Mobile Bankgeschäfte werden die persönliche Beratung nicht ersetzen

Mobile Banking, also die Abwicklung von Bankgeschäften mit Hilfe mobiler Endgeräte, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Konsumenten wollen unabhängig von Zeit und Ort Zugriff auf ihr Konto haben. Geht es nach den Experten, so werden Bankgeschäfte per Handy in der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Heinz Beeck, verantwortlich für die Online-Banking-Plattform der Deutschen Bank,…


Mobile Banking, also die Abwicklung von Bankgeschäften mit Hilfe mobiler Endgeräte, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Konsumenten wollen unabhängig von Zeit und Ort Zugriff auf ihr Konto haben. Geht es nach den Experten, so werden Bankgeschäfte per Handy in der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen.

Heinz Beeck, verantwortlich für die Online-Banking-Plattform der Deutschen Bank, über die Treiber der technischen Entwicklung, das veränderte Kundenverhalten und den Stellenwert von persönlicher Beratung.

Herr Beeck, immer mehr Bankkunden nutzen Dienstleistungen im Internet. Worin begründet sich dieser Trend?
Das Internet ist heute ein zentraler Bestandteil des sozialen Lebens geworden. Menschen haben sich daran gewöhnt, immer und überall online zu sein. Mittlerweile nutzen 72 Prozent der Deutschen das Internet, fast jeder Fünfte verwendet auch mobile Datendienste. Und die Prognosen zeigen, dass diese Entwicklung mit großen Schritten weitergeht: Eine aktuelle Cisco-Analyse prognostiziert bis 2013 einen 66-fachen Anstieg des mobilen Datenverkehrs. Durch die verstärkte Nutzung des Internets auch zum Online-Shopping – unabhängig von Öffnungszeiten sowie die Internetfähigkeit von mobilen Endgeräten – hat sich ebenso das Nutzerverhalten der Verbraucher in wenigen Jahren deutlich verändert. Es entsteht eine neue Form der Kommunikation und ein verändertes Konsumverhalten. Das wiederum hat großen Einfluss auf die Abwicklung der täglichen Bankgeschäfte. Bereits heute nutzen 25 Millionen Deutsche Online-Banking und diese Zahl wächst deutlich Jahr für Jahr.

Was sind die Treiber für die Entwicklung im Mobile Banking?
Das rasante Wachstum hat mehrere Ursachen: Die technische Voraussetzung für die Darstellung von Online-Inhalten auf Mobiltelefonen gibt es zwar bereits seit gut zehn Jahren, aber bislang war die Nutzung unbequem, langsam und teuer. Das ist heute anders: Heute gibt es WLAN, Wi-Fi und UMTS-Karten. Damit sind Menschen über ein internetfähiges Endgerät immer und überall onlinefähig. Darüber hinaus sind auch bei UMTS/GPRS die Übertragungsgeschwindigkeiten höher geworden. Für den eigentlichen Boom im Mobile Banking aber hat der Launch von Applikationen, so genannter Apps, gesorgt. Mit diesen Mini-Programmen können Kunden ihre täglichen Bankgeschäfte bequem jederzeit von unterwegs erledigen. Seit dem Launch der Deutsche Bank App im März 2010 beispielsweise stellen wir eine Vervierfachung der Zugriffszahlen beim Mobile-Banking fest.

Welche Funktionen werden heute bereits stark genutzt?
Am beliebtesten bei unseren Kunden ist die Abfrage der persönlichen Finanzübersicht sowie die Ausführung von Überweisungen. Aber auch die Anzeige getätigter Wertpapiertransaktionen, die Abfrage von Aktienkursen oder die Suche nach der nächsten Filiale werden stark genutzt.

Wie werden sich Bankdienstleistungen in Zukunft entwickeln?
Unsere Gesellschaft wird immer mobiler. Durch die zunehmende Mobilität im Alltag steigt auch die Bereitschaft, mobile Anwendungen zu nutzen. Heute entscheidet der Kunde, wann und wo er mit seiner Bank kommunizieren oder einen Service nutzen möchte. Bankgeschäfte sind nicht mehr nur an die klassischen Filialzeiten gebunden, das Smartphone ist fast immer in Betrieb. Der Kunde erlebt seine Bank zunehmend als Netzwerk aus verschiedenen Zugangswegen wie Filiale, Telefon und Internet. Wir müssen es somit schaffen, alle Zugangswege zur Bank klug miteinander zu vernetzen und einen gleichbleibend hohen Standard in allen Zugangswegen sicherzustellen – zu Hause und von unterwegs.

Wird es für Bankgeschäfte zukünftig einen virtuellen Berater geben?
Nein, durchaus nicht – zumindest nicht mit breiter Akzeptanz und insbesondere nicht für anspruchsvolle Kunden. Mobile Banking bedeutet nicht, dass man sich nur für die Online-Welt entscheiden muss. Im Gegenteil, modernes Banking in der Zukunft muss Verbrauchern das Beste aus allen Welten bieten. Ich bin davon überzeugt: Mobile Bankgeschäfte werden stark zunehmen, können aber die persönliche kompetente Beratung vor Ort nicht ersetzen. Gerade die Finanzberatung ist nicht zuletzt eine Sache des Vertrauens. Und da ist der persönliche Dialog ohne Alternative.

Worauf sollten Kunden achten, wenn sie sich für Mobile Banking entscheiden?
Verbraucher, die Mobile Banking nutzen möchten, sollten sich bereits bei der Wahl des Kontos auch über das Mobile Banking Angebot der Bank informieren. Wichtig ist hier: Nicht nur die Funktionen, sondern auch die Sicherheit, die Benutzerfreundlichkeit und ein umfassender Service sollten bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Beeck!


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