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Greta und das grüne Geld

Der Klimawandel beherrscht die Schlagzeilen. Wären Banken nicht so zaghaft, könnten sie Nachhaltigkeit fördern – und gleichzeitig ihre Erträge steigern.


Wie oft war schon die Rede vom Schmetterling, der mit seinem Flügelschlag in Brasilien einen Wirbelsturm in Texas auslöst, wenn es um die großen Dinge geht, die klein beginnen? Da setzt sich eine Schülerin ganz allein jeden Freitag während der Schulzeit mit einem selbstgemalten Protestschild („Skolstrejk för Klimatet“) vors schwedische Parlamentsgebäude und demonstriert friedlich dafür, dass die Politiker den Klimawandel endlich als ihre dringendste Aufgabe verstehen und handeln. „Fridays for Future“ war geboren, erdacht von einer jungen Frau, die mal etwas genauer über ihre Zukunft und die ihrer Generation nachgedacht hat.

Das Interesse auf Seiten der Anleger scheint vorhanden zu sein

Nun fragen sich viele Menschen: Was kann ich tun, um gegen den Klimawandel zu kämpfen? „Grünes Geld“, also Investments in Nachhaltigkeit, ist ein Baustein mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Denn ohne Zweifel wird der Übergang in eine CO2-reduzierte (Wirtschafts-)Welt viel Geld kosten. Die EU-Kommission schätzt, dass jährliche Investitionen von 180 Milliarden Euro bis 2030 notwendig sind.

Damit wären wir beim „Klimawandel“ auf den oberen Banketagen. Eine Frage dazu, die nicht nur Greta Thunberg interessieren dürfte, lautet: Was tun große und kleine Finanzinstitute, um Green Investments im großen Stil zu pushen? Denn das Interesse auf Seiten der Anleger scheint vorhanden zu sein: Der bislang größte Green Bond der staatlichen Förderbank KfW mit einem Emissionsvolumen von drei Milliarden Euro war mehrfach überzeichnet. Die Nachfrage lag bei acht Milliarden Euro – grünes Geld scheint also da zu sein.

Banken müssen nur die passenden Angebote machen

Das gesamte Volumen deutscher Fondsgesellschaften liegt allerdings bei drei Billionen Euro. In Deutschland haben nachhaltige Fonds einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Der Anteil der Green Bonds ist also noch klein. Woran liegt’s? Vielleicht daran, dass die Großen in der Finanzbranche ein bisschen wie Automobilhersteller reagieren, wenn sie das Wort „Umwelt“ hören? Diese hatten bekanntlich, statt Elektromotoren zu entwickeln, lieber erstmal Schummelsoftware in ihre Produkte eingebaut (nicht alle selbstverständlich). Schon komisch, dass der Börsenwert der UmweltBank in Nürnberg heute sechsmal höher liegt als 2001 und dass die Gemeinschaftsbank GLS aus Bochum die Zahl ihrer Kunden erheblich steigern konnte. Sie rechnet 2019 mit 30.000 Neukunden.

Nürnberg? Bochum? Was ist mit Frankfurt? Die Großen der Branche beschäftigen sich derzeit hauptsächlich mit sich selbst. Greta und ihre Mitschüler haben gezeigt, was sie von Politikern und Managern erwarten (Greta Thunberg war auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos, wo sich Banker und Berater regelmäßig treffen). Sie sollen den Klimawandel endlich oben auf die Agenda setzen und handeln. Deutsche Banken könnten dazu einen erheblichen Anteil beisteuern. Selbst die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs lanciert mittlerweile Nachhaltigkeitsindizes. Das Fintech Tomorrow, in Deutschland seit Frühjahr am Markt, versteht sich als „Nachhaltigkeitsbank“ per App. Für 2019 erwarte man mindestens 20.000 neue Kunden.

Wenn die etablierten Banken nach neuen Kunden suchen, könnten sie bei Greta und ihren Mitstreitern fündig werden. Sie müssten nur die passenden Angebote machen. Es könnte sein, dass grünes Geld nach ESG-Kriterien dabei eine zentrale Rolle spielt.