Die Zukunft der Fondsbranche

Thorsten Hahn sprach für die BANKINGNEWS mit Michael Rüdiger von der DekaBank auf dem Campus for Finance. BC: Herr Rüdiger, Sie sind seit 14 Monaten Vorstandsvorsitzender der DekaBank. Können Sie uns ein  Kurzresümee geben? Die Deka entwickelt sich seit etwas über einem Jahr von einem Fondsdienstleister hin zu dem Wertpapierhaus der Sparkassen. Diese Aufgabe begeistert…


Thorsten Hahn sprach für die BANKINGNEWS mit Michael Rüdiger von der DekaBank auf dem Campus for Finance.

BC: Herr Rüdiger, Sie sind seit 14 Monaten Vorstandsvorsitzender der DekaBank. Können Sie uns ein  Kurzresümee geben?
Die Deka entwickelt sich seit etwas über einem Jahr von einem Fondsdienstleister hin zu dem Wertpapierhaus der Sparkassen. Diese Aufgabe begeistert mich. Wir gehören damit zu den Adressen, die eine sehr klare Ausrichtung haben. Die Sparkassen sind unsere Anteilseigner und Kunden. Dies sorgt für Klarheit. Die regionale Verankerung ist zudem eine der großen Stärken, die wir haben.

Wo steht die Fondsbranche aus  Ihrer Sicht heute?
Die demographische Entwicklung und das Niedrigzinsumfeld sind gute Gründe für das Wertpapiersparen. Dennoch sind Privatanleger weiter sehr zurückhaltend. Hinzu kommen die zunehmenden regulatorischen Hürden. Als Deka verändern wir uns daher von einem reinen Produkt- hin zu einem Lösungsanbieter. Ziel ist es, die Berater vor Ort besser zu unterstützen und nicht nur Einzelbausteine für die Asset Allocation zu liefern, sondern darüber hinaus für  konkrete Kundenbedürfnisse Komplettlösungen anzubieten.

Die Renditen der Lebensversicherungen schmelzen dahin. Gut für Ihr Institut bzw. die gesamte Fondsbranche?
Das aktuelle Niedrigzinsumfeld belastet nicht nur Versicherungen, sondern auch Banken. Wir sind als Wertpapierhaus in vier Geschäftsfeldern tätig. Kapitalmarkt, Immobilien, Finanzierungen und Wertpapiervermögensverwaltung, so dass wir die Niedrigzinseffekte durch unsere Diversifikation reduzieren können. Ohne Wertpapiere ist eine vernünftige private Altersvorsorge kaum möglich. Hier müssen die deutschen Anleger ein anderes Verhältnis zu Wertpapieren entwickeln und weniger auf kurzfristige Kursschwankungen, sondern mehr auf die langfristige Wertentwicklung achten. Sonst droht vielen Menschen im Alter eine große Versorgungslücke.

Stichworte Onlinevertrieb und Kooperationspartner außerhalb der Sparkassenorganisation: Sie haben alle Sparkassen als Vertriebskanal. Reicht Ihnen das oder wollen Sie weiter wachsen?
Mit rund 50 Millionen Sparkassenkunden und mit der in Deutschland notwendigen Steigerung der Wertpapierkultur haben wir ein enormes Wachstumspotenzial innerhalb der eigenen Familie.

Die Deutschen gelten als „Börsenmuffel“. Laut einer Studie haben 46% der Schweden Spaß und Interesse am Kursverlauf ihrer Wertpapiere. Bei den Deutschen sind es gerade mal 22%. Wie kann man das ändern und die Deutschen für Wertpapiere begeistern?
Zum einen glaube ich, dass man die Wertpapierkultur in Deutschland nur steigern kann, wenn man sehr früh, schon in der  Schule, anfängt: Es ist extrem wichtig, hier Wissen über die Bedeutung von Aktienkapital, von Kapitalmärkten insgesamt zu übertragen. Das setzt sich fort an den Hochschulen. Zweitens sollten wir noch mehr auf die Industrie hören, die ja vom Produktivkapital lebt und uns als Investoren, als Aktionäre, sehr willkommen heißt.

Stichwort Verbraucherschutz: Macht es einem Bankvorstand heute überhaupt noch Spaß, seinem Vertriebsteam den Verkauf von Fonds schmackhaft zu machen?
Wertpapierfonds sind gute und wichtige Produkte für die Kunden. Wenn man eine breite  Vermögensbasis in der Bevölkerung schaffen will, sehe ich keine Alternative.

In einem Statement vom September 2013 gegenüber dem Handelsblatt fordern Sie eine Reform des Verbraucherschutzes. Wie könnte eine solche Ihrer Meinung nach aussehen?
Ein Zuviel an Maßregelung sorgt nicht für ein Mehr an verantwortungsvoller Beratung über Chancen und Risiken. Wir sollten uns bemühen, dass Verbraucherschützer sich wieder stärker aus der Perspektive des Kunden fragen, was wirklich nützt – und was vielleicht reine Bürokratie ist.

Was sind Ihre Ziele für das Jahr 2014?
Die gleichen wie im Jahr 2013. Wir haben eine klare Strategie, die Transformation der Deka zum Wertpapierhaus der Sparkassen, diese setzen wir konsequent um.

Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!