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2010: Neue Kräfteverhältnisse in der Weltbank

Die Stimmrechte bei der Weltbank wurden im Frühjahr 2010 neu verteilt. Das hatte enormen Einfluss auf das Kräfteverhältnis in der Organisation und war eine durchaus zukunftsweisende Entscheidung.


Zeitreise ins Jahr 2010: Neues Kräfteverhältnis in der Weltbank

Die Verkörperung der wachsenden Macht Chinas hieß in dem Fall Justin Yifu Lin. Von 2008 bis 2012 war er der erste chinesische Chefökonom an der Spitze der Weltbank

2010 wurde dann auch etwas manifest, was sich schon abzeichnete: China ist auf dem Weg zur Weltmacht. Denn im Frühjahr 2010 kam es zu einer Neuverteilung der Stimmrechte der internationalen Entwicklungshilfeorganisation. 

Die 186 Mitgliedstaaten wollten „überholte Konzepte wie das einer Dritten Welt‘“ aufbrechen. So entschied man, dass der Anteil der Stimmrechte für Schwellen- und Entwicklungsländer um drei Prozentpunkte erhöht werden sollte. Dieser lag somit bei 47 Prozent. Wo von den übrigen Schwellenländern Kritik kam, ging China klar als Gewinner hervor. 

China und die Weltbank

Sowohl in internationalen Organisationen als auch in der Welt hat das „Reich der Mitte“ die Aufholjagd mit dem Westen angetreten. Nicht zuletzt dank der Reform 2010 in der Weltbank. 

Auch wenn die USA damals mit rund 16 Prozent und erheblichen Abstand größter Einflussnehmer waren (und auch heute noch sind) und damit allein zur Sperrminorität berechtigt, konnte Peking eine Steigerung von 2,77 auf 4,42 Prozent bei den Stimmrechten verbuchen. So lag die Volksrepublik auf Platz drei und ließ damit nicht nur Deutschland, sondern auch die Großmächte Frankreich und Großbritannien hinter sich.

Und dabei war das Land bis 1980 gar nicht an den Tätigkeiten der Weltbank beteiligt. Bald nach dem Beitritt Chinas wurde schon der erste Kreditantrag von der Institution bewilligt. Die Weltbank spielte auch eine wichtige Rolle in der Reformpolitik der Volksrepublik. Da sich das Stimmgewicht der einzelnen Länder in der Weltbank hauptsächlich nach der Höhe des Kapitalanteils richtet, konnte China sein Stimmrecht ausbauen. Denn der asiatische Staat wuchs und wächst stetig. 

Chinas Rolle in der internationalen Entwicklungshilfeorganisation ist aber nicht unumstritten. Mehrere Weltbank-Projekte mit China wurden gestoppt. 

Game Changer Coronavirus?

Kritik gab es auch an der Reform-Entscheidung der Weltbank. Nicht alle Schwellenländer waren damit zufrieden. Denn sie hatten kaum an Einfluss gewonnen. Viele Länder im südlichen Afrika haben gar Stimmrechte verloren. Man befürchtete, dass gerade die ärmsten Länder Schäden davontragen. Denn China schaue mittlerweile auch auf Afrikas Rohstoffe. 

Die Großnationen China und Indien nehmen sich selbst als Partner für die Entwicklungsländer wahr. China leistet schon seit Jahren Entwicklungshilfe auf dem afrikanischen Kontinent und investiert kräftig in die Region.

Klar ist: Ökonomische Kräfte haben sich verschoben. Viele Schwellenländer wollen an die Spitze. Dass das noch nicht überall so gesehen wird, zeigt die Gründung der New Development Bank im Jahr 2014. Die Entwicklungsbank wurde von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika als Alternative zu den bestehenden Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds IWF gegründet. Auch, da diese Länder sich weiterhin unterrepräsentiert in der Weltbank fühlten. 

2020 hat die Welt einen gemeinsamen Gegner: das Coronavirus. Es könnte auch bei der ökonomischen Kräfteverteilung zum großen Game Changer werden. Muss vielleicht auch bei der Weltbank dann vieles auf Anfang gesetzt werden?

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