieben müssen stimmen. Wir haben zum Beispiel von der Hertie-Stiftung das Zertifikat für die Vereinbarkeit von Job und Familie bekommen. Das heißt, unser Verband als Arbeitgeber und auch einige Mitgliedsinstitute sind mittlerweile zertifiziert und bieten verschiedene Maßnahmen, damit Mitarbeiter Job und Familie vereinbaren können. Frauen müssen sich aber auch zutrauen, Verantwortung im Job zu übernehmen.

Ist es ein Generationenthema, dass Karriere einen geringeren Stellenwert in der Lebensplanung vieler Menschen hat? Es gibt ja mittlerweile viele junge Frauen und Männer, die einen anderen Lebensentwurf haben.
Ich glaube, dass in den jüngeren Generationen die Karriere an sich nicht mehr so relevant ist, wie es früher war. Das betrifft Männer und Frauen. Ich meine aber nicht, dass es nur ein Generationsthema ist. Ich glaube, dass Frauen einfach mehr ermutigt werden und sich auch mehr zutrauen müssen. Das geht natürlich nur, wenn sie wissen, dass sie sich nicht zwischen einem Kind und einem guten Job entscheiden müssen. Das ist wichtig. Dann werden auch mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Aber Frauen dürfen auch nicht darauf warten, sondern müssen sich dafür stark machen.

Interview: Thorsten Hahn, Laura Kracht

Aufgepasst: Lesen Sie bald in der BANKINGNEWS-Ausgabe 279, was Iris Bethge-Krauß über zu viel und zu wenig Regulierung, über Lobbyarbeit und das Prinzip „Hausbanken – Förderbanken“ in der Krise sagt.