Europa zeigt mit EPI Initiative im Zahlungsverkehr

31 europäische Kreditinstitute und zwei Acquirer aus sieben Ländern mit einem gemeinsamen Ziel. Jetzt zeigt sich, ob die European Payments Initiative (EPI) die US-Giganten bezwingen kann. Von Daniel Fernandez und Laura Kracht


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Die Red Hot Chili Peppers sangen 2000 von der „Californication“, heute ist die globale Wirtschaftswelt „amerikanisiert“. Im Zahlungsverkehr haben Mastercard und Visa die Oberhand. Die Card Schemes konnten in den letzten Jahren potenzielle Wettbewerber wie Plaid und Earthport ungehindert aufkaufen und ihre Preise laut British Retail Consortium (BRC) und British Independent Retailers Association (Bira) verdoppeln. Weiterem Vormarsch des US-Duopols möchte die European Payments Initiative (EPI) Einhalt gebieten: Mit einer paneuropäischen Paymentlösung, die Instant Payments und Karten nutzt.

Tauglich für den Massenzahlungsverkehr und Peer-to-Peer-Zahlungen soll sie Anwendung in Euro- und Nicht-Euro-Märkten finden. 2020 gestartet, nimmt das Projekt nun konkretere Züge an. Nach Zustimmung der Shareholder zum Business Case soll die „EPI Interim Company SE“ mit CEO Martina Weimert einer Zielgemeinschaft weichen und die Implementierung beginnen. Auch die Zusage der Sparkassen, 150 Millionen Euro bereitzustellen, ist ein wichtiger Schritt.

Warum das Monnet-Projekt scheiterte

Nur ist die Zahlungsverkehrsinitiative nicht die erste ihrer Art. Das Vorgänger-Projekt „Monnet“ ist 2011 gescheitert. Als Hauptgründe führte man fehlende gesetzliche Sicherheit und Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells an. Auch die Höhe der Multilateral Interchange Fees (MIF) sorgte für Kontroversen. Die von der Europäischen Kommission mit den Schemes ausgehandelten 0,3 Prozent für Kreditkarten waren den Mitgliedern damals nicht genug. Das Scheitern von Monnet und auch der stille Tod der Euro Alliance of Payment Schemes (EAPS) und der Pay Fair Initiative zeigen: Bisher haben die Amerikaner noch jede Schlacht um die europäische Zahlungshoheit gewonnen.

Allerdings sind die transatlantischen Beziehungen nach Präsident Donald Trump beschädigt, eine zu große Abhängigkeit von US-Firmen gilt als politisches und wirtschaftliches Risiko. Die European Payments Initiative deckt sich also mit der langfristigen Strategie der Europäischen Union (EU) und wird durch die „Retail Payments Strategy“ der Europäischen Kommission gestärkt. Und diesmal scheint allen Beteiligten klar: EPI könnte die letzte Chance für eine wettbewerbsfähige europäische Alternative sein.

Europa muss Initiative zeigen

Herausforderungen bleiben dennoch, besonders jene, die bereits das Monnet Project scheitern ließen: Die Frage nach der Profitabilität des Geschäftsmodells. Während Visa und Mastercard die Deckelung der Interchange Fees über undurchsichtige Gebührenstrukturen teilweise umgehen konnten, bleibt zu hoffen, dass EPI hier einen anderen Weg gehen wird. Einen, der Händler und Verbraucher nicht stärker belastet. Schließlich müssen auch sie hinter dem Projekt stehen. Dass die Initiative laut Weimert auf ein Geschäftsmodell setzen wird, das nicht auf Interchange Fees basiert, stimmt optimistisch.

Doch auch an anderer Stelle muss EPI weiter überzeugen. Denn 31 Banken aus sieben Ländern sind wohl kaum eine paneuropäische Lösung. Viele scheinen von den Kosten abgeschreckt. Dem Handelsblatt zufolge fallen in der Migrationsphase 1,5 Milliarden Euro an. Weitere Investitionen werden schwer zu vermeiden sein, wenn die Europäer den amerikanischen Playern ernsthaft Konkurrenz machen möchten. Auf finanzielle Unterstützung durch die EU warten sie bisher vergebens. Zu langes Abwarten kann aber ein Risiko sein. Wie die Fehlstarts bewiesen haben, ist auch das Momentum erfolgsentscheidend. Wollen Europas Banken ein Zahlungssystem „Made in Europe“, müssen sie jetzt ge- und entschlossen Initiative zeigen. Mit Auslaufen der Maestro-Funktion 2023 standen die Chancen wahrscheinlich nie besser.

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