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2005: Tod eines einflussreichen deutschen Privatbankiers

Er gehört zu einer der bedeutendsten deutschen Privatbankiersfamilien. Zum Erfolg des familieneigenen Bankhauses hat er einiges beigetragen. Heute ist sein Todestag.


2005 Todestag Alfred Freiherr von Oppenheim, Privatbankier

Die Familie von Oppenheim ist wirklich außergewöhnlich: Sie hat einige bedeutende Bankiers hervorgebracht und das Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA war bis zur Übernahme durch die Deutsche Bank im Jahr 2009 das größte unabhängige Kreditinstitut Europas. Zudem setzte sich die Privatbankiersfamilie dafür ein, dass 1853 die Darmstädter Bank für Handel und Industrie, die erste Großbank in Deutschland, öffnen konnte.

Begonnen hat die Geschichte des Von-Oppenheim-Imperiums im Jahr 1789. Damals gründete Salomon Oppenheim Junior (1772 bis 1828) gemeinsam mit dem einflussreichen Bankier und Silberhändler Samuel Wolff ein Kommissions- und Wechselhaus in Bonn: die Bank Sal. Op­pen­heim jr. & Cie.

Wichtig für den Geschäftserfolg des Geldhauses war die Verlegung des Geschäfts 1798 von Bonn nach Köln. Denn in der Domstadt wurde das Ansiedlungsverbot für Juden aufgehoben und jüdische Bürger hatten hier generell mehr Freiheiten. So wurde Salomon Oppenheim junior in Köln bald zu einem erfolgreichen Bankier.

Das lag vor allem auch daran, dass Oppenheim bei den damals neu aufkommenden Aktiengesellschaften großes Geschäft witterte. Salomon Oppenheim junior war das erste Familienmitglied, das Reichtum erwirtschaftete. Seinen Söhnen Simon und Abraham ist es zu verdanken, dass die Familie fortan ein „von“ im Namen tragen darf.

Familie von Oppenheim: Bankiers seit Generationen

Auch in späteren Generation bewies die Familie von Oppenheim wirtschaftliches Geschick. Besonders Alfred Paul Ernst Freiherr von Oppenheim, der am 5. Mai 1934 in Köln geboren wurde. Er ist in der sechsten Generation der Bankiersfamilie und gilt als einer der einflussreichsten deutschen Privatbankiers.

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Das Abitur machte Alfred in Lausanne. Er studierte am Amherst College in Boston. 1960 macht er seinen MBA in Harvard. 1964, im Alter von 30 Jahren, wurde Baron von Oppenheim persönlich haftender Gesellschafter von Sal. Oppenheim und später auch Sprecher der Gesellschafter. Das Familiengeschäft übernahm er 1978 und führte es vier Jahrzehnte lang mit großem Erfolg. Er trug maßgeblich dazu bei, dass sich die traditionsreiche Privatbank zu einer integrierten Vermögensverwaltungs- und Investmentbank entwickelte.

Während der Zeit an der Spitze von Sal.Oppenheim nahm Alfred Freiherr von Oppenheim grundlegende Veränderungen im Bankhaus vor. So weitete er das Geschäft international aus und verkaufte 1989 die Mehrheitsbeteiligung an der Colonia-Versicherung, einer seiner größten Geschäftserfolge.

Alfred von Oppenheim wendete sich immer mehr vom Tagesgeschäft ab und wurde 1993 Vorsitzender im Aufsichtsrat sowie im Aktionsausschuss. Er galt als Mann mit klaren Prinzipien, als Stratege mit gutem Weitblick, der flexibel auf Veränderungen reagiert und Mitarbeiter geschickt führte. Auch dank dieser Voraussicht gelang es dem Familieninstitut im Jahr 2004, die BHF-Bank zu übernehmen. Durch diese Übernahme konnte das Kreditinstitut 2004 zur größten Bank Europas in Familienbesitz aufsteigen.

Baron von Oppenheim: Einer der letzten seiner Art

Baron von Oppenheim war neben seiner Teilhaberschaft bei Sal.Oppenheim Präsident der Börse zu Düsseldorf und der IHK Köln sowie DIHK-Vizepräsident. Außerdem war er Kommandeur der französischen Ehrenlegion und Präsident der Deutsch-Französischen Industrie-und Handelskammer in Paris. Als seine größte Leidenschaft gilt das Hochseesegeln. Mit seiner Yacht „Passepartout“ segelte er gerne um die Welt.

Am 5. Januar 2005 starb Alfred Freiherr von Oppenheim im Alter von 70 Jahren in Folge einer kurzen, aber schweren Krankheit. Vom Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nannte den einflussreiche Privatbankier „einen Unternehmer, der sich für das Gemeinwohl in seiner Heimat und jenseits des eigenen Lebensmittelpunktes in vorbildlicher und hervorragender Art engagierte“.

Auch der 2005 amtierende Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma würdigte die Leistungen Alfred Freiherr von Oppenheims. Anlässlich seines Todes sagte Schramma: „Mit Baron Oppenheim verliert die Stadt Köln einen ihrer profiliertesten und verdienstvollsten Bürger“. Die Familie von Oppenheim gehöre fest zur Stadtgeschichte.

Ab 2000 war Alfreds Sohn einer von später vier persönlich haftenden Gesellschaftern. Im Bankhaus war Christoph Freiherr von Oppenheim bis zur Übernahme durch die Deutsche Bank im Jahr 2009 für die Vermögensverwaltung, den zentralen Geschäftsbereich, zuständig.

2017 gab die Deutsche Bank bekannt, Sal.Oppenheim aufzugeben und die verbliebenen Kunden und Geschäftssteile in die Deutsche Bank zu integrieren. 2018 wurde der aktive Geschäftsbetrieb eingestellt und die Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, unter Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA fortgeführt. Diese wurde 2019 in Deutsche Oppenheim Family Office AG umbenannt.

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