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Das Zeitalter der Neobanken? 

Neobanken sind mittlerweile fester Bestandteil der Märkte in der Europäischen Union. Doch nur wenige sind bisher profitabel – trotz stetigem Wachstum. Ein interessanter neuer Player in Deutschland ist Revolut, dessen Neukunden sich innerhalb eines Jahres verdoppelt haben.


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Seit Angela Merkels berühmt-berüchtigtem Zitat vor zwölf Jahren, das Internet sei für uns alle Neuland, ist viel passiert – auch politisch. Die Europäische Kommission überwacht im Rahmen des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Digital Economy and Society Index, DESI) von 2014 bis 2022 den Stand der Digitalisierung in der Europäischen Union und dokumentiert die Fortschritte der EU-Mitgliedsstaaten. Seit 2023 ist DESI in den Bericht über den Stand der digitalen Dekade eingebunden, der im Rahmen des EU-Strategieprogramms „Digitale Dekade 2030“ veröffentlicht wird. 

Laut des DESI 2022 liegt Deutschland auf Platz 13 von 27 EU-Mitgliedstaaten. Um die Digitale Dekade 2030 erreichen zu können, ist insbesondere Deutschlands Fortschritt bei der digitalen Transformation von Bedeutung. Als größte Volkswirtschaft der EU befindet sich Deutschland – Stand 2022 – nur in einer der fünf Kategorien, nämlich Konnektivität, über dem EU-Durchschnitt. Was die Integration digitaler Technologien durch Unternehmen betrifft, liegen die meisten Indikatoren in der Nähe des EU-Durchschnitts. 

Neobanken als Konkurrenz zu traditionellen Banken 

Seit den 2010er Jahren tragen auch Neobanken dazu bei, die Digitalisierung in der Bank- und Finanzbranche voranzutreiben. Als erste vollständig digitale Bank erhielt N26 im Jahr 2016 eine deutsche Vollbanklizenz. 2019 war N26 bereits in 24 europäischen Märkten verfügbar. Über 160 Millionen Kunden in Europa sind von Konzept und Angebot der Neobank überzeugt – in Deutschland liegt die Zahl der Kunden laut Tagesschau bei etwa zehn Millionen.  

Das ist kein Wunder, denn jederzeit verfügbare Bankdienstleistungen, benutzerfreundliche Apps und Anwendungen sowie attraktive Konditionen sprechen insbesondere die jüngeren Zielgruppen an. Laut BearingPoint sind 40 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Neobanken in Europa jünger als 34 Jahre.  

Obwohl sich Neobanken als Konkurrenten zu traditionellen Banken fest etabliert haben und die Nutzerzahl stetig steigt, waren die meisten großen europäischen Neobanken bis 2022 nicht profitabel – nur zwei von zehn erzielten Gewinne, bei einem Gesamtverlust von 1,5 Milliarden Euro. Das Jahr 2023 markierte jedoch einen Wendepunkt, zeigt die Bankenstudie von BearingPoint: Vier Neobanken schreiben schwarze Zahlen, und das Gesamtergebnis nähert sich der Gewinnzone. Der Umsatz stieg um 90 Prozent, während die Kosten stabil blieben. 

Schwierigkeiten auf dem deutschen Markt 

Zu den beliebtesten Neobanken in Deutschland gehören unter anderem N26, C24 und Tomorrow. Allgemein ist die Lage für Neobanken hierzulande jedoch schwieriger als in anderen Märkten. Von 17 Neobanken in Deutschland sind mittlerweile nur noch etwa die Hälfte aktiv. Zudem stagniert das Wachstum: Während internationale Märkte zwischen Ende 2021 und Mitte 2023 etwa 40 Prozent Zuwachs verzeichneten, lag dieser in der DACH-Region bei nur 4 Prozent. Dies könnte etwa an der Konkurrenz durch Direktbanken und etablierte Banken, die den Schritt zur Realisierung von eigenen Neobanken nicht gehen, liegen. Eine Ausnahme ist hier das Startup „Fyrst Bank“ der Deutschen Bank. 

Revolut mischt EU-Märkte auf   

Im Herbst 2024 erreichte die britische Digitalbank Revolut mit zwei Millionen Privatkunden einen Meilenstein in Deutschland. Dabei hat sich die Zahl der Kunden in den zwölf Monaten zuvor mehr als verdoppelt. Ab Oktober letzten Jahres erhielten alle Neukunden eine deutsche IBAN, so solle ein deutsches Bankkonto das weitere Wachstum in Deutschland ankurbeln. Die deutsche Niederlassung der Revolut Bank UAB, die bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) registriert ist, wird die neu eröffneten und die auf die deutsche Niederlassung übertragenen Konten mit sofortiger Wirkung verwalten. Sie unterliegen damit der Aufsicht der lokalen Aufsichtsbehörden, der BaFin und der Bundesbank. Mit dem Ziel von fünf Millionen Privatkunden bis 2026 will Revolut langfristig eine der führenden Online- und Direktbanken in Deutschland werden. 

Ende April kündigte die Bank außerdem an, im Laufe des Jahres in Deutschland ein eigenes vollständiges Mobilfunkangebot anzubieten. Das Angebot wird zunächst in Großbritannien und Deutschland eingeführt, weitere Märkte folgen. 

Auch für den französischen Finanzsektor hat Revolut große Pläne: eine zweite europäische Zentrale in Paris sowie Investitionen von über einer Milliarde Euro in Frankreich mit mehr als 200 neuen Arbeitsplätzen. Ziel ist es, die europäische Bankenlandschaft neu zu gestalten.