Ausblick 2011: Noch ist der Einstieg in Aktien günstig

Kurzinterview mit Dr. Ulrich Stephan, Global Chief Investment Officer Privat- und Geschäftskunden bei der Deutsche Bank. Die Weltwirtschaft wächst in diesem Jahr um 4,4 Prozent, 2011 voraussichtlich noch um 3,9 Prozent. Auch die Aktienmärkte, vor allem in Deutschland und den Emerging Markets, werden zulegen. „Anleger, die in den kommenden Monaten auf ein Investment in Aktien…


Kurzinterview mit Dr. Ulrich Stephan, Global Chief Investment Officer Privat- und Geschäftskunden bei der Deutsche Bank.

Die Weltwirtschaft wächst in diesem Jahr um 4,4 Prozent, 2011 voraussichtlich noch um 3,9 Prozent. Auch die Aktienmärkte, vor allem in Deutschland und den Emerging Markets, werden zulegen. „Anleger, die in den kommenden Monaten auf ein Investment in Aktien verzichten, vergeben wertvolle Renditechancen“, warnt Dr. Ulrich Stephan, Global Chief Investment Officer Privat- und Geschäftskunden Deutsche Bank.

Herr Dr. Stephan, die Konjunktur in Europa und besonders in Deutschland entwickelt sich prächtig. Haben wir das Schlimmste tatsächlich überstanden?
Für die Schwellenländer und Europa, aber auch für die USA, gilt, dass die Konjunkturerholung stabil ist, auch wenn sie sich in der zweiten Jahreshälfte 2010 schon leicht abgeschwächt hat und das weltweite Wirtschaftswachstum 2011 nochmals geringfügig zurückgehen dürfte. Allerdings stellen wir auch fest, dass in Europa das Bild sehr uneinheitlich ist. Die deutsche Wirtschaft boomt, aber die Probleme von Ländern wie Griechenland und Irland lassen sich nicht wegdiskutieren.

Welche Konsequenzen hat dieses Ungleichgewicht der Volkswirtschaften für Anleger?
Anleger müssen statt auf die Unterschiede einzelner Anlageklassen stärker auf die Chancen und Risiken der einzelnen Länder und Sektoren achten. So schlagen sich die hohe Staatsverschuldung und die gestiegenen Risiken einzelner hoch verschuldeter europäischer Länder nicht in deutlich besseren Renditen ihrer Anleihen nieder. Dagegen sind die Emerging Markets häufig geringer verschuldet, ihre Ratings erreichen vereinzelt schon Topwerte. Trotzdem müssen sie für ihre Anleihen höhere Zinsen zahlen als Europa, Japan und die USA.

Wie wird sich die konjunkturelle Erholung auf die Aktienmärkte auswirken?
Die Aktienmärkte der Schwellenländer, vor allem in Asien und Lateinamerika, werden sich weiter dynamisch entwickeln. Insbesondere Rohstoffaktien bieten ein hohes Kurssteigerungspotenzial. In den Industrieländern profitieren Unternehmen vom Wirtschaftsaufschwung, die viel nach Asien oder Lateinamerika exportieren. Das können europäische, insbesondere deutsche Unternehmen sein, aber auch amerikanische und japanische. Zu den aussichtsreichen Branchen zählt der Maschinen- und Anlagenbau, also ein Bereich, in dem deutsche Unternehmen traditionell stark sind.

Sollten Anleger jetzt in deutsche Aktien investieren?
Deutsche Unternehmen haben dank ihrer Exportstärke eine hervorragende Ausgangsposition. Ihre Gewinne werden 2011 und 2012 weiter zulegen. Trotzdem liegen die Unternehmensbewertungen, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, unterhalb des langjährigen Medians von 13,4, sind also sehr günstig.

Wie sieht Ihre Prognose für den deutschen Aktienmarkt 2011 aus?
Viele Anleger zögern noch. Aber Mitte 2011 werden wir den DAX bei über 7000 Punkten sehen. Aktien bleiben folglich spannend: Vor allem Rohstofftitel und DAX-Werte mit hohem Exportanteil bieten gute Chancen für Renditen oberhalb der Inflationsrate.

Vielen Dank Herr Dr. Stephan für das Interview!

© Foto by Deutsche Bank AG