,

GameStop und die Macht der Kleinanleger

Der GameStop-Hype ist eine ganz außergewöhnliche Geschichte, die wie eine moderne Version des Kampfes von David gegen Goliath anmutet. Doch es zeigte sich, dass Gewinner und Verlierer hier nicht so klar verteilt sind. Dafür hat der Hype etwas anderes offenbart.


Mehrere Kleinanleger verabreden sich, den angeschlagenen Videospiele-Händler GameStop vor Kurswetten der milliardenschweren Hedgefonds zu schützen. Der Rest ist beinahe schon Geschichte. Entstanden ist der GameStop-Hype“ auf r/wallstreetbets, einem Unterforum der Webseite Reddit. Hier treffen sich unerfahrene Trader und stacheln sich gegenseitig zu waghalsigen Deals an. So auch im Falle von GameStop. Das Unternehmen schreibt seit Jahren Verluste und die Aktie des Unternehmen befand sich im freien Fall.

Hedgefonds wie Melvin Capital wetteten auf den Niedergang von GameStop. Den Reddit-Usern gefiel dieses Verhalten gar nicht und die Online-Community verabredete sich die angeschlagene Aktie zu retten – zunächst mit großem Erfolg. Als die Hedgefonds von der Aktion erfuhren, setzte sich ein Kreislauf in Gang. Die auf sinkende Kurse wettenden Shortseller waren gezwungen, sich mit Aktien einzudecken – und das zu immer höheren Kursen. Die hohe Nachfrage trieb den Aktienkurs von rund 15 Euro auf bis zu 420 Euro. GameStops Aktienkurs explodierte.

Die Wetten der Hedgefonds gingen nicht auf und die Unternehmen verbuchten Verluste in Milliardenhöhe. Rund 20 Milliarden US-Dollar sollen sie verloren haben. Shortseller Melvin Capital geriet derart in Not, dass er von Investoren mit einer Geldspritze von rund 2,75 Milliarden Dollar gerettet werden musste.

Handel für Stunden eingefroren

Dann folgte am Abend des 28. Januar 2021 die plötzliche Wende. Die Onlinebroker Trade Republic und Robinhood, über die die Reddit-Trader operierten, blockierten vorübergehend den Kauf von GameStop-Papieren und anderer Aktien wie die des Telekommunikationskonzerns Nokia. Als Begründung wurde angegeben, dass die starken Kursschwankungen zu technischen Überlastungen führen könnten. Der Verkauf der GameStop-Aktie hingegen war weiterhin gestattet.

Die Nutzer der Plattformen waren über diese Entscheidungen alles andere als erfreut und teilten ihren Unmut auf den sozialen Netzwerken. Auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin erhielt einige Beschwerden. Mittlerweile läuft alles wieder in geregelten Bahnen und die Online-Broker haben sich für die Intransparenz entschuldigt. 

Auch die GameStop-Aktie befindet sich wieder auf Talfahrt und liegt inzwischen bei rund 50 US-Dollar. Die Verluste derer, die die Aktien bei ihrem Höchstwert eingekauft und gehalten haben, liegt inzwischen bei rund 80 Prozent. 

Die aktuell boomenden Neo-Broker haben zwar mitunter schlechte Bewertungen bekommen, aber höchstwahrscheinlich keinen langfristigen Schaden davontragen. Auch wenn im 21. Jahrhundert die Rollen von David und Goliath nicht mehr klar zuzuordnen sind, hat die GameStop-Geschichte etwas gezeigt: Die Börse als Markt funktioniert – auch zu Lasten der großen Hedgefonds. Natürlich bergen Spekulationen immer ein gewisses Risiko, doch die Aktion „GameStop“ hat eindrücklich gezeigt, über welche Macht Kleinanleger verfügen. Zugegeben, nicht jeder einzelne, aber doch als Masse. Hier haben die Absprachen funktioniert. So gut, dass der Fall sogar Diskussionen entfacht, ob so etwas nicht illegal sei. Branchenexperten gehen davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die privaten Zocker von Wallstreetbets erneut in dieser Größenordnung gegen die Goliaths aufbäumen. Vielleicht werden sie ja dann als klare Gewinner hervorgehen. 

Denn Einfluss auf die Aktienmärkte haben Online-Communities ohne Frage. Man muss sich nur mal die Kursexplosion der Kryptowährung „Dogecoin“ angucken. Die vermeintliche Spaß-Währung wurde innerhalb eines Tages im Wert von über neun Milliarden Euro gehandelt. 

Daily-Highlights: Sie möchten mehr von unseren Dailys? Dann lesen Sie hier, über den Willen, nachhaltig zu wachsen oder erfahren Sie hier wer die wahren Gewinner der GameStop-Ralley sind.