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1816: In Österreichs Bankenwelt tut sich etwas

Im Juni 1816 wurden in Österreich zwei für die Finanzwelt wichtige Patente erlassen. Wofür waren sie gut und was passierte dann? Schauen wir doch mal bei unseren österreichischen Nachbarn vorbei.


1816 wird die Oesterreichische Nationalbank gegründet.

Zentralbanken – nationale (etwa Bank of England oder Banca d’Italia) oder supranationale Institutionen (etwa Europäische Zentralbank oder die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) waren von enormer Wichtigkeit. Denn sie agieren meist unabhängig und haben geld- und währungspolitische Aufgaben. Eine solche Institution, die auch Notenbank, Zentralnotenbank oder Nationalbank genannt wird, ist oft als einzige befugt, gesetzliche Zahlungsmittel auszugeben. Sie hat das Monopolrecht daran.

Zentralbanken halten die Währungsreserve in einem Währungsraum, regulieren die Geldmenge, beeinflussen die Geldschöpfung durch die Vergabe von Krediten der Geschäftsbanken. Auch refinanzieren die Zentralbanken den Staat und die Geschäftsbanken. Damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann, verfügt eine Zentralbank über verschiedene Instrumentarien. Darunter fallen hauptsächlich die Steuerung des Leitzinses und der Mindestreserve.

Nationalbanken in Europa

In Deutschland ist das bekanntlich die Bundesbank. Im Sommer 2020 feiert die deutsche Nationalbank Jubiläum, das 63., um genau zu sein. Auch in Österreich und Spanien nähern sich die Jahrestage der Nationalbank-Gründungen. Die spanische Nationalbank, die Banco de España, entstand aus der am 2. Juni 1782 mit Erlaubnis von König Karl III. gegründeten Banco Nacional de San Carlos, die unter dem Patronat des Monarchen stand.

Ebenso wie die spanische Zentralbank ist auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ein wichtiger Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB). Die unabhängige und weisungsfreie Institution ist an der Gestaltung der wirtschaftlichen Entwicklung in Österreich und in der Euro-Zone beteiligt. Bargeld, Geldpolitik, Finanzmarktstabilität, Statistik und Zahlungsverkehr sind ihre Hauptaufgaben. Daneben ist die Oesterreichische Nationalbank unter anderem Förderer von Wissenschaft und Forschung sowie Kunst und Kultur.

Die Habsburger und das österreichische Geldwesen

Vor der Gründung der Zentralbank der Republik Österreich im Juni 1816 spielte im Land allerdings eine andere Bank eine Rolle: die Wiener Stadtbank. Sie wurde bereits 1705 gegründet und gab 1762 erstmals sogenannte Bancozettel heraus. Was ist das genau und wie kam es dazu? Im 18. Jahrhundert experimentierten die Habsburger mit der Emission von Papiergeld. So war die Ausgabe von Banknoten an die Wiener Stadtbank übergeben worden. Auf deren Handeln konnte die Staatswelt nicht direkt zugreifen.

Das änderte sich in den napoleonischen Kriegen: Die Staatsführung kontrollierte nun die Notenausgabe und der Umlauf der Banknoten stieg an. Silber- und Kupfermünzen verschwanden durch die Bancozettel zunehmend. Die Zwangsannahme von Papiergeld im Privatverkehr wurde per Dekret durchgesetzt. Das hatte einen stark anschwellenden Abschlag auf Banknoten zur Folge.

1810 hatte die Inflation den Papiergulden auf 15 Prozent des Nominalwertes der Bancozettel gedrückt. Gegen die gezwungene Annahme von Bancozetteln revoltierten die im Felde stehenden Truppen sogar. Die Bancozettel wurden schließlich im Verhältnis 5:1 abgewertet.

Die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank

Nach den napoleonischen Kriegen stand der Vielvölkerstaat der Habsburger vor einer Herausforderung. Das große Reich musste wirtschaftlich integriert werden. Am Markt herrschten die Gesetze von Angebot und Nachfrage, nicht das Staatsoberhaupt. Daher erließ der Kaiser am 1. Juni 1816 zwei Patente, das „Finanz-“ und das „Bankpatent“. Diese führten zur Gründung der „privilegierten oesterreichischen National-Bank“.

Damit kehrte Ruhe in das Geldwesen Österreichs. Die neue Nationalbank bekam ein Emissionsmonopol. So konnte der Wert des Papiergeldes wieder steigen, da die Institution auf den Geldwert ihrer Papiere Acht gab. Dank Eigenkapitalbasis durch eine Aktienemission konnte die Nationalbank unabhängig von den Ausgabeplänen der Staatsführung agieren.

Mit dem Erlass der kaiserlichen Patente nahm die Nationalbank schnell ihre Tätigkeit auf, war aber zunächst im Umfang beschränkt. Das ausschließliche Recht zur unbeschränkten Notenausgabe erhielt sie mit kaiserlichem Patent am 15. Juli 1817. Im Januar 1818 erfolgte dann die Konstituierung der definiten Bankleitung.

Heute ist die Oesterreichische Nationalbank ein wichtiger Faktor im Euroraum. 

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