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Investieren wie ein Förster

Autor: Stephan Philipp Preis: 15,00 € Umfang: 160 Seiten Verlag: FinanzBuch Verlag


Investieren wie ein Förster_Stephan Philipp_Rezension

Dichtgedrängt, abwechslungsreich und manchmal ein wenig undurchsichtig – der Wald und die Börse sind sich sehr ähnlich. Über diesen ungewöhnlichen Vergleich im Buch von Stephan Philipp stutzen die meisten Leser vermutlich. Konkret geht es ihm um die Brücke zwischen den beiden Welten: Die Forstwirtschaft. Auf dem Weg, seine beiden Leidenschaften zusammenzuführen, deckt der Autor und Forstwissenschaftler ungeahnte Parallelen zwischen Wald und Börse auf – vom langfristigen und bedachten Handeln zum Thema Eigentum oder Sparsamkeit. 

Zunächst scheinen beide wie ein ungleiches Paar, zwei eigenwillige Persönlichkeiten, die unterschiedliche Bilder und Assoziationen hervorrufen. Daher gestaltet Philipp seinen Einstieg in die Materie mit Charakterisierungen der beiden Bereiche. Er beleuchtet zum Beispiel die häufige Romantisierung des Waldes. Geht aber auch auf den fortwährenden Irrglauben des Waldsterbens und die Schmähung der Waldbewirtschaftung ein. Als Pendant dazu weist er auf das unterschätzte Demokratiewesen der Börse hin und räumt mit der Verteufelung der Börse als isoliertes kapitalistisches Ungetüm auf. Die Moral seiner Geschicht‘: „So wie es jedem Menschen gestattet ist, den Wald zu betreten, ist auch die Börse für jeden offen. Nutzen Sie diese Chance.“  

Der Forstwissenschaftler deklariert den Beginn seines eigentlichen Themas ab dem dritten Kapitel. In „Ökonomie und Ökologie sind kein Widerspruch“ formuliert er sein Anliegen gegenüber dem Leser ganz offen: Er möchte die Analogien der beiden Welten verdeutlichen, im Zuge dessen gewisse Vorurteile beseitigen und die Leserschaft an seiner Leidenschaft teilhaben lassen und bestenfalls sogar anstecken. 

„Im Wald lassen sich das Streben nach Profit und das Verfolgen von ökologischen Zielen also sehr gut vereinen, ja manchmal gibt es sogar Synergieeffekte.“ Philipp vertritt die Überzeugung, dass die Wirtschaft dem Abbau von Umweltproblemen Hilfe leisten kann. Denn allein durch die ständige Weiterentwicklung der Waldökosysteme würde sich auch unsere Wirtschaft in Ressourceneffizienz üben. In 17 Kapiteln, unterteilt in drei Teile, stellt der Autor jeweils eine Eigenschaft vor, die Wald und Börse zu teilen scheinen. Dieserart verteidigt er seine Idee einer Konvergenz und Korrelation der beiden Bereiche.  

Eine der vielen Parallelen läge im langfristigen Handeln: Nicht nur der Forstwirt hat Entscheidungen mit „Blick in die Ferne“ zu treffen, auch bei Anlegern sichern ausschließlich langfristige Investitionsentscheidungen den Erfolg. Ebenso mache sich die Bedeutung von Vielfalt in beiden Welten bemerkbar: „So wie man im Waldbau Laub- und Nadelbäume und den einen oder anderen Strauch pflanzt, sollte man auch im Depot auf verschiedene Branchen achten.“  

Und auch auf eine weitere gemeinsame Problematik geht Stephan Philipp ein, nämlich die der Genderfrage. Seine These hier: Es braucht mehr Frauen – im Wald wie auch in der Finanzwelt. Dass Frauen sowohl an der Börse als auch in der Forstwirtschaft unterrepräsentiert sind, sieht er als einen Verlust. Andere Sichtweisen könnten den oftmals starren und veralteten Organisationsstrukturen neuen Schwung bringen.  

Der Autor schafft im Buch eine durchweg persönliche Atmosphäre, die von seiner leidenschaftlichen Erzählweise getragen wird.  Er sieht von Formalitäten in seinem Schreibstil tendenziell ab und wendet Beispiele aus persönlichen Erfahrungen an. Beim Leser bereitet dies das Gefühl einer direkten Konversation mit Stefan Philipp – humorvoll, gegenwartsbezogen, zugänglich. Er betont, ausschließlich aus eigener Perspektive und nicht für andere sprechen zu wollen. Dementsprechend offen präsentiert er sich für gegenläufige Meinungen.   

Insgesamt ist „Investieren wie ein Förster – Was man vom Wald für die Börse lernen kann“ ein Buch, das besonders für Einsteiger, aber auch für Themeninteressierte, lehrreiche Inhalte bereithält. Durch den Gesprächscharakter des Schreibstils ist die Passion des Autors spürbar, die den Leser mitreißen kann. Es ist wohl dieser Leidenschaft zu verdanken, dass es Stefan Philipp so gut gelingt, die Analogien zwischen den beiden Welten nachvollziehbar darzustellen.

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