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Das Geld und die Sache mit der Wahrheit

Realität vs. Illusion. Fakt vs. Fiktion. Sein vs. (Geld)schein? Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen dem, was real ist und dem, was erfunden ist. Was das mit Geldscheinen zu tun hat, lesen Sie hier.


Die Bauwerke auf den Euro-Banknoten sind real geworden, in den Niederlanden

Was real ist und was nicht, wird von manchem Philosophen, Theologen oder Spirituellem zwar mitunter in Frage gestellt, doch meist gibt es doch eine Trennung zwischen dem, was wirklich existiert und dem, was der Phantasie entsprungen ist.

Doch das heißt nicht, dass Fiktion nicht zur Realität werden kann. Das Leben inspiriert die Kunst und die Kunst das Leben. Letzteres ist in Holland geschehen. Denn die fantastischen Bauwerke, die der Österreicher Robert Kalina sich ausgedacht hat, sind nachgebaut worden. Kalinas Architekturen sind uns allen bekannt, denn er ist für das Design der Euro-Banknoten verantwortlich.

Bewusst verzichtete man für die Geldschein-Bauwerke auf reale Vorbilder. Kein europäisches Land sollte sich unterrepräsentiert fühlen. Die Brücken auf den Banknoten stehen dabei jeweils symbolisch für eine kunstgeschichtliche Epoche Europas. Der 5-Euro-Schein bildet die griechische und römische Antike ab, der 500-Euro-Schein die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts. Er wird allerdings seit 2019 nicht mehr in Umlauf gebracht.

Real gewordene Euro-Banknoten

Insgesamt sind es also sieben Bauwerke, die Kalina für die Banknoten entworfen hat. Sie brachten Robin Stam auf eine Idee. Der niederländische Designer wollte die Stadt Spijkenisse in Süd-Holland mit diesen bunten Brücken zu verschönern. Denn Stam hat sich in der Farbgestaltung treu ans Original gehalten.

Das gilt allerdings nicht für die Größe, denn die realen Banknoten-Brücken müssen keine tiefe Schluchten oder breite Flüsse über-Brücken. Einen praktischen Nutzen erfüllen sie aber trotzdem: 2011 ist das Wohnviertel „De Elementen“ gebaut worden, das von Grachten umgeben war. Da bot sich das Geldschein-Bauprojekt besonders gut an, um Fußgänger-, Auto- und Radverkehr zu ermöglichen.

Mit der Unterstützung des Bürgermeisters und der Europäischen Zentralbank wurde es dann bis 2013 fertiggestellt. Allerdings wurde dabei ein wenig „gemogelt“, denn der 5-Euro- und der 10-Euro-Schein wurden in einer Brücke realisiert, deren Seiten zwei verschiedene Anstriche bekamen. So sind es eigentlich nur sechs Brücken, über die man gehen muss, um auf sieben Geldscheinen zu stehen.

Tipps für die besten Schnappschüsse

Dennoch: Das Projekt bracht dem Vorort von Rotterdam einige Aufmerksamkeit. Dass es für touristisches Aufkommen Sorgen würde, haben sich Bauherren und Bewohner höchstwahrscheinlich erhofft und haben vorsorglich mitgedacht: An jeder Brücke gibt nämlich ein Schild Auskunft darüber, aus welchem Winkel man das Bauwerk am besten fotografieren kann – damit man möglichst originalgetreue Abbildungen der echten Brücken machen kann, die den Abbildungen der fiktiven Brücken auf den Euro-Banknoten entsprechen. Und da soll nochmal einer sagen, dass Kunst nicht die Wahrheit abbildet.

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