Industrie 4.0 ermöglicht neue Geschäftsmodelle „Pay-per-Use“

Pay-per-Use ist ein wichtiger Trend in Zeiten der Sharing Economy. Die Potenziale für Banken in diesem Bereich sind groß. Das hat auch die DZ BANK AG erkannt. Nils Brinkhoff und Philipp Präckel berichten.


Payment

Pay-per-Use ist längst in aller Munde. Der Grundgedanke dahinter: Gezahlt wird für eine Sache nur, wenn sie auch genutzt wird. Bekannt ist dieses Verfahren bereits im privaten Bereich, etwa bei Car-Sharing oder E-Scootern. Dank der zunehmenden Vernetzung der Gegenstände und Maschinen über das Internet der Dinge (IoT) können inzwischen immer mehr nutzenbasierte Daten in Echtzeit erfasst werden. So eröffnen sich völlig neue Abrechnungsmöglichkeiten.

Bis 2025 werden gemäß diverser Studien 75 Milliarden IoT-fähige Geräte weltweit vernetzt sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Maschinen ohne menschliches Eingreifen autonom gegenseitig für Dienste bezahlen. Sogenannte M2M-Payments werden auf 18 Milliarden Transaktionen in Deutschland in 2027 geschätzt.

Effizienterer Betrieb mit Pay-per-Use

Warum ist Pay-per-Use gerade in diesen Zeiten so attraktiv? Verstärkt durch Corona schwankt die Auftragslage bei vielen Unternehmen. Der internationale Wettbewerbsdruck zwingt sie, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Hersteller hochpreisiger Produktionsmaschinen überlegen, wie sie ihr Geschäftsmodell der neuen Situation anpassen. Statt seinen Kunden Maschinen zum vollen Preis zu verkaufen, „verleiht“ der Hersteller seine Maschinen und rechnet nur das ab, was tatsächlich verbraucht oder genutzt wurde.

Das freut auch den Maschinennutzer. Die smarte Anlage mit Verbindung zum Internet gehört ihm nicht, er muss keine mehrstelligen Investitionen tätigen. Pay-per-Use ermöglicht ihm einen effizienteren Betrieb. Der Hersteller wiederum hat die Chance, den Zustand der Maschine zu überwachen und proaktiv auf eventuelle Ausfälle zu reagieren und notwendige Ersatzteile zu beschaffen. Der kontinuierliche Fluss von Nutzungsdaten liefert zudem Informationen über mögliche Schwachstellen der Maschine, die durch gezielte Weiterentwicklung beseitigt werden können. Dadurch lässt sich die Nutzungsdauer der Maschine erhöhen.

Marktchancen für die Genossenschaftliche FinanzGruppe

Von dieser Idee ist auch die DZ BANK AG begeistert und arbeitet seit dem Jahr 2020 mit PayperChain zusammen. Das Start-up bietet eine blockchainbasierte B2B-Plattform, die Maschinenherstellern das Angebot von Abrechnungen von PPay-Per-Use-Modellen ermöglicht. Es gehört zur Simoldes Gruppe – ein mittelständisches Unternehmen im Maschinenbau und Kunde der VR Bank Lahn-Dill eG. Die DZ BANK AG ergänzt für PayperChain die Abrechnung über eine sogenannte Trigger-Lösung. Damit wird auf Basis der im Netzwerk gesammelten Daten bei Erreichung eines definierten Schwellenwertes eine Zahlung ausgelöst. Der Trigger schafft damit die Brücke zwischen Blockchain und realen Konten. Ergänzt wird das Angebot durch eine dynamische Versicherung der R+V, die ebenfalls auf den Maschinendaten basiert.

Aus den IoT- und nutzenbasierten Geschäftsmodellen ergeben sich neue Marktchancen für die gesamte Genossenschaftliche FinanzGruppe. Die Gruppe arbeitet an weiteren Bausteinen, um das Pay-per-Use-Lösungsangebot weiterzuentwickeln. Mittlerweile ist die Trigger-Lösung flexibel an beliebige Blockchain-basierte Pay-per-Use-Plattformen andockbar, um die Abrechnung zu unterstützen. Die Entwicklungen rund um einen digitalen Euro werden ebenfalls beobachtet, um hier auf die aktuellen Marktanforderungen reagieren zu können.

Damit Maschinen in dem Umfeld auch flexibel finanziert werden können, arbeitet die Genossenschaftliche FinanzGruppe im nächsten Schritt an nutzungsabhängigen Finanzierungsmodellen für die Bedarfe Pay-per-Use. Idealerweise zahlt die Maschine selbst den Kredit zurück, sobald sie den Betrieb aufnimmt. Das Ziel ist es, die neu entstehenden Wertschöpfungsnetze bestmöglich durch geeignete und flexible Finanzlösungen zu unterstützen und so neue Potenziale für die Genossenschaftliche FinanzGruppe zu heben.

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