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Dividenden trotz Staatshilfen – geboten oder geschmacklos?

Corona schlägt auch am Aktienmarkt voll durch. Diskutiert wird auch die Frage, ob Unternehmen Dividenden ausschütten sollten, wenn sie Staatshilfen beantragt oder bewilligt bekommen haben. Ein Beitrag von Sven Wittich.


Sind Dividenden trotz Staatshilfen geboten oder geschmacklos?

Aufgrund der sehr speziellen Zeiten, in denen wir uns aktuell befinden, streichen viele Unternehmen die Dividendenausschüttung im Jahr 2020, so auch einige der DAX-Konzerne. Andere, unter anderem große Automobilhersteller, wollen jedoch konsequent an einer Ausschüttung festhalten, ganz gleich ob Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden sind oder nicht.

Natürlich wird jetzt diskutiert, ob eine Ausschüttung von Dividenden gerechtfertigt ist, da es sich schließlich um Gewinne des Jahres 2019 handelt oder ob das bei gleichzeitiger Inanspruchnahme von Staatshilfen nicht ein Missbrauch am Steuerzahler ist.

Frankreich geht hier, genau wie Dänemark, eine klare politische Linie und untersagt Unternehmen Aktienrückkäufe und das Ausschütten von Dividenden, „wenn sie von den Finanzen des Staates profitieren“, so Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Zudem sollen auch keine Firmen unterstützt werden, die in Steueroasen gemeldet sind.

Klare, verbindliche Regelungen notwendig

Die Rufe nach klaren und vor allem verbindlichen Regelungen werden auch hierzulande immer lauter. Finanzminister Olaf Scholz schließt laut dts Nachrichtenagentur zumindest Dividendenauszahlungen aus, wenn das Unternehmen einen Kredit aus den KfW-Hilfsprogrammen bekommt.

Aber ist das der richtige Weg? Würde eventuell eine Dividendenabsenkung und gleichzeitige Staatshilfen als graduiertes Schaukelmodell mehr Sinn machen? Vielleicht kann man so präventiv gegen eine Flucht aus Aktien vorgehen? Denn das wäre für die Unternehmen mittel- und langfristig auch nicht gut. Und sind Aktienrückkäufe tatsächlich nur eine Möglichkeit, um Dividenden künstlich zu steigern und Kurse in die Höhe zu treiben? Oder ist dies in der aktuellen Situation vielleicht auch ein Schutz angeschlagener Unternehmen gegen mögliche Übernahmeversuche? Hiervor warnte nicht nur Verkehrsminister Andreas Scheuer, auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier möchte alles tun, um einen „Ausverkauf“ deutscher Wirtschafts- und Industrieunternehmen zu verhindern.

Eins sollte klar sein: Schulden verstaatlichen und Gewinne privatisieren kann nicht die Lösung sein. Aber muss es eine „Entweder-oder-Lösung“ sein? Es gibt Zeiten, in denen es durchaus hilfreich sein kann, neue oder kreative Wege zu gehen. Aber egal, welche Meinung man dazu vertritt, es bleiben spannende Zeiten für alle – Aktionäre, Politiker, Manager und Banker.

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