Banker der HSBC überschreiten humoristische Grenze

Jedes Mal, wenn die Terrorgruppe IS ein Video einer Exekution ins Netz stellt, verschlägt es Menschen den Atem. Fragen kursieren dann im Kopf der Zuschauer: Wie kann man so grausam sein? Wer gibt diesen Gestalten das Recht, ein Leben zu nehmen? Wo ist die Menschlichkeit bei diesen „Menschen“? Antworten findet man nur in den seltensten…


Jedes Mal, wenn die Terrorgruppe IS ein Video einer Exekution ins Netz stellt, verschlägt es Menschen den Atem. Fragen kursieren dann im Kopf der Zuschauer: Wie kann man so grausam sein? Wer gibt diesen Gestalten das Recht, ein Leben zu nehmen? Wo ist die Menschlichkeit bei diesen „Menschen“? Antworten findet man nur in den seltensten Fällen. Die moderne Gesellschaft kennt viele Möglichkeiten der Auf- und Verarbeitung solcher Ereignisse. Parodie und Satire sind solche Möglichkeiten. Allerdings sind beides Wege der Thematisierung, die einen ethischen Drahtseilakt darstellen. Laien sollten in der Regel davon absehen, sich auf tumbe Art und Weise über etwas lustig zu machen. Schließlich stolpern bereits etablierte Comedians über sensible Themen in ihren Programmen und ernten zu Recht das eine oder andere Mal Kritik. Nun haben sich sechs Banker der HSBC während eines Firmenausflugs in jeglicher Hinsicht disqualifiziert, da sie eine Exekution des IS nachgespielt und gefilmt haben – selbstverständlich humoristisch! Das Video fand seinen Weg natürlich ins Internet und erfuhr eine rasche Verbreitung auf Portalen wie Instagram.

Zusammenhalt des Teams sollte gefördert werden

Der Ausflug hatte das eigentliche Ziel, den Zusammenhalt im Banker-Team zu verbessern. Dummheiten bei Betriebsausflügen sind zwar keine Seltenheit, allerdings haben nun diese sechs Mitarbeiter der HSBC den Vogel mit ihrer Nachstellung einer Hinrichtung wirklich abgeschossen. Das Geldhaus reagierte sofort und entließ die Mitarbeiter umgehend. Humor hat seine Grenzen und die Entscheidungsträger der Bank haben die einzige Lösung gewählt, um vor der Öffentlichkeit nicht ihr Gesicht zu verlieren.

Moralkeule?

Das alles klingt nun sehr deutlich nach Moralkeule. Soll es aber gar nicht sein. Es ist immer leicht, sich auf solche Themen zu stürzen, sich selber den Heiligenschein aufzusetzen und seine eigenen Hände in Unschuld zu waschen. Sicherlich sollte die Darstellung durch ihr parodistisches Moment überzeugen. Alle lachen nach dem Ausruf „Allahu Akbar“ (Allah ist groß). Ein Kleiderbügel fungiert als Enthauptungsinstrument. Ich muss sagen: Ich habe schon herzlicher gelacht. Denn in der Gattung der Parodie liegt ein ganz entscheidendes Problem: In ihr ruht das ambivalente Gefüge aus Tatsache und deren grotesker Transformation. Wer möchte sich schon eine humoristische Exekution mit deutlichen Verweisen auf die potentiellen Täter ansehen, wenn gegenwärtig jene Handlungen auf dieser Welt Realität sind und Menschen täglich sterben? Ein szenisch integrierter Kleiderbügel bringt mich dann wirklich nicht zum Lachen.

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