Ho-ho-hohe Zinsen

Viele Verbraucher überziehen für die Festtage ihr Konto. Gemeinsam mit den Geschenken liegen hohe Dispozinsen unter den Weihnachtsbäumen der Republik.


Der Handelsverband HDE prognostiziert für das Weihnachtsgeschäft 2018 ein Umsatzvolumen von über 100 Milliarden Euro im deutschen Einzelhandel. Einer Umfrage des Kreditportals smava zufolge finanzieren 13,8 Millionen Deutsche Geschenke und weitere Ausgaben rund um die Feiertage über einen Dispokredit. Weitere 12,5 Millionen schließen nicht aus, dass sie für Weihnachten und Silvester ihr Konto überziehen werden. Dem Kunden bleibt beim Blick auf den Kontoauszug schnell die Gänsekeule (oder die Bockwurst mit Kartoffelsalat) im Halse stecken. Denn der Durchschnitt für Dispozinsen liegt nach einer Erhebung von Finanztest bei 9,72 Prozent.

Tauwetter für POS-Kredite

Ein gefundenes Fressen sind die genannten Zahlen für Online-Kreditvermittler, die mit niedrigen Zinsen für Ratenkredite werben. Und auch Elektronikmärkte und Möbelhäuser werfen mit Null-Prozent-Finanzierungen um sich, die meist von den üblichen Verdächtigen Consors Finanz, Santander und Targo bereitgestellt werden. Wenn Mobile Payment Fahrt aufnimmt und das Smartphone immer mehr Kaufprozesse begleitet, könnte auch wieder Bewegung in den POS-Kredit-Markt kommen und somit nicht mehr nur für Spezialinstitute spannend sein.

Alternativen zum Dispo aufzeigen und anbieten

Zwei Gründe sind ausschlaggebend dafür, dass der Bankkunde lieber sein Konto überzieht, als über einen Ratenkredit nachzudenken: Unwissenheit und Bequemlichkeit. Er muss darüber informiert werden, dass ein Ratenkredit in bestimmten Fällen ratsamer als eine langfristige Zahlung von Dispozinsen ist. Wenn die Banken es ernst damit meinen, zur finanziellen Bildung der Gesellschaft beizutragen, sollten sie diese Aufklärungsarbeit nicht den Vergleichsportalen überlassen. In der Vorweihnachtszeit könnte die Banking-App eine informative Push-Nachricht an alle Kunden senden, die regelmäßig ins Dispo rutschen – quasi als Zinsfallenschutzimpfung. Einfacher geht es kaum.

Das ist das Stichwort für Grund Nummer zwei. Das Konto zu überziehen, ist einfach, einen Kreditantrag zu stellen, nicht: Formulare ausdrucken, unterschreiben, per Post verschicken und drei bis fünf Tage nach Eingang der Unterlagen das Geld ausgezahlt bekommen. Schöne Bescherung! Einen Ratenkredit der Hausbank im Bezahlprozess zu erhalten, muss viel einfacher und bequemer werden. Vorstellbar ist, dass die Banking-App per Geofencing ermittelt, dass sich der Kunde gerade im Möbelhaus aufhält, und ihn über eine Finanzierung informiert. Oder eine entsprechende Option erscheint beim Zahlen mit der Payment-App. Das ist situativ gesteuerter Service und Vertrieb und erhöht idealerweise die Kundenbindung und das Vertrauen in die Hausbank, die den Verbraucher vor hohen Zinsen bewahrt.

Alternative Wege aufzeigen und diese Wege nutzerfreundlich zur Verfügung stellen – das wäre doch ein sinnvoller Vorsatz für das neue Jahr.