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1754: Ein Finanzier und Bürgermeister wird geboren

Johann Jakob von Wittgenstein ist nicht nur vom Namen her ein wahres Urgestein für die Stadt Köln. Er führte Köln als Bürgermeister durch turbulente Zeiten und hatte auch noch weitere Funktionen inne, die dem Wohlstand der Rheinstadt dienten.


Johann Jacob von Wittgenstein Kölner Bürgermeister und Finanzier

Am 24. Februar 1754 wurde Johann Jakob von Wittgenstein als Sohn des Kölner Bürgermeisters Melchior Dittmar von Wittgenstein und seiner Frau Maria Elisabeth geboren. Johann besuchte das Laurentianer-Gymnasium und studierte danach Rechtswissenschaften an den Universitäten in Köln und Göttingen.

Seine ersten praktischen Erfahrungen sammelte von Wittgenstein am Reichskammergericht zu Wetzlar, bevor er im Jahr 1778 zum Syndikus der Stadt Köln berufen wurde. Als Johanns Vater 1786 während seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister verstarb, wurde Johann trotz seines jungen Alters vom Rat zum Nachfolger gewählt.

Nach der französischen Revolution und der Ernennung Napoleons zum französischen Kaiser wurde Köln besetzt. In dieser Zeit diente von Wittgenstein weiterhin im Verwaltungsapparat der Stadt. 1796 wurde der Rat der Stadt Köln aufgelöst und der Bürgermeister wurde Präsident der Munizipalverwaltung. Ein Jahr später wurde unter ihm das Speditions- und Kommissionsgeschäft im Kölner Bankwesen eingeführt. Im selben Jahr wurde die Ratsverfassung der Freien Reichsstadt Köln aufgehoben. Von Wittgenstein, der zuvor aufgrund einer nicht beglichenenen Kontributionsleistung der Domstadt als Geisel nach Bonn gebracht wurde, wurde seines Amtes enthoben.

Wittgenstein: Bürgermeister und Förderer

Als 1801 der Friede von Lunéville zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich ausgerufen wurde, ernannte man von Wittgenstein zum Mitglied des neuen Départementalrats. Zwei Jahre später bekleidete er erneut das Amt des Bürgermeisters, beziehungsweise des Maire unter französischer Herrschaft. Darüber hinaus hatte er den Vorsitz der Handelskammer und war zuständig für das Armen-, Kranken- und Schulwesen der Stadt.

Dieses Amt behielt er auch nach dem Ende der französischen Herrschaft und der preußischen Übergangszeit bis zum 11. Mai 1815. Danach war Wittgenstein bis zu seinem Tod am 15. März 1823 Mitglied des Stadtrats. Wittgensteins Amtszeiten unter den verschiedenen Regierungen zeichneten sich vor allem durch seine Wohltätigkeit aus.

Er verschenkte unter anderem mehrere Gebäude an Wohlfahrtseinrichtungen und war auch zu Gunsten des Kölner Doms tätig.

1804 war er für Beratungen in Handelsangelegenheiten in Mainz hinzugezogen worden. Seine Leistung wurde auch von der französischen Regierung anerkannt. So ernannte ihn Kaiser Napoleon zum Mitglied der Ehrenlegion und wurde auch zu dessen Krönung nach Paris eingeladen. 1811 lud man ihn zur Taufe des Prinzen ein und ernannte ihn zum französischen Reichsritter.

Das Wohl der Stadt lag Wittgenstein am Herzen. Während seiner Amtszeit wurden Teile der Stadt umstrukturiert, neue Plätze angelegt und Straßen verbreitert und verschönert. Nach seinem Tod wurde er auf dem von ihm angelegten Melaten-Friedhof beigesetzt. Heute erinnert vor allem die “Villa Wittgenstein” im Bornheimer Stadtteil Roisdorf an die Familie.

Seine Tätigkeiten als Unternehmer, Finanzier und Politiker wurden von seinem Sohn Heinrich von Wittgenstein fortgeführt. Dieser heiratete später eine Tochter des Kölner Bankiers Johann Abraham Anton Schaaffhausen.

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