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“Das Netzwerk der eigenen Mitarbeiter ist ein zentrales Aushängeschild” 

In nahezu allen Bereichen fehlt es an qualifiziertem Personal, wobei es gerade an IT-Fachkräften branchenübergreifend mangelt. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall setzt hier einige erprobte Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung und -bindung ein. IT-Vorständin Kristin Seyboth berichtet im Interview.  


Fachkräfte, Personalrecruiting, IT-Bereich

BANKINGNEWS: Wie gelingt es Ihnen, bei dem aktuellen Fachkräftemangel, der ja gerade im IT-Bereich besonders deutlich wird, die richtigen Leute für die Bausparkasse Schwäbisch Hall zu gewinnen?
Kristin Seyboth: In der Tat ist es in der IT schwieriger als in anderen Bereichen. Wir setzen hier auf einen Mix an Maßnahmen. Dazu zählt, selbst auszubilden. So stellen wir pro Jahr insgesamt rund 100 Nachwuchskräfte ein: Auszubildende als Bankkaufleute für Innen- und Außendienst oder auch als Fachinformatiker. Dazu kommen noch Ausbildungswege im dualen Studium, zum Beispiel in Wirtschaftsinformatik, und Trainees. Uns gelingt es momentan gut, diese Stellen vollständig zu besetzen. Im September 2022 haben wieder über 100 junge Leute bei uns angefangen. Das ist schon ein großes Asset und daran arbeiten wir intensiv. 

Wie machen Sie das konkret? 
Indem wir zum Beispiel mit den Schulen Hackathons veranstalten. Einer davon hat kürzlich stattgefunden. Kolleginnen und Kollegen haben mit jungen Menschen spannende kleinere IT-Aufgaben gelöst, um ihnen das Berufsfeld näherzubringen. Dass auch Mädchen mitgemacht haben, freut mich ganz besonders. Wir gehen in die Schulen in der Region und bieten verschiedenste Praktika an. Natürlich nutzen wir auch verstärkt Social Media Plattformen. Mit über 500 ITlern sind wir einer der größten IT-Arbeitgeber der Region mit einem breiten Spektrum an Möglichkeiten. Das wollen wir noch bekannter machen. Darüber hinaus sind unsere Mitarbeitenden ein zentrales Aushängeschild, sowohl regional als auch überregional. Natürlich kann man sich heutzutage auch über LinkedIn vernetzen. Aber wenn man sich persönlich kennt, ist das ein zusätzliches Pfund. Zudem präsentieren wir uns auf Konferenzen und pflegen Kooperationen und Partnerschaften mit Universitäten. Hier investieren wir viel und bekommen dann auch gute Leute.  

Die Politik kann und muss sich noch einmal ganz anders damit auseinandersetzen.

Sie sagten es: Die eigenen Mitarbeiter sind ein zentrales Aushängeschild. Zufriedene Mitarbeiter empfehlen den Arbeitgeber dann auch weiter, oder?
Genau. Deswegen beschäftigen wir uns kontinuierlich mit der Frage, wie wir für unsere Mitarbeitenden ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld schaffen können. Im Ergebnis haben wir viele zufriedene Kolleginnen und Kollegen, die gerne bei uns bleiben. Das gilt für alle Bereiche der Bausparkasse, auch für die IT. Neben langfristigen Perspektiven, vielen Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Gesundheitsmanagement sind uns Weiterbildungsangebote besonders wichtig. Wir bieten zum Beispiel eine Smart Data Academy, um Kolleginnen und Kollegen zu Datenexpertinnen und -experten aus- und weiterzubilden. Ein Teil unserer heutigen IT-Mannschaft kommt ursprünglich aus der Kreditbearbeitung und hat sich über solche Angebote weiterqualifiziert. Diese Kollegen verfügen jetzt über eine ideale Mischung aus Fach- und IT-Wissen. Es ist unser Ziel, wirklich alle Mittel auszuschöpfen.  

An Initiativen aus Ihrem Haus fehlt es also nicht. Was fehlt von politischer Seite?
Da fehlt eine ganze Menge. Wenn ich auf unser Bildungssystem schaue, und da fängt es für mich an, ist es auffällig, wie unattraktiv die MINT-Fächer wahrgenommen werden. Und ich glaube, da müssen wir früh ansetzen. Deshalb bemühen wir uns um Kooperationen mit Schulen oder gemeinnützigen Vereinen. Zum Beispiel bringt die Wissensfabrik mit IT2School viele Unternehmen aus der freien Wirtschaft zusammen. Insgesamt kommen viele Initiativen aus der Wirtschaft. Ich glaube aber, dass die Politik sich noch einmal ganz anders damit auseinandersetzen kann und muss. Es sollte als gemeinsames gesellschaftliches Problem erkannt werden.  

Interview: Laura Kracht