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Wer sind die wahren Gewinner der GameStop-Ralley?

In der Bibel geht der Kampf David gegen Goliath zugunsten des Schwächeren aus. Beim GameStop-Hype „kämpfen“ Kleinanleger gegen große Hedgefonds. Hat David auch im 21. Jahrhundert eine Chance oder profitieren am Ende doch wieder die Goliaths von diesem Hype?


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Es klingt wie aus einem Hollywood-Film: Junge Kleinanleger schließen sich zusammen, treten den bösen Hedgefonds entgegen und schlagen sie ausgerechnet mit ihren eigenen Waffen. David gegen Goliath, der kleine Mann gegen das große Geld, verspätete Rache für die Finanzkrise – eine perfekte Heldengeschichte. Vielleicht etwas zu perfekt.

Denn obwohl der Plan, einen Short-Squeeze bei der GameStop-Aktie (GME) herbeizuführen, im Reddit-Unterforum Wallstreetbets seinen Anfang nahm, sind nicht sie die eigentlichen Gewinner der Kursrallye. Die wahren Profiteure sitzen an der Wallstreet. Der Hedgefonds Mudrick Capital zum Beispiel konnte mit Call-Optionen in GameStop Gewinne von 200 Millionen US-Dollar einfahren. Die amerikanische Investmentgesellschaft BlackRock hat Berichten zufolge mit Positionen in GME rund 2,4 Milliarden US-Dollar verdient. Ein treffenderes Resümee des GameStop-Hypes wäre also: Goliath siegt über Goliath.

Weiterhin Hoffnung aus Short-Squeeze

Währenddessen hält ein großer Teil der Wallstreetbets-Community und dem deutschen Gegenstück „Mauerstrassenwetten“ weiterhin ihre Aktien. Vor allem neue Mitglieder, die angefeuert durch den Media-Hype erst spät in GME eingestiegen sind, halten ihre Positionen trotz eines Kurverlusts von fast 80 Prozent. Die Community setzt darauf, dass der erhoffte große Short-Squeeze erst noch kommt. Nach dem Kurseinbruch Anfang Februar stehen die Chancen dafür schlecht.

Ob ein weiterer Short-Squeeze überhaupt noch möglich ist, lässt sich aktuell schwer beurteilen. Bloomberg berichtete am 1. Februar 2021, die Short-Interest Quote in GME sei nach dem Höchstwert von 140 Prozent mittlerweile stark gesunken und liege nur noch bei etwa 39 Prozent. Die definitive Short-Interest Quote für die Woche nach der Kursrallye wird am 9. Februar 2021 von der New York Stock Exchange (NYSE) bekanntgegeben. Ist es Melvin Capital und anderen Shortsellern tatsächlich gelungen, Ende Januar die Mehrheit ihrer Short-Positionen zu schließen, müssen sich die Kleinanleger auf Wallstreetbets damit abfinden, dass die Chance vorbei ist: Entweder sie verkaufen mit hohem Verlust oder werden zu Langzeitinvestoren.

Die Neo-Broker und der GameStop-Hype

Auch unter den aktuell boomenden Neo-Brokern gab es während des GameStop-Hypes Gewinner und Verlierer. Nachdem die beliebte Broker-App Robinhood am 28. Januar 2021, mitten in der Kursrallye, den Handel mit volatilen Aktien wie GameStop ausgesetzt hat, zog sie den Zorn von Million von Kleinanlegern auf sich. In den Sozialen Medien warfen Anleger dem Neo-Broker vor, gezielt den Handel mit GME-Aktien unterbunden zu haben, um den Short-Squeeze zu verhindern und Melvin Capital beziehungsweise seinen Investor Citadel zu retten, der pikanterweise ein wichtiger Partner von Robinhood ist.

Auf der Suche nach einer Alternative zu Robinhood wechselten Hunderttausende Anleger zum chinesische Neo-Broker Webull, der daraufhin kurzzeitig zur zweitbeliebtesten App in den USA wurde. Auch der Berliner Neobroker Trade Republic setzte zeitweise den Handel mit GameStop-Aktien aus und erhielt dafür tausende 1-Sterne-Bewertungen im Google Play Store. Doch ernsthaft geschadet hat ihnen die Kontroverse wahrscheinlich nicht. Langfristig könnten Trade Republic und andere Neobroker davon profitieren, dass der GameStop-Hype genau bei ihrer Zielgruppe, der Generation Y und Z, das Interesse am Börsenhandel geweckt hat.

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