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Was Banken von Klarna lernen können

Googelt man die wertvollsten Fintechs weltweit, finden sich ein paar europäische und mit N26 sogar ein deutsches Unternehmen darunter. Nun gibt es eine neue Nummer 1 an Europas Fintech-Himmel, von der sich Banken noch viel abgucken können.


Klarna sammelt eine Milliarde US-Dollar und ist nun Europas wertvollstes Fintech

Ja, die können es einfach – die Schweden. Bekannt als Bargeld-Abschaffer und Liebhaber von digitalen Zahlungen haben die Schweden sogar die Kollekten in Kirchen durch „Kollektomaten“ ersetzt und testen bereits die E-Krone. Kurzum: Im unbaren Zahlungsverkehr sind sie unschlagbar. So ist es kaum verwunderlich, dass sich ein schwedisches Payment-Fintech an Europas Spitze gesetzt hat.

Wie bekannt gegeben wurde, hat der Zahlungsdienstleister Klarna eine Milliarde US-Dollar an Investorengeldern eingesammelt. In der vierfach überzeichneten Finanzierungsrunde befanden sich neue und bestehende Investoren, etwa Silver Lake, Sequoia Capital, Atomico, VISA, oder die Ant Group. Abgeschlossen wurde sie mit einer Bewertung von 31 Milliarden US-Dollar.

Klarna konnte seine Bewertung damit verdreifachen und ist nun das am höchsten bewertete nicht-börsennotiere Start-up auf dem europäischen Kontinent – und weltweit auf Rang zwei. Übertrumpft wird der skandinavische Zahlungsdienstleister nur noch von Ant Financial.

Klarna möchte weiter wachsen

Das wird sich vielleicht ändern, denn der neue Geldsegen soll bei Klarna in die internationale Expansion fließen. Geplant ist, das globale Wachstum im Einzelhandel noch besser zu nutzen. Dabei spielt dem Fintech sicherlich auch der Boom im Online-Handel in Folge der Corona-Krise in die Karten.

Der Zahlungs- und Shoppingdienstleister ist bereits in 17 Ländern auf verschiedenen Kontinenten aktiv. Laut eigenen Angaben wickelt das Unternehmen jeden Tag zwei Millionen Transaktionen ab. Den wichtigsten Markt für das Fintech bildet Deutschland – obwohl die Bürger hierzulande ja nicht gerade als Digital-Payment-affin gelten.

Gegründet wurde Klarna 2005. Das Fintech nahm sich vor, eine reibungslose Abwicklung von Zahlungen im Online-Handel zu ermöglichen. Die Zahlungen können sofort, später oder in Raten beglichen werden. Der Zahlungsdienstleister arbeitet aktiv mit rund 250.000 Händlern zusammen. Die 3.500 international tätigen Mitarbeiter betreuen 90.000 Kunden. Im Jahr 2014 übernahm Klarna die Sofort GmbH und 2017 die Billpay GmbH.

Klarna als Vorbild für Banken

Das schwedische Start-up möchte allerdings nicht das komplette Investorengeld ins Wachstum investieren – jedenfalls nicht in das eigene. Klarna gab an, ein Prozent des eingeworbenen Kapitals an eine neu gegründete Initiative zu spenden wird, die sich auf zentrale Baustellen beim Thema Nachhaltigkeit konzentriert. Offizieller Startschuss der Initiative ist der 22. April 2021, der Tag der Erde.

Klarna-Mitgründer und CEO Sebastian Siemiatkowski sagte, dass es nun für das Unternehmen an der Zeit sei, sich „zusätzlich auf die Bewältigung größerer, komplexerer Probleme“ zu fokussieren“. Und weiter: „Ich glaube, dass unsere Branche die Verantwortung hat, auch zur Lösung globaler Nachhaltigkeitsprobleme beizutragen, und ich hoffe, dass sich andere unseren Ambitionen anschließen werden.“ Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit hat es so schon einmal gegeben.

Doch nicht nur in diesem Punkt ist das Fintech „vorbildlich“. Auch die Geschäftsergebnisse der Schweden sind mehr als vorzeigbar: Volumen und Umsatz stiegen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 46 beziehungsweise 40 Prozent. Darüber hinaus steht Klarna auf Platz fünf der CNBC-Disruptor 50-Liste für 2020 und die Klarna App war durchgängig unter den Top 10 der App-Downloads in den USA.

Es ist Geld im Payment

Zwischenfazit: Image und Zahlen stimmen. Irgendwas macht die Firma also richtig. Klarnas Erfolgsrezept lässt sich einfach zusammenfassen: „Bei Klarna lösen wir Probleme – das ist der Kern dessen, was wir sowohl für Verbraucher als auch für Händler tun“, sagt der CEO.

Da ist er wieder, der lang gepredigte Grundsatz: „Vom Kunden her denken“. Und Klarna hat scheint verstanden zu haben, was Kunden wollen: Individuelle, auf sie zugeschnittene Angebote, kanalübergreifende Prozesse und reibungslose Abwicklung, gepaart mit exklusiven Rabatten und Treuebonus. Das alles freut auch die Händler.

Klarna zeigt einmal mehr, dass im Payment Geld zu holen ist. Vielleicht hat auch deshalb die Deutsche Bank den Zahlungsverkehr für sich (wieder)-entdeckt. Sie möchte hier nun wieder mehr Lösungen für Händler anbieten. Wie erfolgreich, wird sich zeigen. Mehr mit Händlern kommunizieren, wäre für Banken grundsätzlich eine Überlegung. Denn sie wissen, was Kunden wollen und haben gleichermaßen Interesse an gemeinsamen Lösungen.

Payment-Kooperationen: Wer mit wem?

Das Start-up Klarna macht traditionellen Banken also mächtig Konkurrenz und verfügt auch über die Lizenz zum Bankgeschäfte machen. Oft werden Kundenbedürfnisse von Banken bereits erfragt, an Lösungen, die diese zufriedenstellen wird getüftelt. Hemmschuh ist oftmals noch die technische Umsetzung, da IT-Abteilungen mit Altlasten und Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Lösungen bietet aber wiederum die Technik: KI, Blockchain, Robotic Process Automation, Low-Code. Auch die Kooperation mit entsprechenden Anbietern wird vorangetrieben, ebenso die Zusammenarbeit mit Fintechs.

Payment ist zwar im Idealfall gewinnbringend, aber dafür müssen auch massiv Investitionen getätigt werden. Kooperationen daher lohnenswert, wenn moderne Technik und hippes Image mit einer Masse an Kundendaten, Know-how und Vertrauensbonus zusammentreffen.

Banken sollten schnell nach erfolgsversprechenden Kooperationen suchen, denn die Fintechs greifen vermehrt nach Banklizenzen. Sonst können die Banken irgendwann nur noch hoffen, dass das Fintech sie als Kooperationspartner akzeptiert – die ein oder anderen Kundendaten haben Banken ja dann vielleicht noch.

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